Was kennt Ihr für deutsche Wörter, die nicht mehr gebräuchlich sind?
4 Antworten
Es gibt so viele Wörter, die nicht mehr gebräuchlich sind. Spontan fallen mir da ein:
- zeitigen
- zeihen
- laben, Labsal
- dünkt, dünken
- deucht
- hold
- zieren Gang
- schwofen
- blümerant
- kommod
- fürwahr
- Eiderdaus
- Potzblitz
- Dauerlauf
- Hupfdohle
- Wuchtbrumme
- dufte Biene
- Lümmeltüte
- Grüne Minna
- Gesichtserker
- Groschen
- Heiermann
- Eurocheque
- Tanztee
- Gabelfrühstück
- Butterberg
- Dampfross
- Elchtest
- Erbsenzähler
- Fersengeld
- Blaustrumpf
- Feiner Pinkel
- Klimbim
- Bohei
- Tamtam
- Brimborium
- Kokolores
- Animierdame
- Rabauke
- Mutzeputz
- Muckefuck
- Blümchenkaffee
- Schindluder
- Berserker
- Abbitte
- Autotelefon
- Trockenbewohner
- Anorak
- Gummitwist
- Kippelkappel
- Bonanzafahrrad
- Backfisch
- Pimpf
- Dreikäsehoch
- Flegeljahre
- Zornbinkel
- Achtgroschenjunge
- Gosse
- Rinnstein
- Bedürfnisanstalt
- Donnerbalken
- Maid
- Jungfer
- Muhme
- Gevatter
- Oheim
- Hagestolz
- Hahnrei
- Recke
- Aussteuer
- Mischpoke
- Habenichts
- Henkelmann
- Persilschein
- Hohle Gasse
- Kandelaber
- Wasch- oder Ruffelbrett
- Zuber
- Klinkenputzer
- Karteileiche
- Lichtspielhaus
- Affenzahn
- Bakelit
- Hackepeter
- Ziegenpeter
- Maulaffe
- Wählscheibe
- 8-Minuten-Takt
- Bandsalat
- Akustikkoppler
- Diskette
- Telex
- Testbild
- Rechenschieber
- Zahlenschieber
- Addiator
- Diwan
- Wams
- Mär
- Ungemach
Wer kennt heute noch die alten Tiernamen aus Fabeln wie Isegrim, Adebar, Meister Pez, Adelheit, Bellyn, Meister Lampe, Reinecke, Pflückebeutel, Henning, Nobel, Grimbart oder Swinegel?
Ach, ich könnte noch seitenweise weitermachen, mit Ausdrücken, die heute kaum noch jemand kennt.
vielleicht ist er auch nur wenig oder gar nicht belesen.
Das am ehesten. Viele der Wörter sind auch vor 20 Jahren schon nicht mehr so üblich gewesen, aber wer gelesen hat, kannte sie trotzdem.
(Bedröppelt schäm …) Asche auf mein Haupt! Vielen Dank für die Verbesserung. Ja, man könnte meinen, dass all diese Wörter von einem Muttersprachler verstanden werden. Aber weit gefehlt! Selbst heutige Abiturienten tun sich mit vielen dieser Worte schwer. Es wird doch auch kaum noch gelesen und wenn, dann solche psychisch Gestörten wie Kafka. Bereits vor 25 Jahren waren meine Mädels die einzigen in ihren Klassen, die Fraktur, Kurrent und Sütterlin lesen konnten und somit einen Zugang zu alter Literatur und alten Manuskripten hatten.
Es gibt unter uns deutschen Muttersprachlern 4% Analphabeten, mit steigender Tendenz. Weitere 14% sind funktionale Analphabeten. Sie können nur Worte und kurze Sätze lesen. Über ein Viertel der Deutschen, nämlich 25,9%, haben eine schwache Lesekompetenz. Sie können keine komplexen Texte erfassen; es fehlen Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse. (*) Das sind gerundet 44% aller Deutschen, die Texte von Goethe und Schiller schon nicht mehr erfassen können.
