Was haltet ihr von der Aussage, dass vieles in unseren Geschichtsbüchern gelogen sei?

6 Antworten

Gelogen ist vielleicht das falsche Wort, aber die Darstellungen können schon recht einseitig und damit die eigentliche Realität verfälschend sein.

Es heißt der Sieger schreibt die Geschichte und so ist das oft auch die einzige Perspektive die abgebildet wird.


xubjan  27.05.2024, 18:07
Es heißt der Sieger schreibt die Geschichte

Nur dann, wenn es diese zweite perspektive eben nicht gibt.

so ist das oft auch die einzige Perspektive die abgebildet wird.

So oft ist das gar nicht der Fall.

Es steht in unserer Welt und Gesellschaft exakt jedem frei, einen anderen Blickwinkel einzubringen und das ggf. anhand von Quellen zu belegen. Oft genug ist genau das auch passiert und die bisherige Geschichtsschreibung wurde dann revidiert.

Manchmal sind keine anderen Quellen mehr übrig. Gerade dann, wenn man sehr weit um mehrere tausend Jahre in die Vergangenheit schaut.

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holjan  27.05.2024, 18:32
@xubjan

Es geht darum was in Geschichtsbüchern steht und als Wissen/Eindruck vermittelt wird, nicht darum, ob man andere Sichtweisen dazu haben und diese nach Belieben mitteilen kann.

Die Geschichte die erzählt wird, hängt halt immer vom Erzähler ab bzw. davon wer sie weitergegeben und interpretiert hat.

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holjan  28.05.2024, 02:39
@xubjan

Hab ich. Der Artikel bestätigt quasi, dass Geschichtsbücher eben nur eine Version darlegen, die oft nicht deckungsgleich mit der erlebten Realität der Involvierten ist.

Die Ausführungen zu Ostdeutschland finde ich z.b. auch interessant. Insbesondere die Aussage, alle Ostdeutschen hätten mehr dazu gewonnen als nahezu alle Westdeutschen - ohne anzugeben, worauf man sich dahingehend eigentlich bezieht.

Auch das bestätigt wieder nur, wie relevant die Erzählerperspektive tatsächlich ist.

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xubjan  28.05.2024, 06:20
@holjan

Du übersiehst etwas Entscheidendes: Es gibt bei uns vielfältige Quellen zum Informieren. Und gerade weil wir von Grund auf demokratisch aufgebaut sind, steht es jedem frei, diese Quellen zu studieren und unter wissenschaftlicher Arbeitsweise mit Fehlern in Geschichtsbüchern aufzuräumen. Es gibt insoweit kein Diktat bei uns, wie Geschichte erzählt werden muss. Es gibt nicht mal ein Diktat, was erzählt werden und weggelassen werden muss.

Das Einzige, was es bei uns gibt, ist eine Schwerpunktsetzung aufgrund des Lehrplans. Deswegen hält man sich auch nicht über 5-6 Jahre der Schulzeit mit der Steinzeit auf und schaut sich mittels Exkursionen jedwedes Detail an, auch wenn man es könnte. Es kann aber jeder mit Interesse und Ausdauer die Faktenlage und die für die Epoche getroffenen Schlussfolgerungen prüfen und schauen, ob er Quellen findet, die etwas als unrichtig erscheinen lassen.

Nehmen wir das Beispiel des Genozides der Deutschen an den Hereo. Hier gab es etwas, wo wir Deutschen einfach schwiegen. Oder besser: Es wurde uns als Voik lange verschwiegen. Es gilt nach wie vor, dass wir Deutschen eh kaum Kolonien hatten und uns am typischen Mechanismus der Kolonialisierung zwar beteiligen wollten, es aber kaum hinbekamen. Das sind die Fakten. Die Betroffenen wiederum bemühten sich in erster Linie um Anerkennung bei den Vereinten Nationen und das in einer relativen Stille. Erst zur Kohl-Zeit wurde es lauter und dann begann bei uns die Aufarbeitung. Insbesondere auch Anfang der 2000er erfolgte das dann Schritt für Schritt auch durch Mahnmale. Niemand hat uns diese Aufarbeitung diktiert. Niemand diktiert, dass wir das vergessen sollen. Schulbuchverlage haben längst reagiert, haben Materialien zur Verfügung gestellt, beispielsweise auch zur unterschiedlichen Erinnerungskultur Deutschlands und Namibias.

