Was sind Vinyl Schallplatten?


03.06.2024, 18:47

also ist der klang vielleicht besser? oder eher so aus nostalgischen gründen?

11 Antworten

Schallplatten sind analoge Datenträger. Die Musik ist als Wellenform in die Platte gepresst und wird von einem Tonabnehmer abgenommen und direkt so weiterverarbeitet. Es findet demnach keine Umwandlung einer digitalen Datei in ein analoges Signal statt. Dadurch ist der Klang letztendlich einfach... anders. Aus einer Schallplatte bekommst du Klänge, die du über einen Spotify-Stream nie hören wirst.

Solange dein Niveau aber Bluetooth-Boxen sind, bezweifle ich, dass du das überhaupt heraushören, geschweige denn zu schätzen wissen wüsstest.

Mal ganz davon abgesehen, dass wir bei einer guten Musikanlage mit Plattenspieler locker über eine 4-stellige Summe reden, das ist ein völlig anderes Kaliber als Bluetooth-Boxen.

Das hier:

Bild zum Beitrag

https://de.wikipedia.org/wiki/Schallplatte

Objektiv besser klingt die Platte auf keinen Fall. Alleine schon durch kleine Staubpartikel entsteht eine Klangveränderung und das typische Knistern, während der Stream auf Spotify keinen Qualitätsverlust hat. Von Datenkompression mal abgesehen, das macht in diesem Umfang quasi nichts aus. In der Theorie als Spotify wären spezielle Streaming-Dienste, die unkomprimierte Audiodateien zur Verfügung stellen.

Aber was viele Leute dran schätzen, ist eben die Imperfektion. Dieses leichte Knistern, der warme Klang, allgemein ist eine Schallplatte klanglich einfach lebendiger und nicht so steril wie eine digitale Datei. Auch wegen der besonderen Optik und Haptik der Platte mögen das viele. Ist alles eher eine Frage des Erlebnisses, nicht der reinen Qualität.

Das Thema Lautsprecher ist ja nochmal ganz was anderes, "eine Box" sagt überhaupt nichts aus. Spotify kann man über einen 30€-Hosentaschenlautsprecher oder über eine Luxus-HiFi-Anlage für 300k€ hören, genau das mit einem Plattenspieler.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich bin Musiker und beschäftige mich viel mit Tontechnik
 - (Sound, Audio, Lautsprecher)

Spotify hat btw sehr wohl Qualitätsveelust, weil die Dateien komprimiert werden, damit man sie einfacher streamen kann.

Haben die irgendeinen Vorteil zu Spotify und einer Box?

Das kommt ganz darauf an. Ja Spotify ist tatsächlich klanglich kein besonderer Genuss. Hörbare Komprimierung, schlechtes Balancing.

Aber auch Schallplatten brauchen eine Box. Plattenspieler sind sogar deutlich aufwendiger als klassische Quellen (digitale Musikverarbeitung)

Gibt ja mittlerweile auch extrem hochwertige Boxen von Sennheiser etc.

Plattenspieler sind nur der Überträger von Daten, Daten die auf der Schallplatte drauf sind. Du kannst bzw. musst die Sennheiserbox also sowieso mit deinem Plattenspieler verbinden.

Wie soll da eine Schallplatte mithalten oder gibt es andere Gründe?

Das ist das schöne an Schallplatten. Es kommt ganz darauf an. Es gibt wunderbar klingende Erstpressungen, die kurze Zeit nach dem Release eines Albums oder einer Single veröffentlicht wurden. Grundsätzlich sei gesagt - Schallplatten macht die Variation so interessant.

Die meisten Streaminganbieter benutzen die selben Musikdaten - diese sind handwerklich häufig nicht sonderlich gut gemacht. Das gibt es genauso bei Schallplatten, da habe ich aber die Wahl - auch eine z.B. deutsche Erstpressung zu kaufen, die deutlich besser klingt als die digitalen Versatzstücke der Streaminganbieter.

Man kann mit Streaminganbietern großartig Musik genießen ohne etwas zu verpassen. Für Puristen und Kenner hat die Schallplatte aber nicht zu Unrecht einen hohen Stellenwert.

Oje, na da bin ich mal auf die Antworten gespannt... xD

Die Diskussion Vinyl vs. Digital ist eine nie enden wollende, die auch gerne einmal eskaliert.
Also, dann versuche ich mich einmal an einer sachlichen Erklärung.

