Was ist der Unterschied zwischen Mediknet retard und Ritalin ist das das selbe?

1 Antwort

Im Prinzip ja. Retalin "pur" ist ein Schnellstarter und wirkt nur ein paar Stunden. Medikinet wirkt verzögert über 6-8 Stunden. Es gibt auch noch länger wirkende Produkte. Alle kannst Du allerdings  in die Tonne kloppen, wenn Du bei Einnahme Nebenwirkungen verspürst. Bedenke, dass sie abhängig machen und es Alternativen gibt. Ein Segen für die wenigen Ausnahmen, wo es hilft. Ein Fluch für diejenigen, die es nehmen müssen ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen.

Temperament und Andersein mit Medis zu entgegenen, ist ein Schwachpunkt der Gesellschaft.


Labyrinth2015  05.09.2015, 10:04

Nein, Ritalin, Medikinet usw. machen definitiv nicht abhängig. Im Gegenteil, sie können verhindern, dass der Betroffene in eine Drogenkarriere abrutscht, weil er verzweifelt nach einer Selbstmedikation sucht. 

Du kannst Deinem Arzt jederzeit sagen, dass Du aufhören willst. Und, da Methylphenidat eine extrem kurze Halbwertszeit hat, kannst Du das auch jederzeit tun, und jeglicher Rest des Wirkstoffs ist binnen weniger Stunden aus Deinem Körper.

Ich nehme Medikinet u.ä. seit ca. 15 Jahren und habe immer wieder mal eine kurze oder längere Pause gemacht - völlig problemlos. Ich komme nur immer wieder darauf zurück, weil ich ohne Medis einfach nicht lesen, irgendwas arbeiten, oder mich auch nur vernünftig normal unterhalten kann. 

Ich kenn ehrlichgesagt im realen Leben abseits von RTL und anderen reißerischen Formaten und noch obskureren Websites, die anderes behaupten, auch keinen einzigen, der Medis nimmt und davon starke oder gar bleibende Nebenwirkungen hatte. 

Und keinen einzigen, der wirklich ADS hat, der sich beschwert, dass er die Medis nehmen muss, und sie ihm nicht helfen. 

Eigentlich kann man sagen: hilft es nicht, hast Du entweder kein ADS oder Du  gehörst zu den non-respondern, und dann wird Dich kein Arzt der Welt zwingen, weiter Ritalin zu nehmen, sondern einen Versuch z.B. mit Strattera oder Antidepressiva starten, wenn Du das möchtest.

Dein Post ist Stimmungsmache.

Dann sag mal, welche Alternativen es gibt ? Sollen wir Sport machen, und dann ist alles gut ?

Ja, wenn es so einfach wäre...

Immerhin ist die Info über Medikamente richtig. Ritalin ist der pure Wirkstoff und wirkt sofort, aber nur sehr kurz, Medikinet retard gibt den Wirkstoff zeitverzögert ab.

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douschka  06.09.2015, 01:19
@Labyrinth2015

