Was haltet ihr von der Erziehung in China?
Guten Abend,
es gibt ja schon seit einiger Zeit Interesse an der Erziehung in China. Da ich generell eine Faszination für dieses Land habe, möchte ich hier auch über die Erziehung in China diskutieren. Diese unterscheidet sich sehr von der westlichen Erziehung. Der wichtigste Unterschied ist wahrscheinlich, dass die Gesellschaft im Westen individualistisch ist, während die Chinesen kollektivistisch denken.
Vor allem sind Familienbindungen in China deutlich enger als bei uns. Dort gilt die Einstellung, dass Kinder der älteren Generation alles verdankt, was sie hat wie Nahrung, Kleidung und Bildung. Dafür ist sie der älteren Generation untergeordnet und schuldet ihr Gehorsam. Individuelle Freiheit gibt es in der chinesischen Erziehung dafür so gut wie gar nicht. Auch lernen chinesische Kinder viel eher, ihre Emotionen zu kontrollieren. Der Charakter ist auch sehr wichtig und das regelmäßige Training von Aufgaben, bis man es perfekt kann.
Ganz wichtig für chinesische Eltern sind bei ihren Kindern hohe Leistungen. Kinder, die keine Höchstnoten haben, gelten bei ihren Eltern nur als mittelmäßig.
Wichtigstes Erziehungsmittel in China ist die Kritik. Kritik ist dort keine Erfindung der Kommunistischen Partei oder der Kulturrevolution, sondern ist tief in ihrer Mentalität verankert. Kinder zu loben, ist dort eher unüblich, weil es als unbescheiden gilt und die Kinder faul und bequem macht, sodass sie sich mit dem Minimum begnügen. Deshalb sprechen chinesische Eltern über ihre Kinder oft auch abfällig. Eine traditionelle Strafe für falsches Verhalten ist, dass das Kind vorübergehend aus dem Haus ausgesperrt wird.
Auch die Art und Weise, Liebe gegenüber den Kindern auszudrücken ist anders dort. Liebe durch Worte und Gesten zu vermitteln, ist dort unüblich, stattdessen wird sie dadurch ausgedrückt, dass Eltern ihren Kindern richtiges Verhalten vorleben und sie versorgen.
Hier gibt es noch einen Link für mehr Informationen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_Mutter_des_Erfolgs
Jetzt würde ich gerne wissen, was ihr davon haltet.
24 Stimmen
6 Antworten
Das finde ich wirklich abstoßend. Es ist halt das andere Extrem - bei uns ist es exzessiver Individualismus, in China ist exzessiver Kollektivismus. Beides ist gefährlich.
Auch lernen chinesische Kinder viel eher, ihre Emotionen zu kontrollieren.
Das Problem ist: Das lernen viele Kinder in Deutschland gar nicht mehr.
Meinungsfreiheit ist schon lange nicht gegeben und Kritik an Merkel wird unterbunden. Nur so zur letzten gelöschten Frage.
Ich finde es vollkommen richtig, Kindern Höflichkeit beizubringen und sie zu bestmöglichen Leistungen zu ermuntern - allerdings IHREN bestmöglichen Leistungen. Beim chinesischen Erziehungskonzept wird nicht beachtet, dass jeder individuell ist und darum auch die Leistungen und Wünsche der Kinder individuell sind und niemals allein durch Erziehung bestimmt werden können. Erzwingt man Höchstleistungen, die das Kind nur mit großer Mühe und unter viel Druck hinbekommt (und evtl. selbst dann scheitert), übt sich das kontraproduktiv auf die Entwicklung, Psyche und Leistung der Kinder aus. Ich denke außerdem, dass Kritik und Lob ausgewogen sein müssen; Lob für gute Leistungen und Mühen, (sachliche) Kritik und Verbesserungsvorschläge für alles, was das Kind verbessern kann, und natürlich auch Sanktionen/Konsequenzen für Fehlverhalten, die aber nicht demütigend sein sollen und aus denen das Kind lernen sollte.
Also, die Ziele der chinesischen Erziehung sind an sich gut: Man will, dass das Kind Manieren lernt, Teil der Gesellschaft wird und erfolgreich ist. Aber die Methoden halte ich für vollkommen überzogen und eher kontraproduktiv. Außerdem werden leider die Gefühle der Kinder vernachlässigt.
Etwas (!) "Dankbarkeit" in körperlicher Hilfe für schwächer werdende alten Eltern sollte "normal" sein. Unser Sohn weiss und macht das. "Prinzesschen" etwas älter beansprucht nur - keine Hilfe, auch abgemacht versprochen, nicht. Ihr gewünscht sehr gefördertes Masterstudium machte sie rel. sparsam aufwändig Klasse, auch voll Arbeiten. Eben nur für sich und Freund perfekt 😁.
Ab und zu wenig mal Eltern nicht "ewig im Kind-Modus" helfen, nicht VERPFLICHTEND viel: Darüber freuen sich alle Eltern - Kindern tut es nicht weh.
Die Anzahl der Neurotiker, Gemütskranken und Süchtigen dürfte in China wesentlich kleiner als im "Wertestaat" Deutschland sein.
ein kind nur lieb zu haben wenn es bei den oberen 10 prozent ist ist schon trauig