Eine Vinylschallplatte klingt definitiv anders als eine digitale Aufnahme. Dies hat mehrere Gründe.
Durch die mechanische, analoge Abtastung entstehen gewisse Verzerrungen, zudem ein leichtes Rauschen sowie (bei gepflegten Schallplatten nur minimales) Knistern. Aus technischer Sicht ein klarer Nachteil gegenüber einer digitalen Aufnahme, dennoch werden die Klangverfälschungen, die eine Schallplatte verursacht, von vielen Menschen als angenehm und der Klang gegenüber einer "sterilen" digitalen Aufnahme als besser empfunden, obwohl die digitale Aufnahme rein technisch betrachtet besser ist (zumindest, wenn wir jetzt mal von einer unkomprimierten digitalen Aufnahme sprechen).

Der nächste wesentliche Punkt ist das Mastering, also die Abmischung und Bearbeitung der Aufnahme im Studio.

Digitale Audiofiles bzw. Streams werden so gemastert, dass sie für den normalen Durchschnittshörer mit qualitativ eher nicht so hochwertigen Wiedergabegeräten so gut wie möglich klingen. Die überwiegende Mehrheit der Zielgruppe hört die Musik auf Smartphones, mit preisgünstigen Bluetooth-Kopfhörern, im Auto oder mit kleinen tragbaren Lautsprechern, und genau auf solche Geräte sind die Aufnahmen auf Spotify & Co., aber auch auf CDs, optimiert. Hört man sich so eine Aufnahme auf einer sehr hochwertigen Hifi-Anlage an, klingt sie, sagen wir mal, nicht optimal.

Für Vinylschallplatten wird ein separates Master erstellt (dies ist alleine schon aus technischen Gründen ohnehin zwingend erforderlich), dabei wird die Aufnahme jedoch auf die Wiedergabe über hochwertige Musikanlagen optimiert und klingt auf diesen daher meist besser, als die digitale Variante.
Nebenbei, in den 80er-Jahren, als der normale Durchschnittsbürger noch alles auf Schallplatten kaufte und nur besonders qualitätsbewusste Hifi-Freaks einen CD-Player besaßen, war es genau umgekehrt: Da wurden die LPs für Billiggeräte optimiert und die CDs für hochwertige Anlagen, das hat sich dann mit der Zeit umgekehrt und heute ist Digital für den Mainstream, Analog für die "Feinschmecker".

Es sei allerdings gesagt, dass man, um wirklich in den vollen Genuss des Vinyl-Klanges zu kommen, schon etwas Geld in die Hand nehmen muss und auch Ahnung davon haben sollte. Wer sich um 149€ beim Discounter seines Vertrauens einen Plattenspieler kauft und sich auf das klangliche Sensationserlebnis daheim freut, wird sehr enttäuscht sein und ganz schnell wieder zu Spotify wechseln. Für einen Plattenspieler, bei dem man ernsthaft darüber diskutieren kann, ob er nun besser klingt als eine digitale Aufnahme oder nicht, bewegt man sich eher im oder zumindest nahe dem vierstelligen Bereich.

Neben der Gruppe der Hifi-Enthusiasten, die den bestmöglichen Klang möchten und teils ein kleines Vermögen in ihre Musikanlagen stecken, spielt insbesondere bei jungen Menschen auch der Retro-Trend eine sehr große Rolle. Schallplatten sind etwas besonderes, sind schön zum ansehen, haben ein hübsches Cover und oft noch irgendwelche Beilagen und sind einfach "cool". Die teuer gekauften Platten werden dann auf irgendwelchen chinesischen Billigdrehern mit absolut grauenhaftem Klang ruiniert, dieser Zielgruppe geht es aber gar nicht um den Klang, sondern einfach um den Coolnessfaktor.

Ja, ich hoffe, ich konnte das Thema einigermaßen sachlich und neutral rüberbringen. Wenn du ernsthaftes Interesse hast, kann ich dir gerne ein paar kurze Hörproben von Schallplatten (auf einem sehr hochwertigen Plattenspieler abgespielt) zukommen lassen, damit du sie mit Spotify vergleichen und selber entscheiden kannst, was dir besser gefällt.