Ich bin zum Glück nicht direkt betroffen, mein Sohn hat wie man es audrückt, eine sehr schillernde ADHS. Mit 6 Jahren wurde sie diagnostiziert. Zunächst bekam er nur Ritalin für die Schule (1. Klasse), was auch gut war. Im Hort war er dann sehr anstrengend und auch er hat darunter gelitten. Ab 2. Klasse wurde Erziehungshilfeschule empfohlen und ab da begann sein Schulnomadendasein. Nach Ritalin wurde er auf Medikinet eingestellt und für abends Dipiperon, ständig klagte er über Bauch- und Kopfweh. Ist kaum noch gewachsen und war unterernährt. Danach wurde Concerta mit Ritalin und Risperidon verordnet, wobei mein Kind zum Zobie wurde. Er hatte viele Schmerzen, war unglücklich, hatte das Lachen verlernt, konnte einfachste Dinge nicht mehr alleine. So konnte es nicht weitergehen, weil ihm das auch nicht in seiner Schulsituation weiterbrachte und von der Schulpflicht befreit wurde. Zzgl. war mein Kind ständig in Einzel- und Gruppentherapien und monatelang in der Kinder- und Jugendpsychatrie. Insgesamt hatte er 6 Jahre unter Methylphenidaten gestanden. Eigens zu ADHS habe ich an Elternschulungen teilgenommen, begleitete sequentielle Therapieaufenthalte, war in einer Selbsthilfegruppe und zu entsprechenden Kongressen. Habe mich mit allem greifbaren über ADHS beschäftigt, auch über die Handhabung in anderen Ländern, z.B. http://www.adhs-schweiz.ch/ und begann an der gesamten Handhabung mit betroffenen Kindern zu zweifeln. Auf Grund der Schulpflichtbefreiung sind wir in ein anderes Bundesland gezogen und haben bessere Unterstützung gefunden, die leider auch nur kurzweilig war. Von einer Ärztin bekam ich den Literaturhinweis "Die Hormonrevolution" und damit begann mein Umdenken. Daraufhin suchte für meinen Sohn eine besondere Fachärztin auf, die nach den im Buch beschriebenen Möglichkeiten behandelt. Sie hat in der Tat alles auf den Kopf gestellt und herausgefunden, dass mein Kind KEIN ADHS hat. Die Medis wurden abgesetzt, die Entzugserscheinungen waren groß. ES GIBT SUCHTKLINIKEN FÜR KINDER DIE METHYLAMPHENIKOLABHÄNGIG SIND!

Ich habe das Leid an meinem Kind gesehen. Ich habe nicht bestritten, dass es Fälle gibt, wo es eine gute Hilfe ist. Allgemein geht man mit der Diagnostizierung für ADHS sehr leichtfertig um. Diese "Krankheit" boomt und die Verschreibung der entsprechenden Medis auch. Ich behaupte, dass 80% der Kinder in einem guten Setting viel besser aufgehoben wären als mit Medis ihr Wesen zu unterdrücken.

Im Grunde reicht es den Beipackzettel zu lesen und über den Tellerand hinauszuschauen.

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Labyrinth2015  07.09.2015, 11:19
@douschka

Hallo nochmal....dann hat Dein Kind bedauerlicherweise eine Fehldiagnose bekommen.

Natürlich sollte man die Mittel nicht leichtfertig verschreiben, und jeder Arzt, der das tut ist eigentlich nicht ernst zu nehmen und verstößt gegen seinen Berufsethos.

Natürlich sollte am Beginn einer medikamentösen Therapie eine umfangreiche Testung stehen und auch alle anderen Erkrankungen ausgeschlossen werden, und das Kind auch nicht nur mit Medikamenten alleine behandelt werden.

Und sicher gibt es auch viele schwarze Schafe unter den Ärzten und eine Masse an Fehldiagnosen, das will ich gar nicht bezweifeln.

ABER - sei mir nicht böse und fühl Dich bitte nicht persönlich angegriffen, aber es ist mir ein Bedürfnis, dazu nochmal Stellung zu beziehen -

zum einen: Dein Kind hat auch Neuroleptika bekommen. Es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass diese ihn zum "Zombie" gemacht haben, weil die Dosis eventuell zu hoch war. Viele reagieren ja auch sehr empfindlich auf Medikamente.

Neuroleptika wirken in der Tat stark beruhigend/sedierend und auch nur ein kleines bisschen zu viel und Du bist wirklich ein Zombie (auch wenn auch diese verantwortungsvoll und in GANZ KLEINEN DOSEN eingesetzt extrem hilfreich sein können - ich habe auch schon Neuroleptika genommen und würde es in bestimmten Situationen - z.B. wenn ich regelmäßig und viel unter Menschen müsste - auch wieder tun).

Sollte er in der Tat *kein* ADHS gehabt haben, müsste er sich auf Medikinet usw. aber eher so gefühlt haben, als hätte er eine Kanne Espresso auf ex getrunken. Also das komplette Gegenteil von ruhig.