(*) Zahlen der Online-Präsenz „Bundeszentrale für politische Bildung“ entnommen.
Das sind gerundet 44% aller Deutschen, die Texte von Goethe und Schiller schon nicht mehr erfassen können.
Wahnsinn!
Danke für die Infos zum Analphabetentum in D. Erschreckend!
Für mich ist es irre, wie viele Begriffe dir eingefallen sind, die anscheinend nur noch wenige Leute kennen. Ich muss aber zugeben, dass einige auch mir fremd sind, z. B. Kippelkappel (irgendetwas, was wackelt/kippelt?), Zornbinkel (eine Zornfalte auf der Stirn?), Akustikkoppler (???), Addiator (nie gehört, aber ich denke, vom Lat. her eine Addiermaschine), Bonanzafahrrad (wohl nach meiner Kindheit: ein Kinderrad aus den USA? Serie "Bonanza", aber da gab es nur Pferde.), Achtgroschenjunge (nie gehört, aber sicher ein Stricher, oder?). "zieren Gang" ist bestimmt ein Tippfehler (Spaziergang, oder?): Gibt es tatsächlich Leute, die Spaziergang nicht verstehen? Wes Geistes Kinder? Armselig!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Fabelnamen Adelheit (nicht Adelheid?), Bellyn, Pflückebeutel, Henning und Nobel nicht zuordnen kann. Ich kenne nur die gängigen wie Isegrimm, Adebar, Reineke Fuchs etc.
Mir fallen jetzt gerade nur 2 Begriffe ein, bei denen ich mich wirklich frage, wie man die nicht kennen kann: Vetter und - Du glaubst es nicht! - Seife. Der Betreffende kannte nur Waschlotion. Seifenstücke hatte er angeblich noch nie gesehen.
Ich schau die mir fehlenden Begriffe jetzt aber nach.
Da ich zum "alten Eisen" gehöre und noch Zeiten kennengelernt habe, in denen Otto-Normal-Bürger weder Fernseher, Telefon und schon gar kein Auto hatte, man die Wäsche noch mit Kernseife per Hand am Ruffelbrett wusch, sich im Winter den Allerwertesten auf dem "Donnerbalken" sitzend abfror, nur die Küche und die gute Stube einen Ofen hatten, man abends zusammensaß beim Karten- oder Brettspiel. Da fällt mir doch gleich noch ein Begriff ein: Knobelbecher, welcher eine zweifache Bedeutung hatte: Würfelbecher und Lederstiefel; man dem Volksempfänger lauschte; Vater Sachen am Küchentisch reparierte, Omas Nadelspiel klapperte, während Mutter laut die alten Klassiker, Märchen, Sagen und Fabeln vorlas.
Im ländlichen Hamburg südlich der Elbe, tickten die Uhren anders. Wir hatten damals schon "15-Minuten-Städte", denn im Dorf waren Meierei, Bäcker, Schlachter, Krämerladen, Schuster, Apotheke, Drogerie, Schmiede, Zimmermann, Reetdachdecker, Schreinerei, Wirtshaus, Post, Bank, Polizeiposten, das Ortsamt, der Ortsvorsteher usw. angesiedelt. Jeder hatte Arbeit und sein Auskommen.
Damals kam noch der Kuckuckskleber ins Haus und stempelte Möbel als Pfand. Ich hatte alte Möbel aus einer Haushaltsauflösung, die alle dieses blaue Pfandsiegel an unsichtbarer Stelle trugen.
Es gab eine 6-Tage-Woche. Damals profilierte sich die SPD mit den Wahlplakaten "Samstags gehört Vati mir!". Als dann die 40-Stunden-Woche eingeführt war, stellte man fest: "Mist, jetzt muss Vati zwar samstags nicht mehr arbeiten, aber die Kinder müssen samstags immer noch in die Schule gehen." So kam es dann, dass noch in meiner Grundschulzeit der Samstags-Unterricht in Hamburg abgeschafft wurde, während z.B. in Baden-Württemberg meine Kinder beinahe noch hätten samstags zur Schule gehen müssen.
Übrigens sind meine Mädels ohne TV-Glotze groß geworden. Bei uns wurde gelesen. Die Lehrer waren doch bass erstaunt, welch großen Wortschatz und lange Aufmerksamkeitsspanne meine beiden hatten. Übrigens leben die heute, 35 Jahre später, immer noch ohne TV. Ich lebe jetzt fast 45 Jahre ohne TV und ärgere mich jedes Mal, wenn ich den Manipulationsstaatsfunk bezahlen muss, weil man daraus eine allgemeine Wohnungssteuer gemacht hat.
Handys waren noch lange nicht in Sicht. Damals fing das mit dem Internet ganz langsam an. Anfangs brauchte man noch einen "Akustikkoppler" zur Übertragung digitaler Signale von und auf eine analoge Telefonleitung. Später dann kam das "Modem". Internet war damals sauteuer. Jede angefangene Minute musste bezahlt werden.
Heutige Kinder wissen doch schon gar nicht mehr, was ein Tonband, der Kassettenrekorder, eine Diskette oder gar ein Zip-Laufwerk ist. Nicht mal mehr ein CD- oder DVD-Laufwerk haben heutige Laptops. Die Leutchen ahnen noch nicht einmal, in welche Abhängigkeiten und Totalüberwachung sie geraten werden, wenn alles nur noch über das Netz, über Clouds zugänglich ist.
Aber ich komme jetzt vom Hölzle aufs Stöckle. Viele Begriffe sind auch an den Dialekt gebunden. Wenn ich hier erst mal mit Begriffen aus dem Plattdütschen ankomme oder aus dem Schwäbischen - da bleibt kein Auge trocken. Wer weiß schon, was eine Handeule, Feudel oder gar ein Bohnerbesen ist?
Kippelkappel war ein Spiel in meiner Hamburger Kinderzeit. Wir schnitzten ein kleines Rundholz an beiden Enden spitz an, schlugen mit dem Knüppel auf dieses spitze Ende und katapultierten das Rundholz durch die Gegend. Fensterscheiben durften da nicht in der Nähe sein! Gewonnen hatte, wer ein bestimmtes Ziel mit möglichst wenigen Schlägen erreichte.
Ich habe noch in meiner Lehrzeit einen Addiator in der Berufsschule gehabt. Dieser Griffeladdierer oder Zahlenschieber wurde mit einem zugespitzten Metallstab bedient. Auf der einen Seite konnte man addieren, auf der anderen Seite subtrahieren. Schau hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zahlenschieber
Für ein Bonanzarad war ich schon zu alt. Außerdem hätten meine Eltern mir als Mädchen niemals so einen "Ami-Scheiß" gekauft. Hier sind Fotos zu sehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bonanzarad
Als Achtgroschenjunge wurde zuerst ein bezahlter Polizeispitzel bezeichnet. Der Begriff ging dann in den 50er Jahren auf den Strichjungen über.
"Binkel" ist ein "Pickel". Der Zornbinkel ist eigentlich eher ein Begriff aus Bayern und Österreich. Er bezeichnet einen leicht zu erzürnenden, jähzornigen Mensch oder auch ein trotziges, zornendes Kind, einen Hitzkopf.
Kennst Du noch das Lied von "Lili Marleen"? Im alten Originaltext steht noch zu lesen: "Deine Schritte kennt sie, deinen zieren Gang. Aller Abend brennt sie, doch mich vergaß sie lang..." Lale Andersen sang "schönen Gang". Aber ein "schöner" Gang ist was gänzlich anderes als ein "zierer" Gang, was eher mit graziös oder anmutig übersetzt werden könnte.
