Was ist die Weltformel?
Ich hör immer mal wieder von der Weltformel, kommt auch beim Känguru von Marc-Uwe Kling vor, aber was soll das sein?
5 Antworten
Das ist eine Frage der Wissenschaftsphilosophie bzw. der Wissenschaftsgeschichte.
Im Jahre 1600 veröffentlichte René Descartes seine Idee von einem mechanistischen Weltbild. Das behauptet, die Welt sei wie eine Maschine aufgebaut, und wenn man sie verstehen will, muss man sie wie eine Maschine in Einzelteile zerlegen, die Einzelteile untersuchen (Analyse) und dann versteht man auch die Gesamtheit. Die Vorstellung, aus der Kenntnis der Einzelteile auf die Gesamtheit schließen zu können, nennt man Determinismus bzw. umgedreht, wenn man das Ganze auf die Einzelteile zurückführen (reduzieren) kann, nennt man das Reduktionismus. Reduktionismus und Determinismus sind zwei Seiten derselben Medaille.
Diese Idee nutzte Newton und verbreitete sie damit. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann die Idee von der Schönheit der Wissenschaft, die darin liegt, dass man die Welt mit einfachen Formeln beschreiben könne. Im Laufe der Zeit weitete sich die Vorstellung so stark aus, dass die Idee von der Weltformel entstand. Auf englisch ist das die Theorie of Everything (TOE).
Die Physikalischen Reduktionisten wie Descartes, Newton, der junge Einstein oder heutzutage Stephen Hawking träumen nun davon, alle bisherigen Formeln zur Beschreibung der Welt sowie die, die noch gefunden werden müssen, so zu vereinheitlichen, dass sich letztlich alles, was im Universum geschieht, auf die 4 physikalischen Grundkräfte (Wechselwirkungen) reduzieren ließe. Das wäre dann die Weltformel, also eine Formel zur Beschreibung der gesamten Welt, die von den 4 Grundkräften ausgeht.
Schon in der Antike gab es Gegenvorstellungen dazu. So stellte Archimedes fest: "Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile", was einer Absage an den Reduktionismus gleichkommt.
Von den 1940 bis in die 1970er Jahre erforschte Ilya Prigogine die von Archimedes aufgeworfene Frage und konnte sie theoretisch und experimentell belegen. Das ganze fasste er in der Theorie Dissipativer Strukturen zusammen, in der er zeigte, dass der Reduktionismus/Determinismus nur ein Grenzfall darstellt, der nur in der Nähe des Thermodynamischen Gleichgewichtes auftritt, dass das eigentliche Prinzip, dass überall um uns herum wirkt und letztlich unser Universum bestimmt, die Emergenz ist.
Eine Eigenschaft eines Systems ist dann emergent, wenn es sich nicht auf die Einzelteile des Systems reduzieren lässt. Ein Beispiel wäre die Schwarmbildung fliegender Vögel. Der einzelne Vogel verhält sich nach einfachsten mathematischen Regeln, aus denen man nicht darauf schließen kann, welche Formen der gesamte Vogelschwarm annehmen wird. Daher kann der Vogelschwarm nicht reduktionistisch erklärt werden.
Diese Theorie Prigogines, für die er 1977 den Nobelpreis erhielt, hat eine Revolution in den Naturwissenschaften ausgelöst, wie es sie seit über 300 Jahren nicht mehr gab. Das alte reduktionistische Weltbild ist tot, das neue emergente Weltbild verbreitet sich mehr und mehr. Damit ist einer Weltformel allerdings die Grundlage entzogen, weil es die nach der Theorie Dissipativer Strukturen überhaupt nicht geben kann.
Danke. Habe Thermodynamik im Hauptfach studiert und beschäftige mich als Autor auch beruflich damit, wobei es mich auch privat sehr interessiert. Da könnte ich tagelang drüber referieren. ;-)
wow, respekt ;) da kann ich mich ja glücklich schätzen, von dir eine antwort bekommen zu haben ;)
Die meisten Physiker verstehen unter der sog. Weltformel ein mathematisches Modell, welches Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie widerspruchsfrei vereinigt mit unseren bisher besten quantenphysikalischen Modellen.
Felix Finster — ein noch recht junger Professor für Mathematik an der Uni Regensburg — ist der festen Überzeugung, ein solches Modell gefunden zu haben: sein Modell kausaler Fermionensysteme .
Er behauptet, es würden sich aus diesem Modell durch Grenzübergang mindestens die folgenden, ganz zentralen physikalischen Modelle bestätigen lassen (d.h. als Grenzfälle für bestimmte Randbedingungen wiederfinden):
- Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie,
- die Quantenfeldtheorie
- und auch das sog. Standardmodell der Elementarteilchenphysik.
