Was nervt euch an eurer 'eigenen' Seite?
Hey,
Ich wollte einmal fragen, was euch an eurer eigenen weltanschaulichen, religiösen, politischen, philosophischen ect. 'Seite' auf der Ihr steht bzw. mit der Ihr euch am ehesten verbinden würdet am meisten stört.
Natürlich werden das jetzt manche ablehnen so tribalistisch zu denken. Jeder ist natürlich sein eigenes Individuum. Niemand ist nur links, nur rechts, nur atheist oder sonstwas.
Aber trotzdem neigen wir Menschen zu tribalismus und dazu uns einem ideologischen Lager zuzuschreiben.
Ich möchte hier einmal jeden dazu einladen, seine eigene Weltanschauung zu reflektieren, und hoffe, dass jeder dazu in der Lage ist!
5 Antworten
Vielleicht manchmal zu bemüht die Standpunkte des Anderen zu verstehen oder die eigenen anhand dessen abzugleichen und zu hinterfragen, vlt.? 🤔
Manchmal vlt zu zynisch
Würde aber nicht sagen, dass mich das groß stört oder ich als Schwäche oder Fehler sehe. Im Gegenteil, es hilft mir nicht wie einige andere aus meiner politschen Blase zum leichten Opfer für wirkliche Extreme wie zb Teile des Höcke Lagers in der AfD zu werden oder so wenig Skrupel zu haben einen politischen Wechsel auch mit solchen Leuten an erster Front zu erzwingen?! Zumindest glaube ich, dass ersteres mir da immer eine relativ differenzierte Sichtweise geöffnet hat.
Vlt ab und zu meine fehlende Beinarbeit beim Fechten? Das hat schon zu einigen schmerzhaften Treffern geführt. 😅 Hat aber weniger mit Politik und Weltanschauung zu tun.
Was mich da innerhalb der eigenen Blase stört, ist was ich oben angerissen habe. Teilweise zu unkritische Blicke auf einige Strömungen und Personen. Teilweise die Akzeptanz gegenüber extremen Kräften und das als notwendig erachten lieber für Frieden in den eigenen Reihen zu sorgen als mal diesen notwendigen Konflikt intern zu führen.
Ist aber für mich so ein allgemeines Problem in der Politik - unabhängig vom Lager. Je radikaler es allerdings wird, desto eher kann es da zu wirklichen Problemen kommen. Hier in Flandern sehe ich das Problem aber weniger als in DE bezüglich AfD, Vorfeld, Neue Rechte und co.
Dann vlt noch mein Spagat den ich in Sachen Eurozentrismus und Ethnozentrismus habe. Einerseits bin ich als Katholik für eine stärkere Identität einer abendländischen Gesellschaft wie es zb Spengler und D. Engels beschreiben - finde aber auch das Konzept des Paganismus von de Benoist als Zusatz interessant und wichtig zum finden persönlicher und räumlicher Identität.
Ich glaube das deutsche Lager der Neuen Rechten, wenn man das so homogen bezeichnen will, hat drei bis vier elementare Probleme. Auch meiner Erfahrung nach: 🤷
Einmal, dass die Spitzen der einzelnen Think-Thanks und Verläge etc von Extremisten und Rechtsextremen dominiert sind.
Sezession und Antaios gehören beide mehr oder weniger Kubitschek in Kombination mit Höcke. Heißt dort gibt es keine klare Grenze zwischen dem ,, normalen " wie Engels, de Benoist, Weißmann, Zizek, Weede [...] und eben Leuten die Evola, Schmitt etc ohne kritische Distanz und wortwörtlich außerhalb des Kontext der Zeit lesen und bewerten bis hin zu Leuten die eben einfach nur eine radikal völkische bis ultranationalistische NPD light sind.
----
Keine wirkliche historische, nationale Plattform. In DE hat teilweise das Nationale Lager nach dem 2. WK die Union so hakbweta gedeckt - durch den Zeitgeist damals war die dafür noch gut genug. Mittlerweile ist die Union wie der Rest der Rechten durch und durch anti national und nur auf den Markt fixiert. Alles was danach kam war schnell in der Hand rechtsextremer Netzwerke oder war von Beginn an ideologisch so ( DVU, NPD, Republikaner - mittlerweile nicht mehr, teilweise mittlerweile die AfD, IB und Schnellroda). Eine wirkliche Plattform die in einem gesunden Maße von normalen Neu Rechten, nationalen Kräften dominiert wurde gab es nie wirklich.
