Was ist das schlimmste was ihr bisher im Straßenverkehr erlebt habt?

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Vor ein paar Jahren auf der 3spurigen Autobahn. Es war gut was los (Verkehr zum Freitag Nachmittag) und ich befand mich auf der mittleren Spur mit ca. 120 km/h. Links neben mir war alles "voll", rechts neben mir fuhren etliche LKW.

Ich erinnere mich, dass vor mir ein Transporter fuhr, ich einen gewissen Sicherheitsabstand hatte, der vermutlich aber nicht ganz ausreichend war. Der Transporter ist schlagartig nach rechts ausgewichen und ich ich sah plötzlich ein stehendes und verunglücktes Auto vor mir auf der Spur.

Auf die Linke Spur konnte ich nicht ausweichen, rechts war ein LKW und der Bremsweg war definitiv zu kurz. Ich wäre dem Auto ziemlich sicher mit 50-60 Sachen oder mehr draufgerauscht, wenn nicht der LKW-Fahrer rechts neben mir geschalten hätte, der ganz schnell auf den Standstreifen ausgewichen ist. Dank ihm konnte ich noch in aller letzter Sekunde auf die rechte Spur fahren.

Daheim gab es auf den Schock einen Schnaps.

Ich kam zu einem Verkehrsunfall, bei dem jemand auf einer breiten Bundesstraße bei Gegenverkehr überholt hat. Dabei hat er ein entgegen kommendes Auto mit dem Aussspiegel am Aussenspiegel berührt.

Die Fahrerin des entgegenkommenden Autos hat daraufhin das Lenkrad verissen und ist in einen entgegenkommenden Geländewagen geschleudert.

Fahrerin und Beifahrerin waren sofort tot, das 10-jährige Mädchen vom Rücksitz habe ich mit einem zufällig vorbeikommenden Notarzt reanimiert.

Das ist uns leider nicht gelungen, so blieb mir nur noch das schließen der Augen und erfolglos aufzugeben.

Das ganze ist jetzt 21 Jahre her und ich habe eine 31-jährige Arbeitskollegin, die heute so aussieht, wie das Mädchen wohl heute aussehen könnte, das erinnert mich hin und wieder daran.

Der Unfallverursacher hat Fahrerflucht begangen. Ein Lkw-Fahrer, der das beobachtet hatte, hatte damals über CB-Funk einem Kollegen Bescheid gegeben, der ca 2km vor ihm war. Dieser stellte seinen Sattelzug quer und hat den flüchtigen Fahrer stellen können.

Da war ich 19 und ging zu Fuß - ein damals 92-jähriger Autofahrer mit seinem Mercedes (den kannte ich entfernt) bog auf die Straße ab, an deren Gehsteig ich lief und fuhr allen Ernstes bis zur nächsten Abzweigung rund 500 Meter einer geraden Straße teilweise auf dem Gehsteig und teilweise auf der Straße; ich konnte mich nur durch einen Sprung in einen Vorgarten "retten", sonst hätte er mich über den Haufen gefahren. Besondere Ironie des Schicksals: Der Mann war von Beruf Verkehrspolizist gewesen und galt in seinem Arbeitsleben als streng und unerbittlich. Der fuhr dann noch ein, zwei Jahre rum, bis er wirklich mal jemanden gerammt hat und den Führerschein abgeben musste. Ich ging ihm damals aus dem Weg und suchte das Weite, sobald ich das Auto sah, und hatte mir das Kennzeichen gemerkt.

Allgemein sind die unangenehmsten Begegnungen solche mit älteren Leuten am Steuer; ich mache heute um jede Mercedes B-Klasse und jeden VW-Golf Sportsvan einen hohen Bogen, weil damit meist alte und kranke Leute fahren, die gar nicht mehr fahren sollten.

Ansonsten habe ich als Verkehrswachtler sowie beruflich bedingt (Zeitung) schon viele Unfälle gesehen, die schlimm waren, aber da härtet man mit den Jahren ab und lässt es nicht so nah an sich ran.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ChristianLE  05.12.2023, 17:07
Allgemein sind die unangenehmsten Begegnungen solche mit älteren Leuten am Steuer; ich mache heute um jede Mercedes B-Klasse und jeden VW-Golf Sportsvan einen hohen Bogen, weil damit meist alte und kranke Leute fahren, die gar nicht mehr fahren sollten.

Mercedes B-KLasse-Autos sind dafür prädestiniert. Auch fast alle älteren Mercedes-Modelle.