Sollte das wirklich so sein, hätte Finster eben das Modell gefunden, nach dem die Physiker nun schon fast 100 Jahre vergeblich suchen und das sie bis in die jüngste Vergangenheit hinein noch am ehesten in Richtung Stringtheorie zu finden glaubten.
Leider ist Finsters Arbeit selbst unter Physikern bisher kaum bekannt, inzwischen aber ausführlich beschrieben in einem Buch, das im renommierten Springer-Verlag erschien (also sicher auch schon wesentlichen Peer-Review bestanden hat).
Eine online für jedermann einsehbare Kopie davon findet sich in seit Oktober 2018 in ArXiv: https://arxiv.org/pdf/1605.04742.pdf
Vielen, vielen Dank für diesen Hnweis. Da kann man mal sehen, dass gf bisweilen sogar zum Erkenntnisgewinn taugt. Der Link ist absolut neu für mich. Habe den Aufsatz nur überflogen. Um ihn in Gänze zu erfassen, dürfte ich allerdings überfordert sein. Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass in dem Ansatz Finsters die Ideen von Prigogine der Selbstorganisation, Emergenz, des Brechens der Zeitsymetrie, der Irreversibilität als grundlegendem Prinzip und der Ablehnung der Zeit als 4. Dimension innerhalb der klassischen Geometrie aufgegriffen werden.
Weiteres schnelles googeln hat diesen Eindruck verstärkt und dabei bin ich sogar auf eine Konferenz gestoßen, die sich mit diesen neuen Ansätzen Prigogines in der Physik intensiv beschäftigte:
https://www.univie.ac.at/zeitgeschichte/cms/uploads/HvF11_folder_sw_ef.pdf
Das ist eine Entwicklung, die ich gerne weiter verfolgen werde.
Das Ganze würde meine Vermutung bestätigen, dass der reduktionistische Ansatz der Stringtheorie eine Sackgasse ist und eine Lösung nur über die Emergenz gefunden werden kann.
Der Astrophysiker Günter Spanner macht auf Seite 251-252 seines Buches » Das Geheimnis der Gravitationswellen « (2016) darauf aufmerksam, dass sich aus der Stringtheorie eine verallgemeinerte Feldtheorie ableiten lässt, in der ein freier Parameter auftritt. Wählt man ihn unendlich groß, reduziert sich das entsprechende Gleichungssystem auf genau das von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie (so dass die Stringtheorie sozusagen eine erweiterte Alternative zu Einsteins Theorie umfasst).
Tatsache ist aber auch: Wer sich eingehend mit solchen Varianten befasst, gilt schnell als wissenschaftlicher Außenseiter. Renommierte Fachzeitschriften nehmen entsprechende Arbeiten meist gar nicht erst zur Publikation an, etablierte Wissenschaftler tendieren dazu, sie totzuschweigen.
So ganz ernst scheint es den Physikern mit ihrer Suche nach der "Weltformel" also gar nicht zu sein.
Es gibt auf Youtube 11 Vorlesungen von Felix Finster über seine Theory:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLI-rf4Dw47-pRLd5bOnxgDBOaUWCL5wgS
Leider beginnt er auch da mit Mathematik (statt erst mal die Grundidee seiner Theorie zu erläutern).
Kurze Charakterisierungen von Felix Finsters Theorie finden sich hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Causal_fermion_system
https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1742-6596/1275/1/012009/pdf
Das ist mir ehrlich gesagt zu englisch und zu mathematisch, als dass ich mich da einlesen möchte.
Irgend jemand sollte Felix Finster mal klar machen, dass die Physiker ihn wohl deshalb totschweigen, da er nur über sein mathematisches Modell spricht, statt VORHER aus physikalischer Sicht heraus zu rechtfertigen, wie er denn überhaupt zu diesem Modell kommt.
Er sollte sich dazu herablassen, ein populärwissenschaftliches Buch zu schreiben, das so gut wie keine Formeln enthält. Sogar Stringtheoretiker konnten so ja schließlich (mir etwa) die grobe Idee ihrer Theorie klar machen, obgleich der mathematische Apparat, den sie benötigen, selbst Mathematikern weit unzugänglicher erscheint als die Theorie der Hilberträume, die für Felix Finsters Theorie verstanden sein will.
Es isr richtig: Wer Felix Finsters Buch zu lesen versucht, wird zunächst erschrecken, da es gute Kenntnis der Theorie der Hilberträume voraussetzt (und auch sofort mit entsprechenden Formeln hantiert).
