Was möchte der Dichter mit diesem Gedicht sagen?
Reichsgeschichte der Tiere Gottlieb Konrad Pfeffel
Die Tiere lebten viele Jahre
In friedlicher Demokratie.
Doch endlich kamen sie einander in die Haare,
Und ihre Republik versank in Anarchie.
Der Löwe machte sich den innern Streit zu Nutze
Und bot sich ohne Sold dem kleinern Vieh,
Als dem gedrückten Teil, zum Schutze,
Zum Retter seiner Freiheit an.
Er wollte bloß des Volkes Diener heißen
Und brauchte weislich seinen Zahn
Im Anfang nur, die Räuber zu zerreißen.
Als dies die frohen Bürger sahn,
Ernannten sie zum wohlverdienten Lohne
Den Diener feierlich zum Chan,
Versicherten die Würde seinem Sohne
Und gaben ihm die Macht, die Ämter zu verleihn,
Um kräftiger beschützt zu sein.
Nun sprach der neue Fürst in einem andern Tone:
Er gürtete sein Haupt mit einer Eichenkrone,
Enthob Tribut, und wer ihm widerstand,
Fiel als Rebell in seine Pranke.
Der Tiger und der Fuchs, der Wolf, der Elefant
Ergaben sich aus List, und jeder ward zum Danke
Zum königlichen Rat ernannt.
Jetzt halfen sie dem Chan die schwächern Tiere hetzen,
Bekamen ihren Teil an den erpreßten Schätzen,
Und raubten endlich trotz dem Chan.
Ha, rief das arme Volk mit tiefgesenkten Ohren
Und mit geschundner Haut, was haben wir getan! -
Allein der Freiheit Kranz war nun einmal verloren,
Der Löwe war und blieb Tyrann;
Er ließ von jedem Tier sich stolz die Pfote lecken,
Und wer nicht kroch, der mußte sich verstecken.
Er bewertet es sicher schon mal als negativ. Weil Demokratie ---> Anarchie---> Herrscher ( Löwe). Aber was genau will er uns damit sagen?
4 Antworten
Wenn keiner was weiß, kann ich auch mal mutmaßen. Es ist möglich, dass es sich nicht um eine allgemeine Parabel, sondern um die Beschreibung der französischen Revolution handelt. Zum Zeitpunkt des Schreibens war Napoleon relativ frisch an der Macht. Es steckt auch ein Löwe in Napoleon.
Allerdings lebten die Franzosen vor Napoleon nicht in friedlicher Demokatie.
Es geht doch ganz offensichtlich um das Phänomen und die Gefahr, dass jemand sich beim Volk um Macht bewirbt, um sie nachher gegen das Volk zu verwenden. Das Problem wird auch durchgespielt in dem Film „Viva Zapata“. Dort kämpft jemand als Revolutionär für die Bauern und muss dann plötzlich feststellen, dass er sich – im Besitz der macht – genauso verhält wie sein mächtiger Vorgänger. Anders als in dem Gedicht kehrt Zapata dann aber reumütig zu seinen Anfängen zurück, fällt dann aber einem Attentat zum Opfer. So schließt sich der Kreislauf der Gewalt.
http://www.filmzentrale.com/rezis/vivazapataub.htm
Das Volk hat sich den Feind zum Herrscher gemacht.
Er will uns sagen, dass Macht den Charakter verdirbt. Selbst wenn sie anfänglich nur zur Durchsetzung einer Heilsbotschaft genutzt wird, verändert sie den Herrschenden und macht ihn zum Tyrannen.
Du hättest statt des Gedichtes mit dem gleichen Ergebnis auch eine Schilderung der derzeitigen politischen Landschaft mit Deiner Frage verknüpfen können.