Ich erinnere mich da auch an einen älteren Mercedes- Fahrer, der unmittelbar vor mir gefahren ist. In der (Klein-)Stadt ist er mit ca. 20-30 km/h unterwegs gewesen, wobei er ca. 20m vor jeder Kreuzung langsam auf 10km/h runtergegangen ist.

Am Ortsausgang hing ich dann immer noch hinter ihm, allerdings hat er dort knapp die 50 km/h geknackt, bis er dann nach wenigen hundert Metern vor mir auf die Autobahnauffahrt ist, blöderweise direkt auf die Gegenfahrbahn.

Wir haben dann sofort die Polizei und den Verkehrsfunk/Radio informiert.

Den Mann habe ich Tage später in der Stadt getroffen. Ende 80/Anfang 90, gehbehindert, Zittrig und schwerhörig.

Bei uns in der Stadt (unsere Kleinstadt ist hoffnungslos überaltert) sind leider etliche solcher Leute unterwegs und selbst eine grüne Fußgängerampel ist keine Garantie, wohlbehalten auf der anderen Straßenseite anzukommen.

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rotesand  05.12.2023, 17:23
@ChristianLE

Ich fahre tatsächlich eine Mercedes E-Klasse von 2004, die ich aus dem Nachlass eines 88-Jährigen gekauft habe - der Mann war mit meiner Familie bekannt und körperlich wie geistig fit; er ist dann unerwartet gestorben. Das Auto hat aber etliche Dellen und Kratzer rundherum - sogar im Dach, weil er mal eine Laderampe bei der ZG-Raiffeisen übersehen gehabt hat. Deswegen war es auch trotz geringer Kilometerzahl, lückenlosem Scheckheft, guter Ausstattung und neuwertigem Innenraum so günstig, dass man zuschlagen musste.

Vor einigen Monaten hat diesen Mercedes ein über 80 Jahre alter, schwer kranker Autofahrer im Golf Sportsvan Automatik einfach übersehen und gerammt, obwohl die Straße übersichtlich ist, das Wetter gut war und es mittags um ein Uhr war - das Auto hätte er nicht übersehen dürfen. Der Schaden war Makulatur, aber mir war es leid.

Der wäre sogar weitergefahren und hatte so Angst vor dem Konsequenzen, dass er erst flüchten wollte, dann weinend vor den Polizisten stand und später über eine "Zweitaussage" bei der Polizei und bei der Versicherung versucht hat, die Schuld mir in die Schuhe zu schieben - da ist er aber an den Richtigen geraten. Den habe ich dann so richtig auflaufen lassen, einfach weil ich es kann, die Kontakte habe und die Notwendigkeit erkannte. Allein für seine Dreistigkeit - er wollte ja direkt nach dem Unfall flüchten, wenn ihn meine Freundin nicht zurückgehalten hätte - habe ich ihn dann da bestraft, wo es ihm am meisten wehtut.

Das ganze Elend kam nach und nach raus: Der Mann ist schwer herzkrank, kann kaum laufen (nur mit Stock), hat geistige Aussetzer und befindet sich in einem Zustand, in dem man auch kurze Strecken nicht mehr fahren sollte. Mir war klar, dass er, wenn er geprüft wird und es sicher nicht mehr schafft, das Rumfahren, Events wie Rentnertreff und Gottesdienst sowie insbesondere die Besuche bei seiner kranken Frau im Heim (da wollte er hin, als er mein Auto rammte) vergessen kann; die Kinder wohnen weit weg und seine Geschwister hatten nie einen Führerschein - dem hilft keiner, der wird zuhause sterben, wenn er nicht mehr fährt.

Ich bin aber Verkehrswachtler und kann so was nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Beim nächsten Mal übersieht er einen Menschen oder baut einen richtig schlimmen Unfall oder gerät wie dein Mercedes-Fahrer auf die Gegenfahrbahn - dann ist das Geschrei groß, jeder will es "ach so geahnt" haben und keiner hat was gemacht. Ich kenne die Litanei.