----
In Parteien wie Rassamblement National, Vlaams Blok zu Vlaams Belang, N-VA, Fratelli d'Italia, Schwedendemokraten, VOX, EKRE usw gab es teilweise eine längere Entwicklung und Konflikt zwischen den Lagern. Die Parteien haben ihre Extremen rausgeworfen oder in den Griff bekommen. Klar hält man da auch eher zsm statt Grabenkämpfe zu führen, ist normal. Aber die können es sich leisten weil dort eben mein Höcke insgeheim die Ideologie hinter dem Vorhang dominiert. Hat schon einen Grund warum Kubitschek und Höcke den Le Pen Senior total super fanden und die Marine jetzt eher als angepasste System-Verräterin sehen.
---
Allgemeine Radikalisierungsprozess der sich aus einer Mischung der anderen Punkte ergibt plus dem Mindset vieler junger Mitglieder oder Anhänger die meinen, dass die AfD und ihr Vorfeld deckungsgleich mit einer Neuen Rechten o.ä in den anderen Ländern ist - wo wir dann wieder an den Punkt kommen, dass diese dann glauben das gegen Höcke und co wäre nur eine Kampagne des Mainstreams der genauso unbegründet sei wie damals gegen Petry, Meuthen, Meloni etc PP
Und so dreht sich der Teufelskreis halt immer weiter. 🤷
Wenn ich manche JA ler dann damit konfrontiere, dass Schnellroda und die AfD europaweit isoliert seien und die AfD weder von der EKR noch ID Fraktion wirklich gewollt und bei Veranstaltungen inkludiert ist, bekomme ich selten mal eine Antwort - leider. Noch bringt dir AfD ihren Fraktionen und Gruppen in Europa genügend Sitze mit ihrem Wahlergebnissen. Heißt die ID nimmt gerne die Größe für die Fraktion mit, lädt die AfD aber nicht mal mehr zu Veranstaltungen nach Flandern, Italien oder Budapest ein. Spätestens dann sollte es einigen dort doch mal dämmern.... 🤷
Warum soll mich etwas an meiner Seite nerven? Da könnte ich das einfach ändern. Meistens. Wenn es wirklich nervig wäre, aber ich stehe dazu, weil es ein Teil von mir ist.
Ich bringe manche Sachen nicht zu Ende und höre bei 90% auf. Das nervt aber eher die anderen. Ich habe meinen Spaß gehabt und kann den Rest geistig vorwegnehmen oder ein unüberwindbares Hindernis erkennen. Es bringt mir einfach keinen Gewinn, das Projekt zu vollenden. Wie bei einem Puzzle ist oftmals der Weg das Ziel. Ich begeistere mich dann schon wieder für etwas neues und das Leben ist zu kurz ...
Dass man immer wieder aufräumen muss, bevor man etwas Neues beginnen kann, das nervt auch, aber ist das meine Eigenschaft oder eine Eigenschaft des Lebens?
Das sind zwar auch interessante Erkenntnisse, aber du hast das jetzt vor allem auf die eigene Individuelle Persönlichkeit bezogen. Ich meinte das eher so weltanschaulich.
Das ist für mich keine Trennung. Weltanschaulich fällt mir da überhaupt nichts ein. Vielleicht nervt mich das viele Nichtwissen und dass ich nicht in der Zukunft leben kann, wo alle diese Fragen beantwortet sind.
Religiöse Seite? Hm, ich bin zwar katholisch, aber ich würde nicht sagen, dass ich "auf der katholischen Seite" stünde. Dazu habe ich zu viele Schattenseiten kennengelernt, und ich kenne auch viele evangelische Menschen (ohne zu behaupten, dass bei den Evangelen "alles besser" sei). Ich bin ein Kritiker des Zölibats, und am Papst kann ich sowohl positive als auch negative Seiten feststellen.
