Was darf ich als Buddhist, was nicht?

3 Antworten

Ich merke an Deiner Frage, liebe LeonieTaieb,

dass Du - wie die meisten Menschen hierzulande - aus einer der großen monotheistischen Religionen kommst, in der strafende Götter (nach Vorstellung angstverbreitender Religionsgelehrter) über jede Verfehlung zürnen und diese entsprechend ahnden.

Solche Gedanken liegen den Buddhisten fern.

Im Buddhismus darfst Du ALLES, solange Du es vor Dir selbst verantworten kannst. - Die Grundprinzipien hat Enzylexikon sehr schön erklärt.

Du siehst: Buddhismus ist anstrengend, weil Du die volle Verantwortung hast für Dein Tun und Lassen (also: Mit Abschieben auf irgendwelche Bücher oder Religionsführer ist beim B. Fehlanzeige)

Doch kann ich Dir das Befassen mit dem Buddhismus genau aus diesem Grunde nur empfehlen!

Ich denke der Buddhismus ist eigentlich ganz frei. Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube nicht dass sie feste regeln haben wie in den 3 weltreligionen.

Ich bin Buddhist und helfe dir daher gerne weiter.

Bevor du dich mit irgendwelchen Verhaltensregeln einer Religion befasst, solltest du zunächst einmal die grundlegenden Lehren kennen.

Im Fall des Buddhismus solltest du daher folgende Punkte kennen, um überhaupt eine Vorstellung davon zu haben, worum es eigentlich geht;

  • Die vier edlen Wahrheiten
  • Der edle achtfache Pfad
  • Die fünf Sittlichkeitsgelübde

Denn was nutzt es dir, wenn du die Empfehlungen zum Verhalten sehr positiv findest, aber mit der eigentlichen Lehre nichts anfangen kannst?

Schon die erste der vier edlen Wahrheiten ist beispielsweise eine Aussage, mit der einige Menschen so ihre Probleme haben. Also erst einmal die Grundlagen kennen.

Um aber zumindest etwas auf deine Frage einzugehen;

Im Buddhismus gibt es keinen Gott und daher auch keine göttlichen Gebote. Streng festgelegte Regeln gibt es daher nur für Mönche und Nonnen.

Alle weiteren Lehren Buddhas sind eher als Verhaltensempfehlungen an seine Schüler zu sehen, die ein Leben fördern sollen, in dem möglichst wenig Leiden verursacht wird.

Das zeigt sich beispielsweise in den fünf Sittlichkeitsgelübden. Auch das sind keine "Anordnungen", sondern werden vom Buddhisten freiwillig auf sich genommen. Meine favorisierte Übersetzung lautet:

  • Kein Leben nehmen
  • Nicht gegebenes nicht nehmen
  • Die Sexualität nicht missbrauchen
  • Die Rede nicht missbrauchen
  • Den Geist nicht betäuben

Das sind die grundlegenden Vorgaben, die für Buddhisten aller Traditionen als Grundlage dienen. Je nach buddhistischer Tradition gibt es weitere Vorgaben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

19umut07  24.08.2016, 18:38

ist homosexualität im Buddhismus verboten wie in den 3 weltreligionen? Was ist mit Alkohol? Frage nur aus Interesse

0
Enzylexikon  24.08.2016, 19:15
@19umut07

Homosexualität

Grundsätzlich ist im Buddhismus jeder für sein Handeln selbst verantwortlich, also auch für den Umgang mit der Sexualität.

Historisch gesehen gibt es Textpassagen, die sich gegen Homosexualität äußern und sie untersagen.

Der moderne Buddhismus sieht das in der Regel anders, so dass es offen homosexuelle Lehrer und Gemeinschaften (Gay Sanghas) gibt.

Sofern man es also nicht gerade mit Hardlinern zu tun hat, ist Homosexualität keinen besonderen Beschränkungen unterworfen.

Wenn man natürlich in konservativen Gemeinschaften lebt, oder es mit homophoben Lehrern zu tun hat, kann es natürlich Probleme geben.

In manchen Ländern ist man kulturell bedingt offener, in anderen verschlossener gegenüber der Homosexualität.

Also letztlich alles eine Frage des persönlichen Umgangs und der Eigenverantwortung.

Es gibt zudem keinen Gott, der die Schlafzimmer kontrolliert. ;-)

Wenn dich meine persönliche Meinung interessieren sollte:

Ehrlichkeit, Gleichberechtigung, Einvernehmlichkeit, Safer Sex - und alles ist in Ordnung.

Alkohol


Alkohol gehört zum Punkt "den Geist nicht betäuben" - denn Drogen wie Alkohol verändern unseren Bewusstseinszustand auf künstliche Weise. 

Genau so, wie uns beispielsweise zu viel Medienkonsum abstumpfen und somit unseren Geist betäuben kann.

Wie streng diese Regel auf Alkohol angewandt wird, ist unterschiedlich und letztlich ist jeder selbst dafür verantwortlich.

Viele Buddhisten verzichten ganz auf Alkohol, andere sagen, der Konsum ist in Ordnung, so lange man nicht angetrunken ist.

Sich durch Komasaufen "abzuschießen" wäre also aus buddhistischer Sicht keine gute Idee.

Auch hier liegt es wieder in der persönlichen Verantwortung, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ich selbst trinke gar keinen Alkohol.

0