In der DDR wäre so etwas undenkbar gewesen. Da wäre per sowjetischem Diktat so etwas untersagt worden. Das sieht man ja beispielsweise am Verbot, Stalins Verbrechen auch nur zu untersuchen. Das durfte man einfach nicht.

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Das stimmt gar nicht. Es sit immer aber so, dass Geschichte in einer Zeit geschrieben wird, die eben anders ist sl zur Zeit der Geschichte. So werden Geschichtsbücher immer wieder der Zeit und den aktuellen Erkenntnissen und wohl auch gesellschaftlicher Sichtweise geschrieben.

Nur Diktaturen beschönigen die Geschichte und indoktrinieren ihre eigene Gesellschaft damit, so kannst Du sicher sein, dass Nordkoreanische Geschichtsbücher, sollte es die denn auch geben absolut ein verzerrtes Bild der Realitäten abgeben.

Da müsste man wissen, welche Geschichtsbücher Du im Auge hast.

Grössere Lügen würden im Westen irgendwann einem Historiker auffallen. Ein Teil von ihnen ist darauf spezialistiert, genau solche "Fehler" aufzuspüren.

Was man viel eher antrifft, dass sind keine Lügen, aber gewusste Gewichtungen. Das kann bedeuten, dass ein Ereignis, dass für den Staat - für die Geschichte des Staates - wichtig ist und ihn ein einem guten Licht zeigt, prominent und gross vorgestellt wird. "Dunkle" Seiten jedoch nicht oder nur ganz am Rande Erwähnunge finden.

Manchmal ist auch die Faktenlage so, dass gewisse Details erst Jahre oder Jahrzehnte später, zum Beispiel durch Oeffnung von Archiven, klar werden.


xubjan  28.05.2024, 06:28

Gute Antwort.

Ein konkretes Beispiel ist der Genozid an den Herero. Auch weil diese eher im Stillen um Anerkennung als Genozid bei den UN kämpften, wurde es schlichtweg nicht wahrgenommen. Als es dann lauter wurde vor 2-3 Jahrzehnten, begann auch (zögerlich, da dunkleres Kapitel unserer Vergangenheit) die Aufarbeitung.

Niemand diktiert das "Vergessen". Niemand diktiert das Aufarbeiten. Niemand hat da irgendwas verhindert. Es ist einfach passiert.

Im knapp bemessenen Geschichtsunterricht an der Schule beispielsweise muss man immer gewichten.

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Zur Lüge gehört die Absicht einer Verfälschung, die liegt bei den aktuellen deutschen Geschichtsbüchern sicher nicht häufig vor. Was häufig ist, ist grobe Vereinfachung und insofern Verfälschung.

Mehr dazu in der Wikipedia:

Geschichtsfälschung liegt nur vor, wenn ein Geschichtsbild in Täuschungsabsicht manipuliert wurde. Keine Geschichtsfälschung ist daher

  • ein veralteter Forschungsstand auf Grund von neuentdeckten historischen Sachverhalten,
  • eine abweichende Meinung, die auf Grund anderer Vorgaben bei der Interpretation zustande kommt,
  • ein bloßer Irrtum.

