Was hat es mit dem Gerücht auf sich, dass Mercedese Renter-Autos wären?


12.08.2024, 11:58

Beim Titel meinte ich nicht "Renter-Autos", sondern "Rentner-Autos". Sorry

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Mercedes war früher eine teure Marke, die sich meist nur ältere konservative Herren leisten konnten - entweder Chefs oder wohlhabende Rentner. Später kam dann dieser unsägliche 190er, den sich in der Hauptsache unfreundliche sudetendeutsche Opas gekauft haben, die sich zur Rente "was gönnen wollten" oder naseweise Fabrikarbeiter, die aus der Landwirtschaft kamen, ein paar Äcker zugunsten des spartanischen Basis 190ers (Vergaser; Viergang; ohne Radio; Uni-Farbe und ohne Wärmeschutzglas) verkauft haben und Sprüche klopften wie "mir sind ja keine armen Schlucker, net", ehe man sich auf den 190er sonst was einbildete.

Die fuhren dann mit Klorolle und Häkelkissen sonntags mit 70 auf der Landstraße zum Kaffeetrinken drei Dörfer weiter und waren auch menschlich in der Regel so unangenehm, dass das Klischee vom "Rentnerbenz" schneller zur Realsatire wurde, als die Fahrer aus dem 190er ohne Wärmeschutzglas rausgucken konnten. Heute fahren sie B-Klasse oder den Golf Sportsvan von VW - letzteren in chromblitzender "Highline"-Ausstattung, "weil mir sind ja keine armen Schlucker, net". Als ob der Nachbar in der Siedlung so was sehen dürfte... aber so sind sie halt, die Leute aus diesem Milieu.

Außerdem waren Autos von Mercedes oft sehr konservativ geformt, außen wie innen absolut bieder und hausbacken, einfach nichts für den Geschmack von Leuten ich sage mal unter 40 - und dieser 190er schoss den Vogel ab, obwohl er in der DTM um 1990 herum recht erfolgreich war.

Mir haben die Modelle der 90er-Jahre gefallen, vor allem die C-Klasse W202, die ich selbst lange Jahre fuhr - die gab es auch in modischen Farben, die Form war sportlich, das Fahrverhalten auch schon im Serienfahrwerk - der war der Zielgruppe anfangs sogar zu flippig, so dass Mercedes Versionen mit Edelholz im Innenraum und extra-klassischen Sitzpolstern nachziehen musste, damit die Häusler den alten 190er abtraten und sich die C-Klasse "Elegance" gekauft haben, die dann wieder standesgemäß war - "mir sind ja keine armen Schlucker, net".

Ich hatte bis vor Kurzem (wie gesagt fuhr ich lang den W202, der einsame Klasse war) eine ältere E-Klasse der Serie W211 (silberfarben) und kam mir in dem Auto tatsächlich sehr, sehr alt vor - ich fühlte mich mit der Zeit sogar unwohl darin und habe es dann verkauft. Seit ich einen schönen Siebener-BMW fahre, ist das wieder in Ordnung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Neuling2024  12.08.2024, 12:17

Hab schon immer lieber nen Rentner im bar bezahlen 190er gesehen, als nen „Talahon“ im geleasten/finazierten AMG…🤷‍♂️

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rotesand  12.08.2024, 13:23
@Neuling2024

Das stimmt mit Sicherheit, aber als Nachbarn oder als flüchtige Bekannte waren diese Rentner im 190er in der Regel unerträglich und mögen es heute noch sein, wenn sie noch leben und B-Klasse oder Golf Sportsvan fahren. Ich muss aber sagen, dass meine Heimat emotional viel kaputt gemacht hat und gerade die erwähnten Sudetendeutschen dort eine sehr unangenehme Menschengruppe waren.

Ich weiß nicht, aber die alten Leute, die Opel, Ford, VW Santana oder Audi 80/100 fuhren oder Japaner wie z.B. den Mitsubishi Galant waren menschlich irgendwie cooler und entspannter als die Mercedes-Fahrer - die waren auch konservativ, aber netter und angenehmer.

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Vor 50 Jahren mag das mal so gewesen sein. Da waren Mercedes Fahrzeuge hauptsächlich langlebig und stabil. So wie der berühmte 300D. Träume jedes Taxi Fahrers.

3 l Hubraum, 80 PS und unkaputtbar.

Ihr kennt ja wahrscheinlich das Gerücht

"Gerücht" ist denke ich das falsche Wort.

Vielleicht ist es ein Vorurteil?

Ich würde einfach sagen, es ist ein tradiertes Bild.

Denn so ein Bild ist ja nicht unbedingt böse gemeint, aber wir Menschen lieben es, unsere Mitmenschen in "Schubladen zu stecken" - damit unser Weltbild schön geordnet ist :-)

Und unser Gehirn basiert halt darauf Muster zu erkennen - auch wenn das Muster nicht wirklich da ist.

Zurück zu Deiner eigentlichen Frage:

Mit tradierten Bildern wie "Mercedesfahrer sind Rentner und/oder Sonntagsfahrer" oder "Audifahrer sind rücksichtslose Managertypen" ist es so ähnlich wie "Hund und Herrchen sehen ähnlich aus":

Man kann immer passende Beispiele für so einen Zusammenhang finden.

Ein Beispiel sagt aber nicht aus, dass der Zusammenhang immer vorhanden ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Autofan12345 
Beitragsersteller
 13.08.2024, 19:37

So ist es!

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Ich bin Rentner, fahr Motorrad, und das Geraffel von AMG, Brabus usw. sind für mich eher Zuhälter-Autos, wobei die Zuhälter sich auf allen Vieren fortbewegen. Und das laut f*rzend.

Der W124 und der W201 waren halt komfortable Fahrzeuge, die gerne von älteren Menschen gefahren wurden…

wer ein sportliches Auto wollte, ging zu BMW und holte sich nen E30 oder E34…


rotesand  12.08.2024, 12:13

Der 124er war in der Tat gut; den 190er fand ich aber immer unkomfortabel. Er hatte dürftige Sitze, eine bockige Federung, einen schlechten Geradeauslauf und durch den kurzen Radstand fuhr er sich holprig. Auch war es für Personen über 175 Zentimetern Körpergröße fast unmöglich, darin zu sitzen, das Fahrgeräusch war laut und die Geräuschdämmung je nach Baujahr schlecht.

Der 190er war erst ab 1988 halbwegs zumutbar in Sachen Komfort, dann waren jedoch der Audi 80/90 B3 und der VW Passat 35i schon auf dem Markt und der Opel Vectra A war auch erheblich komfortabler - selbst der Mitsubishi Galant und der Mazda 626 fuhren ihm davon. Aber die C-Klasse W202 war hervorragend.

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