Wer sich mit dieser mathematischen Theorie bekannt machen (oder früheres Wissen darüber auffrischen) möchte, lese auf jeden Fall zunächst das erst im Herbst 2019 von Finster veröffentlichte Papier CAUSAL FERMION SYSTEMS: AN ELEMENTARY INTRODUCTION TO PHYSICAL IDEAS AND MATHEMATICAL CONCEPTS (https://arxiv.org/pdf/1908.08451.pdf).
Die neueste, leicht korrigierte Version von Felix Finsters Springer-Buch findet sich nur auf arXiv.org: https://arxiv.org/pdf/1605.04742.pdf
Vorher sollte man lesen: https://arxiv.org/pdf/1502.03587.pdf
Man lese insbesondere den Abschnitt 8 (Clarifying Remarks), der in der Mitte von Seite 15 des Papiers https://arxiv.org/pdf/1502.03587.pdf beginnt.
Das Känguru verwendete die Weltformel
Jede Zelle gibt jeder anderen Zelle ihr Wissen weiter. Sie tauschen 1000 Bit an Informationen pro Sekunde aus. Die Zellen gruppieren sich und bilden ein gigantisches Kommunikationsnetz, welches wiederum Materie bildet. Zellen bündeln sich, nehmen eine Form an, deformieren sich, formen sich neu. Spielt keine Rolle. Ist alles dasselbe. Die Menschen betrachten sich als einzigartig. Ihre gesamte Exixtentheorie beruht auf ihrer Einzigartigkeit. EINS ist ihre Maßeinheit. Aber so ist es nicht. All unsere Kommunikationssysteme sind nur ein Hilfloser Versuch. EINS plus EINS gleich ZWEI zu machen. Mehr haben wir nicht gelernt. Aber EINS plus EINS war noch nie gleich ZWEI. Tatsächlich gibt es keine Zahlen und keine Buchstaben. Wir benutzen Symbole um unsere Welt auf menschliche Größe zu reduzieren, damit sie verständlich ist. Wir haben ein System erschaffen, dass uns das Unergründliche vergessen lässt. Zitat aus dem Film Lucy. Ich finde das passt super zu dieser hirnrisseigen "Weltformel" :)
Ja das finde ich auch. Ich kann mich an keinen Film errinern, der mich so zum nachdenken gebracht hat wie Lucy. :)
eine Mathematische darstellung von der funtkion des kosmoses!
1/0,998999=1,001002003005008013021034...
diese ist aus zwei parrallelen geformt
1/0,998001=1,002003004005006007008009010....
1/0,000998 = 1002,004008016032064128....
die funktionen dieser zahlen lassen sich exakt auf die Natur ableiten die der Fibonaccie folge entspricht.
sie Beschreiben das Wellen Verhalten das die natur besitzt!
11111²=123454321
1/123454321=8,10016200243003240040500486....
das ist die Weltformel eine Zahlen Funktion die sich exakt auf die natürlichen potenzen ableiten lässt
Eine Formel, die die Welt vollständig beschreibt.
Es geht um den Versuch, den Zufall auszumerzen und alles vorhersagbar zu machen. Bzw. versucht hat das noch niemand. Die erste Frage ist, ob es so eine Formel geben kann, also die Existenzfrage.
Ich dachte, das hätte man seit der Aufklärung und den großartigen wissenschaftlichen Entdeckungen der frühen Neuzeit ständig versucht?
Sagt man...
Ich habe noch nicht einmal eine Einleitung zu dem Thema lesen können. Ist jetzt kein Sarkasmus, aber einen Link zu so einem Projekt kannst du mir zum Beispiel auch nicht nennen, oder?
Man liest sehr häufig, dass man es immer wieder versucht hat, aber genauso selten liest man die Versuche.
Eine Weltformel... Wie würde man anfangen? Man müsste am Anfang anfangen. Der Urknall samt aller vorhandenen Materie und die Richtungen, in die sie sich Orientieren.
Tja, und dann gibt es da noch die Quantenmechannik...
Oder könnte man auch mit der aktuellen Erfassung der Welt den Urknall rückerrechnen?
So oder so, ich hätte nicht mal eine Idee für die erste Zeile so eines Versuchs.
Was befindet sich wann wo mit welcher Orientierung? Das müsste das Ergebnis sein.
Hat man auch, aber stets mit so viel Erfolg, wie bei dem Bau eines Perpetuum Mobiles.
wow, vielen dank :) jetzt hab ich wirklich viel darüber erfahren, echt ein sehr komplexes und interessantes Thema...hast du da ne Arbeit drüber geschrieben oder so?