Was denken den sich die Arbeitskollegen über einen Kollegen der das Aspgerger Syndrom hat den so, oder was reden die dann über den einen ?

2 Antworten

Ich gehe vom durchschnittlichen Milieu aus und sage es mal so: Die meisten werden einen hernach für "geisteskrank oder so ähnlich" halten oder auch ständig bemitleiden oder gar als Behinderten ansehen. Die hören sich das an, googeln es sobald sie Internetzugang und etwas Zeit haben, finden dann bei Wikipedia oder irgendwo sonst im netz hochwissenschaftliche Texte dazu, verstehen sie nicht richtig, reimen sich daraufhin irgendeinen Quatsch zusammen und vermischen das mit typischen Vorurteilen, die sie in ihrer Beschränktheit irgendwo mal gelesen oder sonst wo mitbekommen haben ... schon gerät der Stein ins Rollen und ist Polen offen.

Mit solchen Sachen muss man extrem vorsichtig sein - in der Gesellschaft ist zu solchen Themen extrem viel dummes und falsches Gedöns sowie gefährliches Halbwissen im Umlauf, wobei ich die Schuld insbesondere bei unfassbarer Berichterstattung in den Medien sowie in Apothekenumschau usw. sehe, wo psychische Krankheiten subtil als Geisteskrankheit verkauft werden und die Leute das dann natürlich glauben.

Psychische Probleme, zu denen ich Asperger im weitesten Sinne zähle, sind zudem viel mehr mit Halbwissen und falschen Mythen behaftet als andere Erkrankungen: Als ich zum Beispiel mal einen Gips und Krücken hatte "war des halt einfach so" und die Leute sahen meinen Gipsfuß und meine Krücken und registrierten dass ich deswegen im Jogging unterwegs war ... da wird man abgesehen von Fragen was passiert ist usw. völlig normal behandelt. Aber wenn man sagt, man ist meinetwegen depressiv oder hat Asperger oder Psychosen oder Traumata oder was auch immer, dann gilt man ein bisschen als "ouh, der hat einen Schatten" oder "der könnte aber gefährlich sein" oder wird man gefragt, warum man nicht in der Anstalt sei. Man soll es nicht für möglich halten, auf was für geschmacklose Absurditäten selbsternannte Erwachsene kommen können.

Ich hatte etwa an meiner früheren Arbeitsstelle mal einen Kollegen, der depressiv war mit Diagnose, oft deswegen fehlte und an seiner vorigen Stelle gemobbt worden war, als man es erfahren hatte. Dem merkte man das nicht an, der war vielleicht etwas langsam, aber ein lieber Mensch und produktiv wie jeder andere auch. Ich mochte den. Er hat das danach keinem gesagt außer mir, weil er wusste, dass ich mich mit dem Thema damals ehrenamtlich befasst habe über Kolping und er mit mir vorurteilsfrei drüber reden konnte. Ein anderer verheimlichte eine körperliche Erkrankung (eine Krebssache, wegen der er immer wieder behandelt werden musste), weil er Angst hatte, als krank, schwach und minderwertig angesehen zu werden oder gar als "Quotenkranker".

Wäre ich betroffen oder in irgendeiner Weise nicht sichtbar krank, würde ich so was für mich behalten. Das Risiko ist groß, dass es auf einen zurückfällt und im allerdümmsten Fall in Mobbing ausartet. Menschen suchen sich oft andere Menschen raus, die "irgendwie anders" sind und bringen diese in Situationen, an denen sie sich ergötzen. Nicht selten sind das Kranke oder Leute, die sie für schwach halten ... und jemand, der irgendeine Diagnose hat, wird oft als schwach angesehen.

Kannte zudem in meiner Heimat einen Mann, der mal einen Vortrag über Depressionen hielt und wo es dann hernach auch in der Stadt hieß, das ist ein Kranker, ein Gefährlicher, bei dem wechselten Leuten daraufhin die Straßenseite wenn sie ihn sahen und es waren üble Worte und Gerüchte über ihn im Umlauf, obwohl das ein echt netter, intelligenter, beruflich solventer Mensch war, der halt einfach seine Depressionen überwunden hatte und Leuten mit seinen Vorträgen zeigen wollte, dass es Auswege gibt und keiner sich aufgeben soll.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Vielleicht wäre "mit ihm reden" besser als "über ihn reden".

Könnte anfangs etwas holprig werden.
Am besten darauf achten, was den Kollegen interessiert und wobei er seine Schwierigkeiten hat.

Eine Liste zum Abhaken gibt es nicht, da alle Autisten unterschiedlich sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema