Was haltet ihr von diesen Aussagen „Schuster bleib bei deinen Leisten“?

3 Antworten

Da hat dein Chef die Idee gelernt, dass Menschen aufgrund von Bildung unterschiedlich viel wert sind und das nicht anzweifeln sollten.

Heute kennt man Senioren, die nur aus Interesse wieder studieren (Vollzeit für einen Abschluss oder als Gasthörer, nur um sich zu bilden).

Ein Handwerker ist unheimlich wichtig und besitzt sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse, die viele andere Menschen nicht haben und vermutlich auch nie erlangen würden, wenn sie es probieren. Wenn der Arzt einen Wasserschaden hat, bringt ihm seine Operationskunst nichts, er braucht einen Installateur. In dem Moment besitzt dieser Installateur für den Arzt enorm wichtige Kenntnisse, auch wenn der Arzt mehr verdient und evtl. von einigen Menschen mehr Ansehen genießt.

Zudem könnte der Handwerker sein gesamtes Erwachsenenleben hindurch ein Hobby intensiv betreiben, z.B, alles über Alte Geschichte lesen, was er findet, viele Museen zu dem Thema besuchen, Dokus schauen und am Ende mehr Wissen darüber haben als bspw. ein Geschichtswissenschaftler, der nicht Alte Geschichte als Schwerpunkt hat. Manchmal sogar mehr als ein Historiker mit diesem Schwerpunkt, weil er sich viel länger als nur in der Regelstudienzeit damit befasst hat. Heute kommt man auch relativ einfach an Fachartikel etc. Wer also wirklich ein großes Interesse hat und jahrelang etwas lernt oder übt, der kann darin großes Wissen oder auch hohe Leistungen erreichen.

Nur oft bleiben Menschen an einem Punkt stehen. Es reicht ihnen, bspw. ein paar Bücher gelesen zu haben, sie müssen nicht bspw. ein gesamtes Studium nachvollziehen. Andere wollen in viele Bereiche schnuppern und nicht irgendwo Experte werden.

Aber es wäre doch schade, wenn der Chef gern etwas hätte lernen wollen, nicht aus Prestigegründen, sondern wirklich aus Interesse, und sich das versagt hätte, weil er "nur Handwerker" ist. Das wäre eine unnötige Selbstbeschränkung.

Bei Wer wird Millionär hat mal eine Supermarktverkäuferin einen größeren Betrag gewonnen. In einem Interview sagte Günther Jauch dazu, solche Kandidaten, mit Berufen, die keine hohen Bildungsabschlüsse verlangen, können weit kommen, wenn sie privat sehr viel lesen. Das sei oft die Gemeinsamkeit.

So etwas sollte man bedenken. Du kannst bei Aldi an der Kasse sitzen und jeden Abend Höhere Mathematik üben oder philosophische Originaltexte lesen oder Altgriechisch üben. Das weiß doch keiner. Daher sollte dich keiner nach deinem Beruf beurteilen, sondern dich als Mensch kennenlernen und offen dafür sein, dass du auch seinen Stereotypen widersprechen kannst.

Das ist in der Bauwirtschaft auch WÖRTLICH gemeint. Ein Wasserinstallateur lässt die Finger vom Strom, und umgekehrt.

Prinzipiell sagt es ja aus, dass man sich auf die Sachen konzentrieren soll, die man gut kann. Das ist durchaus eine Denkweise, die ich befürworte. Aber das heißt für mich nicht, dass man nichts Neues ausprobieren und lernen darf. Sondern im Gegenteil, dazu gehört, meiner Meinung nach, auch, dass man seinen Horizont erweitert und möglichst breit schaut, was man noch so alles gut kann.


Tasha  13.09.2023, 12:43

Was ist, wenn du andere Sachen auch gut können könntest, wenn du dich nur damit befasst? Wenn du also bestimmte Dinge gar nicht versuchst, weil du meinst, dass du die nicht lernen kannst oder es auch gar nicht solltest?

Ich schaue hin und wieder Mathetutorials auf Youtube. Dort kommentieren oft Menschen mit ihrem Alter, oft über 70, die sagen, dass sie jetzt im Alter noch mal genau lernen wollen, wie das geht, weil sie es in der Schule nie verstanden haben.

Das ist doch eine tolle Haltung. Es ist ja nie zu spät, einfach etwas zu lernen, nur für sich selbst!

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Saarlodri70  13.09.2023, 12:45
@Tasha

Eben. Genau diese Meinung vertrete ich ja auch mit meiner Antwort.

Aber das heißt für mich nicht, dass man nichts Neues ausprobieren und lernen darf. Sondern im Gegenteil....
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