Was versteht Arnold Gehlen unter Kultur und unter Institution?

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Gut verständlich beschrieben in

http://www.eckhartarnold.de/papers/gehlen/node2.html

ab dem 2. Absatz, der beginnt mit: Der Mensch ist nach Gehlen im Gegensatz zum Tier wesentlich „handelndes Wesen“.

Im Prinzip ist das nicht neu und kann bereits bei Platon im Prometheus-Mythos nachgelesen werden. Bei Institutionen benutzt Gehlen den umfassenderen Begriff (z.B. auch Sprach, Rechtswesen als Institution), wie er bei Wikipedia "Institution" erläutert ist. Heute wird er landläufig eher im weiteren Sinn als Organisationen aufgefasst.

"Institution (lateinisch institutio ‚Einrichtung‘) ist ein in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften uneinheitlich definierter Begriff. Übereinstimmend wird darunter ein Regelsystem verstanden, das soziales Verhalten und Handeln von Individuen, Gruppen und Gemeinschaften in einer Weise formt, stabilisiert und lenkt, wodurch es im Ergebnis für andere Interaktions­teilnehmer erwartbar wird. Im weiteren Sinne werden unter Institutionen auch feste gesellschaftliche Einrichtungen wie Behörden, Gerichte, Universitäten und Schulen verstanden."

Für Gehlen ist eine Institution kurz auf den Nenner gebracht erstens eine „Sollsuggestion“ die auf extrinsischer Außensteuerung beruht und intrinsisch gleichsam über Konditionierungen internalisiert, habitualisiert und konstituiert wird. Zweitens vermitteln Institutionen eine Sinnsubstitution durch die dargebotetene Permanenz und soziale Präsenz (als Kollektivvortrag). Im Ergebnis dieser Attrahierungsfähigkeit sind sie, wie es Gehlen formuliert „eigenwertgesättigt“

Zur Kultur folgendes Zitat: „Kultur stellt sich für Gehlen dar als (1) ein Prozess (2) der Selektion (3) des Außergewöhnlichen, Unwahrscheinlichen, Exklusiven und damit letztlich eines (4) überlebenswerten Geltungszusammenhanges: survival of the most precious!“ (Zitatquelle: Hans Georg Soeffner „Die Perspektive der Kultursoziologie“; In: Klaus E. Müller (Hrsg.) „Phänomen Kultur.  Perspektiven und Aufgaben der Kulturwissenschaften“; Bielefeld : transcript Verl, 241 S., darin S. 171-194, Zitat S. 182)