Ich habe von Bekannten, die in seiner Nähe wohnen, vor einiger Zeit erfahren, dass er inzwischen tatsächlich nicht mehr fahren darf, das Auto verkauft ist und er inzwischen nicht mehr aus dem Haus kommt. Jetzt sagt irgendwie jeder, der ihn kannte, dass er halt doch nicht mehr hätte fahren sollen und man habe es ja auch schon lang gewusst, dass es soweit kommt und er sei ja so krank und habe alle möglichen Leiden, sei krebskrank und die Ärzte weigern sich aufgrund seines Alters ihn zu operieren, aber gemacht hat von allen keiner was und es war für ihn der dritte Unfall dieser Art in diesem Jahr, wie ich erfuhr - er hatte Angst, dass die Versicherung ihn rauswirft, weil das Auto schon auf die demenzkranke Frau im Heim lief und er selber gar keine Versicherung mehr bekommen habe. Angeblich gehe es ihm "psychisch sehr schlecht" und er weine sehr viel, aber so was geht nicht und Wegschauen ist keine Lösung.

Bei jedem VW-Golf Sportsvan, den ich sehe, gehen bei mir die Alarmglocken an. Vor allem das typische Argument für Sportsvan und B-Klasse lässt mich erschauern: So was kauft sich der Opa, wenn er mit 80 so krank ist, dass er in den geliebten VW-Passat oder die geliebte Mercedes C-Klasse nicht mehr einsteigen kann - im Klartext, wenn er zu krank ist, um ein normales Auto zu fahren. Wenn man schon ein spezielles Auto braucht, um überhaupt am Verkehr teilzunehmen, sollte man sich überlegen, ob man das ganz sein lässt.

Ich habe als Verkehrswachtler schon mehrfach Vorträge auch bezüglich Senioren gehalten und genau so schon provokant argumentiert, wenn ich sah, dass der Parkplatz voller Sportsvans und B-Klassen ist - da sind die alten Leute immer ganz still, wenn ich das sage und ihnen dann auch noch Fotos von verunfallten Autos und Seniorenunfällen an die Wand projiziere und ihnen nahe lege, darüber im Sinne aller nachzudenken. Meist ist da auch der Kreisseniorenrat dabei, der meine Argumentation stützt - der Vorsitzende ist übrigens Mitte 70, total fit und fährt einen Audi A6 älteres Baujahr, in den er gut einsteigen kann. Der sagte mal glaubhaft, wenn er nicht mehr kann, hört er auf, es gibt immer eine Lösung, man muss nur wollen.

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ChristianLE  07.12.2023, 08:36
@rotesand
Das ganze Elend kam nach und nach raus: Der Mann ist schwer herzkrank, kann kaum laufen (nur mit Stock), hat geistige Aussetzer und befindet sich in einem Zustand, in dem man auch kurze Strecken nicht mehr fahren sollte. Mir war klar, dass er, wenn er geprüft wird und es sicher nicht mehr schafft, das Rumfahren, Events wie Rentnertreff und Gottesdienst sowie insbesondere die Besuche bei seiner kranken Frau im Heim (da wollte er hin, als er mein Auto rammte) vergessen kann

Das ist immer das Problem an der Sache. Ich kenne viele Ältere, die eigentlich gar nicht mehr fahren wollen, sondern es einfach "müssen" weil die Infrastruktur ( sei es ÖPNV oder Ärzte) schlecht ist.

Eine mir bekannte ältere Familie hat einen Facharzt außerhalb unserer Stadt in ca. 30 km Entfernung. In diesen Ort fährt zwar ein paar mal am Tag ein Bus, aber von der zentralen Bushaltestelle bis zum Arzt sind es dann noch 15 Minuten Fußmarsch (also für mich, für die Rentner eher 30 Minuten). Das Busticket ist dann finanziell noch drin, aber bis zum Arzt würden sie ein Taxi benötigen, was es in dem Ort aber nicht gibt, bzw. was sie gar nicht bezahlen können.

In der Großstadt muss man nicht fahren (Mein Opa hat seinen Führerschein mit 90 Jahren freiwillig abgegeben), auf dem Land wird es dann schwierig, wenn man niemanden hat.

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Mit 200 vollbremsung wegen stau ende.

War mit meinem Vater Motorrad fahren, ich saß hinter ihm und wir wollten gerade im Verkehr, seitlich abbiegen da kommt von der entgegengesetzten Richtung ein Bus und fährt nur ganz knapp an uns vorbei, der Bus hat meinen Vater gestreift.

Ich saß damals mit meinem Bruder im Hänger, mein Vater hat uns mit dem Fahrrad gefahren, wollten gerade vom Trottoir auf die Straße, da fährt uns ein Auto mitten rein. Mein Vater hat bis heute das ganze untere Bein vernarbt, die Fahrerin hat 400€ Strafe gezahlt. Fragen uns nur, warum wir uns mit so einer niedrigen Summe angefreundet haben...