Woher ich das weiß:Hobby

Miniaturwelt  04.06.2024, 07:36
Es sei allerdings gesagt, dass man, um wirklich in den vollen Genuss des Vinyl-Klanges zu kommen, schon etwas Geld in die Hand nehmen muss und auch Ahnung davon haben sollte. Wer sich um 149€ beim Discounter seines Vertrauens einen Plattenspieler kauft und sich auf das klangliche Sensationserlebnis daheim freut, wird sehr enttäuscht sein und ganz schnell wieder zu Spotify wechseln. Für einen Plattenspieler, bei dem man ernsthaft darüber diskutieren kann, ob er nun besser klingt als eine digitale Aufnahme oder nicht, bewegt man sich eher im oder zumindest nahe dem vierstelligen Bereich.

Ich schätze deinen Kommentar sehr.

Hier habe ich etwas hinzuzufügen.

Das selbe gilt auch für DA-Wandler. Ein DA-Wandler für 150€ mag zwar besser klingen als ein Plattenspieler für 150€, aber letzlich ist ein 3000€ DA-Wandler nicht besser als ein 3000€ Plattenspieler.

Die Unterschiede egalisieren sich ab einem bestimmten Preisbereich (würde so 700-800€ schätzen.

Die Digitaltechnik hat die Musikwiedergabe für viele Menschen billiger und gleichzeitig besser gemacht. Im High-End-Bereich sind Plattenspieler aber immer noch völlig etabliert.

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daedag  04.06.2024, 17:36
@Miniaturwelt

Danke dir für deine Rückmeldung!

Ja, das kann ich im Wesentlichen so bestätigen. Der hörbare, qualitative Unterschied zwischen D/A-Wandlern völlig unterschiedlicher Preisklassen ist in Relation zum Preisunterschied sehr gering, bei analogen Geräten verläuft die Preis/Leistungs-Kurve hingegen einigermaßen linear, zumindest bis zu einem gewissen Preisbereich. Und ja, den "sweet spot", ab dem ein Plattenspieler - für das menschliche Gehör - mitunter besser klingt als eine digitale Aufnahme, würde ich ebenso wie du irgendwo im Bereich zwischen 500 und 1000€ ansetzen.

letzlich ist ein 3000€ DA-Wandler nicht besser als ein 3000€ Plattenspieler

Das ist dann genau die Streitfrage, deshalb vermeide ich bei diesem Thema bewusst eine Klassifizierung in besser und schlechter ;-)
Rein technisch betrachtet ist ein chinesischer Audioplayer für 15€, der mit 44.1k / 16 Bit FLAC-Files befüllt ist, einem High-End-Plattenspieler zum Preis eines Mittelklassewagens haushoch überlegen, wenn es darum geht, das ursprüngliche Signal, das aus dem Mischpult des Tonmeisters im Studio kommt, so exakt und unverfälscht wie möglich zu reproduzieren.

Dennoch wird die - technisch schlechtere und stärker verfälschte - analoge Aufnahme von vielen Menschen subjektiv als besser empfunden, weil der Mensch eben kein Messgerät ist.

Genau das gleiche Thema gibt es ja auch im visuellen Bereich, sowohl bei Fotos als auch bei Filmen. Es wird ein gewaltiger Aufwand betrieben, technisch nahezu perfekte digitale Aufnahmen so zu verfälschen, dass sie aussehen, wie ein analoges Foto oder eine analoge Filmaufnahme. Die Farben und Kontraste werden verfälscht, es wird ein künstliches Bildrauschen und eventuell sogar Staub/Kratzer simuliert und anstatt flüssigen und natürlichen 50 Bildern pro Sekunde, die schon lange jede Kamera beherrscht, nimmt man ruckelige 24 oder 25, wie es einst üblich war, weil es damals technisch nicht anders ging.

Warum? Weil ein derart "nicht perfektes" Bild von den meisten Menschen als ästhetischer und "schöner" empfunden wird, als ein komplett steriles, rauschfreies Bild mit exakt reproduzierten Farben.

Man muss bei der Klassifizierung in "besser" und "schlechter" daher immer zwischen den messtechnischen Werten und der subjektiven Wahrnehmung differenzieren. Technisch besser bedeutet nicht zwingend, dass es vom Menschen auch subjektiv als besser empfunden wird.

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