Was ist mit der Repräsentativität von Forschungsergebnissen in geschichtswissenschaftlichen Arbeiten gemeint?

1 Antwort

Von Experte ArnoldBentheim bestätigt

Da geht es um die Frage, inwiefern die Ergebnisse der Forschung repräsentativ für die gesamte Bevölkerung der untersuchten Epoche sind, also ob sie verallgemeinert werden können.

Zum Beispiel: stell dir vor, du untersuchst, wie verbreitet die Ideen der Aufklärung in Deutschland in der Zeit des Vormärz waren. Und als Quelle nutzt du private Briefe. Dann hast du ein Problem mit der Repräsentativität, weil natürlich nicht alle Bevölkerungsschichten regelmäßig Briefe geschrieben (und sie aufgehoben) haben.

Oft liegt das Problem schon bei der Fragestellung und bei der Auswahl und Verfügbarkeit von Quellen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

Jojo12345678889 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 12:24

Und vielen Dank schonmal für die Antwort. Es gibt also auch noch schlaue Menschen auf gutefrage.net, die Menschheit ist nicht verloren :=)

Jojo12345678889 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 12:22

In Geschichte muss man sich ja zumeist auf einen Untersuchungsort konzentrieren. Bei mir war dies Hannover. Jetzt stehe ich vor dem Problem, dass ich beim Fazit meiner Bachelorarbeit angelangt bin und nicht weiß, ob ich mich jetzt bei der Repräsentativität auf Hannover bzw. oder auf ganz Deutschland konzentrieren und die Forschungsergebnisse, die ich in Hannover gezogen haben auf Deutschland übertragen und beschreiben soll, wie repräsentativ sie für ganz Deutschland sind?

Schemset  22.07.2024, 12:28
@Jojo12345678889

Tja, das wirst du wohl analysieren und erörtern müssen. Kannst du begründet annehmen, dass es anderswo ähnliche Verhältnisse gab? Sind die politische und wirtschaftliche Lage, und die Bevölkerungsstruktur ähnlich?

Jojo12345678889 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 13:00
@Schemset

Muss ich das? Geht es da nicht eher um die Repräsentativität meiner Forschungsergebnisse für Hannover anstatt für Deutschland? Die Fragestellung lautete: Welche Rolle spielten vermeintlich medizinisch psychologische Diagnosen bei der Legitimation der Zwangssterilisationen sogenannter "Asozialer".

Schemset  22.07.2024, 13:40
@Jojo12345678889

Ich würde es zumindest irgendwo ansprechen. Entweder am Anfang, wenn du deine Fragestellung und Methodik erklärst, oder am Ende.

Ich sehe da 2 Möglichkeiten.

1. Du kannst erst feststellen, dass sich deine Quellen auf Hannover beziehen (machst du vermutlich eh schon). Und danach kannst du sagen, was du zum Thema Repräsentativität vermutest: dass es sich verallgemeinern lässt - oder nicht. Und warum.

2. Wenn du dich nicht festlegen willst, dann macht sich das immer gut als Ausblick ganz am Ende der Arbeit: dann kannst du einfach schreiben, dass man weitere Untersuchungen im Bezug auf andere Städte machen sollte um zu sehen, ob sich dein Ergebnis replizieren lässt.