Und da ich auch atheistische Menschen kenne oder unentschlossene, würde ich nicht sagen, dass ich partout auf religiösen Standpunkten beharren würde. Ich kann etliche Dinge von beiden Seiten betrachten.
Und wenn von evangelischer Seite mitunter Kritik an einigen typisch katholischen Eigenheiten kommt (Maria, Heilige, traditionelle Messordnung), so blicke ich mit einer gewissen Milde auf diese Dinge, ich finde, es gibt Dinge, die muss man nicht scharf kritisieren. Man mag sie oder auch nicht, und es ist nicht schlimm, wenn dies unterschiedlich gehandhabt wird.
Meine Oma sagte oft "der eine isst gerne Leberwurst, der andere geht gerne in die Kirche" - der Satz ist zwar an sich unlogisch, aber er zeigt doch eine gewisse Haltung nach dem Motto, jeder solle nach seiner Facon selig werden.
Mich stört manchmal eine allzu strenge Haltung, zum Beispiel, wenn Christen sagen, dass die Kinder nicht bei Halloween mitmachen sollten. Ich bin da deutlich liberaler. Mehr als eine Magenverstimmung durch zu viele Süßigkeiten wird wohl nicht passieren. Und warum nicht mal den Kindern einen Apfel oder so etwas geben? Würde auch gehen.
Ich bin Nichtraucher, aber mich stören allzu viele Verbote. Selbst als Nichtraucher habe ich manche Rauchverbote früher für übertrieben gefunden. Heute ist das recht normal geworden, dass dies oft verboten ist (an etlichen Stellen ist das auch korrekt, im Krankenhaus zum Beispiel). Und ob jemand gendert oder nicht (ich mache es meist nicht), es soll jeder so machen, wie er es für richtig hält. Auch da halte ich wenig von Verboten.
Ich bin in Deutschland geboren, dennoch nerven mich manche typisch deutschen Eigenschaften. Zum Beispiel das Herumreiten auf Prinzipien versus "einfach mal zuvorkommend sein". Nehmen wir mal Frauenparkplätze, auf denen Männer nicht parken sollten. Typisch deutsch wäre es, den "Vergewaltigungsabsenkungskoeffizienten" berechnen zu wollen, um zu zeigen, dass diese Parkplätze tatsächlich den erwünschten Nutzen bringen (Frauen davor zu schützen), aber ich denke so: das ist eine Kleinigkeit, die man auch einfach so (zuvorkommend) als Mann betrachten könnte. Ein Deutscher besteht auf seiner Vorfahrt, dabei könnte es hin und wieder einfacher sein, mal zuvorkommend zu sein und zurückzustecken. Freilich nicht immer, aber man muss nicht ständig auf seinem Recht bestehen.
Ich habe mich entschieden, katholisch zu sein.
Am meisten nerven mich dort einige extreme Gruppen:
Auf der einen Seite die gleichgültigen Modernisten,
auf der anderen Seite die verbohrten Traditionalisten.
Ich habe mich für die Traditionalisten entschieden.
An den Traditionalisten nervt mich oft das lieblose Runterleiern von Gebet und Gottesdienst
und die abgefallenen Sedisvakantisten bzw. abergläubische Leute, die jeder neuen Privat-Offenbarung nachlaufen.
Warum sollte meine Einstellung/ mein Glauben mich nerven?
Ich bin areligiös und apatheistisch, glaube aber an das Credo des naturalistischen Humanismus, also an die Unverbrüchlichkeit der Menschenrechte, der individuellen Freiheitsrechte und all der Dinge, die sich daraus ableiten.
Nerven können mich allenfalls Extremisten meiner eigenen Position, die zu blöde oder zu feige sind anzuerkennen, dass keine Werte absolut sind, sondern immer auch im realen Kontext bewertet und gelebt werden müssen.
Als ich dich das erste mal hier kommentieren sah, habe ich dich für einen störsinnigen pseudo-intellektuellen neu-rechten gehalten. Aber du erscheinst ja doch sehr gelernt. Auch wenn wir Dinge denke ich sehr anders sehen, schätze ich zumindest eine ordentliche Darlegung.