Man kann sich jetzt auch fragen, ob die Eltern, deren Kinder vorher die Wände hochgingen und die jetzt ruhig auf einem Stuhl sitzen einfach davon so "geschockt" sind, dass sie sich denken, dass das nicht "gut" sein kann. Wie das bei Dir war weiß ich da nicht, und will Dir persönlich jetzt auch nichts unterstellen, vielleicht wurde Dein Kleiner ja auch in die Entscheidungsfindung mit einbezogen, das sind jetzt mehr allgemeine Gedankengänge.

Ich persönlich frag mich, ob jemand da auch die Kinder fragt...

Vielleicht ist dieser Zustand für die sogar angenehm...für jemanden, der selbst ADS hat kann ich nur sagen: nein, ADS haben macht keinen Spaß, überhaupt keinen. Es ist richtig, richtig k***e.

Wenn es ein Medi oder eine Operation geben würde, mit dem ich mein ADS für immer komplett heilen könnte, ohne dass es reversibel wäre, würde ich es sofort nehmen. Und ich bin noch nicht mal ein hyperaktiver ADSler. 

zum anderen:

Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Entzugskliniken für Ritalin und Co gibt, da es binnen weniger Stunden (!!!) vollständig aus dem Körper raus ist.

Das halte ich wirklich für ein Gerücht, dass vielleicht von reichlich merkwürdigen Quellen ins Internet gesetzt wurde.

Oder da ging es nicht um Jugendliche, die eine therapeutische Dosis einnahmen, sondern um Missbrauch des Medikaments (was ich zwar schon gehört habe, aber mir fast gar nicht vorstellen kann, da die Nebenwirkungen dabei eigentlich so krass sein müssten, dass das keiner freiwillig machen wöllte, aber nun, gibt nix, was nicht ausprobiert wird...um ADS-Medis überhaupt irgendwie als "Droge" zu benutzen bräuchte man außerdem Unmengen davon, was kaum aus "legalen" Quellen machbar wäre...).

Aber zurück zur normalen, therapeutischen Verwendung: Da gibt es keinen körperlichen Entzug.

Durch den (bekannten!) Rebound-Effekt, kann es einem dann erst mal scheinen, als wäre alles schlimmer als vorher, das ist aber nicht so - das ADS holt einen einfach nur wieder ein. Aber auch das geht *sehr* schnell wieder vorbei. Auch das ist kein Entzug.

Es ist möglich, die Medis von jetzt auf gleich ohne jegliches Problem abzusetzen. Ich habe das oft gemacht, und ganze Horden an anderen ADSlern jeder Altersstufe machen das auch regelmäßig - nehmen z.B. am Wochenende oder während der Ferien keine Medis, oder sogar nur während der Schule oder auf der Arbeit und verbringen schon den Nachmittag oder Abend medikamentenfrei.

Das wäre bei einem echten Suchtpotential gar nicht möglich...oder dass wir ADSler oft Erinnerungen oder Wecker brauchen, damit wir nicht vergessen unsere "Droge" zu nehmen.

Sag das mal nem Süchtigen...*lach*

So viel auch zur psychischen Abhängigkeit.

Vielleicht könnte es da ein ganz kleines Potential geben, was aber mehr damit zu vergleichen ist, wie ein Kurzsichtiger, der eine Brille bekommen hat, die Brille vielleicht auch nur wieder ungern abgibt, da  sie ihm in manchen Bereichen einfach gute Dinge leistet.

Ist der dann nach seiner Brille süchtig ?

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Labyrinth2015  07.09.2015, 11:23
@Labyrinth2015

PS: ALLES kann Nebenwirkungen haben.

Dazu kann ich nur eine Ärztin zitieren, die irgendwann mal sagte: wenn Schokolade einen Beipackzettel hätte, würde sie niemand mehr essen...

Und ich habe nicht das Gefühl, dass die ADS-Medis mein Wesen unterdrücken, ich habe das Gefühl, durch die Medis überhaupt erst mein "Wesen" finden zu können. ADS-Symptome sind nicht mein Wesen.

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