Was ist der Mensch aus philosophischer Sicht?

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Der Mensch ist die zufällige, aber gesetzmäßige Entwicklung lebender Materie in ihrer vermutlich höchsten Form. Im Unterschied zu anderen Lebewesen hat er einen Willen, aber keinen, wie die Gottesknechte hier nicht müde werden zu verkünden, "freien Willen".

Er kann vorausplanen, Werkzeuge nicht nur verwenden, sondern zielgerichtet entwickeln und anwenden.

Er hat sich in Anpassung an die vorherrschenden Bedingungen entwickelt und sich von einer ausschließlichen Gebundenheit an Instinkte gelöst.

Er ist ein geborenes Kleingruppenwesen, stammt aus dem Tierreich, und macht im Unterschied zu anderen, angeblich nicht intelligenten Wesen so ziemlich alles, was seiner Natur zuwiderläuft (Ökokatastrophe, Egoismus statt Eigennutz, Geschwindigkeitswahn, Verlegen der Realität in eine Traumwelt - Stichwort Religion, wachsende Entfremdung von seinen Lebensgrundlagen, usw. usf.).

Der Mensch ist Bestandteil der Natur. Allerdings kommt die Natur ohne ihn aus und interessiert sich nicht in besonderer Weise für ihn. Ihre Prozesse vollziehen sich mitleidlos. Das bedeutet – ebenso wie die Tatsache des Todes – eine existentielle Ernüchterung und Verunsicherung, die jeden Menschen berührt, egal ob Theist oder Atheist.

Sehr viel spricht für die Formel vom selbst zu suchenden Lebenssinn, verstanden als individuelle Lebenserfüllung. Sie bildet ein Kontra-Produkt zur existentiellen Offenheit unserer Existenz. Mit den Offenbarungsreligionen ist diese Formel nicht zu vereinbaren.

Er wird genau so zufällig wieder vom Erdball verschwinden wie er aufgetaucht ist.

Eine Stimme unter vielen ist die des dänischen Philosophen und Theologen Søren Kierkegaard* (1813-1855).

Kierkegaard sagte in dem Werk "Sygdommen til Døden" (1849; dt.: "Die Krankheit zum Tode"**):

"Der Mensch ist Geist. Aber was ist Geist? Geist ist das Selbst. Aber was ist das Selbst? Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält, oder ist das am Verhältnis, dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält; das Selbst ist nicht das Verhältnis, sondern, dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält. Der Mensch ist eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von Zeitlichem und Ewigem, von Freiheit und Notwendigkeit, kurz eine Synthese. Eine Synthese ist ein Verhältnis zwischen zweien. So betrachtet ist der Mensch noch kein Selbst."

Die Meinung Kierkekaards ist natürlich nur EINE von vielen, aber sie war einflussreich. An dieser Einschätzung des - individuellen! - Menschen in der Existenzphilosophie (Kierkegaard war der Urvater dieser Denkschule, zu der auch der berühmteste ihrer Anhänger, Sartre, gehörte) kommt man bei einer Schulhausarbeit nicht vorbei.

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*) Auch wenn man Dir etwas anderes erzählt, der Name wird ausgesprochen: "Kirgegor".

**) Der Titel "Die Krankheit zum Tode" bezieht sich auf die Bemerkung in Joh. 11, 4: "Diese Krankheit ist nicht zum Tode" im Zusammenhang mit dem Tod und der Wiedererweckung des Lazarus durch Jesus.

der mensch ist des menschen wolf.

Du musst deine eigene Antwort finden. Es gibt keine wahre Antwort, so ist das mit der Philosophie halt.