Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Mineralfutter Marstall Force?

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Zur Bewertung von Mineralfutter gibt es ein paar Eckdaten, die auch der Laie schnell überprüfen kann. Der Rest verlangt schon tieferes Wissen, hier würde ich die Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, die manchmal auch die Tierernährungsinstitute der Universitäten anbieten (die müssen nämlich nicht vom Verkauf von Futtermitteln leben):

  1. Wieviel "Füllmaterial" ist dabei? Ein Mineralfutter, das gut wirkt, braucht nicht ewig viel "Trägerstoff", das braucht ein bisschen Zucker, wenn es in Dragees oder Pellets gebunden ist, weil die sonst nicht zusammenhalten, aber kaum anderes. Von dem gibt man für ein normal arbeitendes Standard-Warmblut meist irgendwas zwischen 30 und 50 Gramm am Tag, je nachdem wie gut der Stoffwechsel des Pferdes läuft, wie gut er es verarbeitet. Da hängt das Marstall Force mit seiner Fütterungsempfehlung schonmal oben raus, aber es ist noch im Rahmen, immerhin überschreiten sie die 100 Gramm nicht in ihrer Empfehlung.
  2. Die Pferde verarbeiten organisch gebundene Mineralstoffe viel leichter als anorganisch gebundene. Das heißt, Chelate oder auch noch Sulfate werden besser verstoffwechselt als Oxide oder Carbonate. Manchmal - und das ist für Laien schwerer einzuschätzen - sind auch Kombinationen draus sinnvoll. Auch hier ist das Marstall Force jetzt mal nicht so verkehrt einzustufen.
  3. Damit sie die restlichen Stoffe gut verarbeiten können, brauchen die Pferde ein Ca-P-Verhältnis von 1:1 bis 3:1. Optimal sind da 1,2 bis 1,5:1, aber die Sache ist ja die, dass auch das Grundfutter, also Heu und vielleicht auch Hafer Calcium und Phosphor mitbringen. Jetzt könnte man sagen, das kann man doch analysieren und ausrechnen. Ja, kann man. Und dann wird ein Ballen Heu zugekauft, weil die eigene Ernte von alle den Wiesen, die man berechnet hat. Und das ist schon vom Wiesenrand am Wald zur Mitte der Wiese unterschiedlich, weil eben auch im Boden das Wasser gespeichert wird oder nicht, geführt wird und Mineralstoffe mit sich führt, also man müsste viele, viele Proben nehmen und daraus ausrechnen, was man im Schnitt hat und Zukäufe berücksichtigen. Wenn man genau sein muss, dann macht man das tatsächlich so. Aber im Alltag bewährt sich eher, das Mineralfutter im Rahmen zu haben und so lange keine Probleme auftauchen, das Grundfutter nur mit einem regionalen Durchschnitt zu bewerten. In einem Kilo von dem Futter sind 270 mg Calcium. Aber entweder bin ich blind oder es steht tatsächlich nicht im Datenblatt. Ich finde keinen Phosphor. Damit wird ein deutlicher Calciumüberschuss gegeben. Hat ein Pferd in seiner Ration einen Calciumüberschuss, so verschlechtert sich die Aufnahme von Mangan, Zink und Kupfer. Nun haben wir eh viele Zinkmangelkandidaten heutzutage, weil offenbar unsere Grundnahrung zu wenig davon anbietet und vielen Pferden mit zuckerhaltiger Nahrung (Müslis, Pelletkraftfutter, Karotten, Äpfel, ...) die Darmverdauung bezüglich Zinkaufnahme geschwächt ist: https://www.marstall.de/pdf/marstall_force.pdf

Fazit alleine aus diesen Kriterien: Für mich ein Mineralfutter für Pferde, die viel Hafer bekommen, denn Hafer ist ein Lieferant von relativ viel Phosphor und somit könnte er möglicherweise den Überschuss wieder ausgleichen. Allerdings sprechen wir da von auf alle Fälle mehr als 5 kg Hafer pro Tag!

Es gibt eine Menge Mineralfutter am Markt, ich kenne sie nicht alle. Eines, das von diesen "Basisfakten" her ganz gut ausgesehen hat, hat mein Wallach gar nicht gut vertragen, da hat er Stichelhaare bekommen, als nicht stichelhaariger Brauner - ein Lebermarker. Da er mit extrem schlechten Leberwerten zu mir kam, habe ich das seinerzeit sofort abgesetzt. Da muss man dann also immer auch individuell sehen, wie es vertragen wird. Da die Zusammensetzung an Vitaminen, Mineralien etc. unserem jetzigen sehr ähnlich war, ist es vielleicht eine Reaktion auf einen der Trägerstoffe gewesen. Davon waren viele drin, das war mit um die 100 g pro Pferd und Tag zu dosieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981