Die Grenzen zwischen abweichender Meinung und Fälschung können fließend sein. In ihrem Essay Wahrheit und Politik definierte Hannah Arendt das folgendermaßen:

„Tatsachen sind der Gegenstand von Meinungen, und Meinungen können sehr verschiedenen Interessen und Leidenschaften entstammen, weit voneinander abweichen und doch alle noch legitim sein, solange sie die Integrität der Tatbestände, auf die sie sich beziehen, respektieren.“[22]

Generell beruht jede Theorie oder historische Gesamtdarstellung auf einer Vereinfachung der Realität. Auch Heribert Illigs Chronologiekritik „Erfundenes Mittelalter“, wonach sämtliche zeitgenössischen Quellen zu Karl dem Großen ausnahmslos gefälscht worden sein sollen, ist bloß eine These, die als Fehlinterpretation von der Fachwelt klar widerlegt wurde.[23]

Bei Operationen unter falscher Flagge wie dem angeblich polnischen Überfall auf den Sender Gleiwitz (1939) oder dem Tonkin-Zwischenfall (1964) wurde propagandistisch versucht, Aktionen oder Auswirkungen zu rechtfertigen. Um die Fälschung eines Bildes der Vergangenheit ging es nicht.

Der Begriff Geschichtsfälschung bezieht sich in der Regel auf die Geschichte von Menschen, nicht auf Naturgeschichte; daher gehören der Piltdown-Mensch oder die Kreationismus-Debatte nicht in diese Kategorie. Materielle Fälschungen, die zum Verkauf angeboten werden, sind in der Regel keine Geschichtsfälschungen, da sie meist ohne Einfluss auf ein Geschichtsbild sind. Dazu gehören vor allem Kunstfälschungen und Briefmarkenfälschungen, also die unlautere Multiplizierung bereits vorhandener Werke. Streng genommen gilt dies auch für Kujaus Hitler-Tagebücher, da ihr eher trivialer Inhalt nur mäßigen wissenschaftlichen Wert hätte haben können.

Fiktionale Werke wie Romane und Spielfilme sind weitgehend frei in der Interpretation von bestimmten historischen Hintergründen (man vergleiche etwa Bounty mit Meuterei auf der Bounty (1935)). Trotzdem kann es sich um eine massive Geschichtsfälschung handeln, wie etwa im Fall des Propaganda-Spielfilms Jud Süß von 1940. In diesem Fall war die propagandistische Absicht eine hasserzeugende Darstellung der jüdischen Bevölkerung.

Erich von Dänikens Hypothesen von der Entstehung der menschlichen Art und ihrer Kultur durch Eingreifen von Wesen aus dem Weltraum gehören ebenfalls in den fiktionalen Bereich. Er selbst beendet seine Vorträge übrigens mit der Aufforderung, ihm nichts zu glauben; er hat auch selbst eingestanden, manche seiner „Beweisstücke“ erfunden zu haben. Andere Autoren der Präastronautik arbeiten durchaus mit gefälschten Artefakten wie beispielsweise den Steinen von Ica.[24]

Geschichtsfälschungen können durchaus brauchbare Quellen sein, wenn auch nicht in dem Sinne, der von ihren Urhebern beabsichtigt wurde: Sie können vielmehr Auskunft geben über deren Absichten, über Täuschungs- und Betrugsstrategien oder darüber, was zu ihrer Entstehungszeit für plausibel gehalten wurde.[25]


Ja das ist leicht erklärbar.

In der Geschichte geht es zumeist um Kriege,Eroberungen ,Landteilungen.etc.

Die jeweils Herrschenden können neutral,positiv oder negativ dargestellt werden,

bzw.aus der heutigen Draufsicht kann ein völlig anderer Eindruck entstehen,

als dies historisch der Fall war.

Dazu kommt immer die Siegermentalität .

Die Geschichtsbücher schreiben die Siegermächte.


Rutscherlebnis  27.05.2024, 17:54

Aktuellstes Beispiel: Stelle Dir ein Geschichtsbuch über den nahen Osten, Israel und die Palästinensergebiete vor.Einmal schreibt ein Brite ,einmal ein Israeli und einmal ein Araber / Palästinenser.

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