Was ist der Mensch (Kurt Tucholsky)?

1 Antwort

,,Die letztere heißt Religion.‘‘ - Stimmt, denn in Zeiten eines miserablen Zustands sehen manche Menschen die Religion als eine Art Hoffnung oder Trost.

Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich immer drei Nummern größer zu verfahren, als man gerade noch für möglich hält.‘‘ - Teilweise. Je nach dem, in welcher Angelegenheit das Ego von jemandem gefüttert werden will.

,,Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die Anderen auch nicht.‘‘ Stimmt auch, oder? Was wäre mit der Welt, wenn jedem das Selbe zur Verfügung stehen würde? Dann dürften wir uns ja garnicht mehr erlauben, arrogant zu sein.

,,Der Mensch möchte nicht gerne sterben, weil er nicht weiß, was dann kommt. Bildet er sich es ein, es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern; weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will.‘‘ - Stimmt, denn der Mensch steht ständig vor der Entscheidung, ob er ,,im Alten verharren‘‘ will oder sich auf etwas neues einlässt. ,,Neu‘‘ bedeutet Fortschritt; stattdessen wählen wir meistens aber den schon bekannten und meist gemütlicheren Weg. Und kommt die Veränderung schlagartig, so wissen wir meistens nix damit anzufangen.

Seine wahre, trockene und leicht misanthropischen Sichtweise auf die Menschen holt uns vielleicht nochmal etwas auf den Boden der Tatsachen zurück und zeigt, dass Menschen sich eigentlich oft ähnlicher sind, als sie es sich selbst eingestehen wollen. Aber genau deshalb sollte das Wort ,,Nächstenliebe‘‘ nicht abhanden kommen - aber die steckt meistens erst unter einer (dicken) Portion Ego.