Für die Fabelnamen schau hier: https://praxistipps.focus.de/fabelnamen-so-heissen-fuchs-baer-und-co-in-den-geschichten_111466
Adelheit oder Adelheid ist beides gebräuchlich.
Vielen Dank, dass ich ein wenig teilhaben durfte an deinen Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Das ging ja richtig zu Herzen.Vielen Dank auch für die Erläuterungen zum Vokabular. Ich hielt doch "zieren Gang" tatsächlich für einen Tippfehler. Aber selbstverständlich kenne ich Lala Andersen mit der rau(h)en Stimme noch. Sie hat ja ihr letztes Domizil auf Langeoog aufgeschlagen und ist dort auch beerdigt. Ich bin zwar ein Nachkriegskind, weiß aber, dass die Soldaten in den Schützengräben abends auf "Lili Marleen" warteten; der Tag konnte nicht ohne Lale mit diesem Lied zu Ende gehen.
Bohnerbesen nannten wir Bohnerklotz, weil das ja wirklich ein schwerer Klotz war. Wir benutzten die Bohnerwachsmarke "Sigella". Wenn du noch Feudel sowie Schaufel und Eule kennst, dann weißt du sicher auch, was ein Leuwagen ist. Samstags ging die Geschäftszeit nur bis 13h. Dann wurde gegessen. Danach war ich in Aktion. Der Boden im Laden musste wieder auf Hochglanz gebracht werden, zum Glück aber nicht mit dem Bohnerklotz. Nee, wir hatten dort Linoleum-Fliesen, und denen wurde mit einem - schon recht fortschrittlichen - Reinigungsgerät (nicht elektrisch, so ne Art "Profi"-Abzieher) + Glänzer von Erdal zuleibe gerückt. Da war ich gut und gerne 2 - 3 Stunden beschäftigt. Für mich war das ein Spaß. Sonst hätte es meine Mutter oder mein Vater machen müssen, denn die Angestellten gingen ja mit Ladenschluss nach Haus. Reinigungsfirmen? Nee, dazu war man damals viel zu sparsam.
War ich bei meinen Großeltern - sie wohnten am Stadtrand, fast schon auf dem Land - , dann wurde ich abends mit dem Aker zum Bauern geschickt, Melk holen.
Im Gegensatz zu dir bin ich aber schon mit dem Fernseher groß geworden. Bei meiner besten Freundin war es aber wie bei euch: Da kam kein Fernseher ins Haus. Erst sehr viel später - wir waren schon in der Oberstufe des Gymnasiums - gaben ihre Eltern dem Zeitgeist nach und schafften eine Glotze an.
Zum Abschluss etwas Heimatliches, vielleicht verstehst du ja 'was: https://www.youtube.com/watch?v=G6B8caGqAe0 (Kukelorum ist der Name einer Schleuse)
Diese Liste sollte weiterhelfen:
Obgleich höre ich nicht oft. Eigentlich nur von mir.
ITZE
"Für Itzt und für Allezeit"
Dann kennst du aber viele Leute, deren Deutschkenntnisse man nur als unzureichend bezeichnen kann. Ja, es sind viele Ausdrücke dabei, die man heute nicht mehr oder nur noch äußerst selten hört. Aber wer als Muttersprachler nicht weiß, wen man als Erbsenzähler oder Klinkenputzer bezeichnet, was eine Gosse oder Hackepeter ist und was man mit Brimborium und Tamtam meint, der hat echt ein sprachliches Defizit. Man könnte daraus schließen, dass er wenig sozialen Kontakt hat, wenig Kontakt wohl auch zu gebildeten Menschen mit einem einigermaßen großen Wortschatz, vielleicht ist er auch nur wenig oder gar nicht belesen.
Übrigens: Es heißt Rinnstein (von "rinnen") und hat nichts mit Rindern zu tun.🐮🐂🐄 Muh!