Was bedeutet Nietzsches Ausspruch:"Wer nicht lügen kann,kennt die Wahrheit nicht"?

5 Antworten

bist du sicher das das von nietzsche ist ich kann mich gar nicht an den ausspruch erinnern und habe schon 10 bücher von ihn gelesen oder fast 10 zehn bücher...


IHATEMYEX  06.02.2011, 19:33

alle menschen lügen.. ich habe noch nie ien getroffen der noch nie gelogen hat

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kummi666  06.02.2011, 19:55
@IHATEMYEX

in dem fall ist es wohl bzgl. der whrheit gemeint. der wahrheit über das jeweilige thema!

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dieser Ausspruch zielt jedenfalls nach meiner Lesart darauf ab, dass man A nicht ohne den Gegensatz B sinnvoll definieren kann. Eine Definition kann nur mittels einer Spezifikation stattfinden. Spich: Es muss etwas gefunden werden, was das definierte NICHT ist, um es davon abzugrenzen. Man benutzt dafür oft das Gegenteil. Jemand, der es versteht zu lügen, weiß, was eine Lüge ist und was die Wahrheit, um es wieder auf dein Beispiel zurückzuführen.

Aber schonmal ein großes ACHTUNG! bei Nietzsche generell. Ich studiere Philosophie im 5. Semester. In verschiedenen Vorlesungen wird häufig Nietzsche als Beispiel für "schlechtes Argumentieren" angeführt. Mann kann Nietzsche relativ häufig Logikstümperei beweisen.

Also nicht alles annehmen, nur weil NIETZSCHE drunter steht.


kummi666  06.02.2011, 21:33

als Hauptfach? rspekt ;)

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AldoradoXYZ  17.10.2018, 09:17

Hallo doktorflo,

wer wäre denn ein Beispiel für häufiges, "gutes/sauberes Argumentieren"?

Also das Gegenteil von Logikstümperei.

Gruß

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guitschee  17.10.2018, 09:32
Also nicht alles annehmen, nur weil NIETZSCHE drunter steht.

Leider lassen sich, so mein Eindruck, sehr viele Menschen, auch leider in den entsprechenden Fächern an der Universität von großen (bekannten) Namen immer noch sehr stark beeindrucken. Ich weiß nicht, wie es in deinem Fach ist, aber in meinem (Archäologie) bedeutet ein großer Name zum Teil immer noch, dass sie unwidersprochen den größten Blödsinn schreiben dürfen, und es manchmal jahrelang einen Kampf gibt, wenn irgendwer dem doch widerspricht und die These des "großen" trotzdem noch durch die Landschaft als "richtig" geistert, eben weil ja so ein bekannter Name drunter steht.

Bei euch in Philosophie anders? Dann bin ich positiv überrascht. DH dafür.

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Das Zitat (Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra : ein Buch für Alle und Keinen. Vierter und letzter Theil (1885). Vom höheren Menschen. 9. (letzter Satz)) heißt richtig: „Wer nicht lügen kann, weiss nicht, was Wahrheit ist.

Zarathustra ruft an der Stelle zum Mißtrauen auf und rät, sich vor unfruchtbaren Gelehrten zu hüten: „Solche brüsten sich damit, daß sie nicht lügen: aber Ohnmacht zur Lüge ist lange noch nicht Liebe zur Wahrheit. Hütet euch! Freiheit von Fieber ist lange noch nicht Erkenntnis! Ausgekälteten Geistern glaube ich nicht. Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was Wahrheit ist.“

Lüge ist auf den gegensätzlichen Begriff der Wahrheit bezogen. Bewußt zu lügen, erfordert, die „Wahrheit“ zu wissen. Im Textzusammenhang geht es um die Fähigkeit („kann“) zum Lügen, die Kenntnis voraussetzt. Fähigkeit bezieht sich auf das geistige Vermögen. Dies ist etwas anderes als eine innere Einstellung der Wahrhaftigkeit als ethischer Faktor.

Eine Fähigkeit, die in Bezug auf das Erkennen der Wahrheit beim Lügen vorliegt und wodurch ein Lügner gegenüber einem Unwissenden überlegen ist, wird bei Platon, Hippias II (366 – 373) in einem Gespräch zwischen Sokrates und dem Sophisten Hippias angesprochen. Nietzsche waren diese Äußerungen bekannt.

Friedrich Nietsche, Nachgelassene Fragmente. Sommer–Herbst 1884, 26 [152]: „Wissentlich und willentlich lügen ist mehr werth als unwillkürlich das Wahre zu sagen — da hat Plato Recht. Obwohl die gewöhnliche Werthschätzung umgekehrt ist: nämlich man hält es für leicht die Wahrheit zu sagen. Aber das ist nur für die plumpen und oberflächlichen Menschen, die nicht mit feinen Dingen zu thun haben, so einfach.“

Weitergehend kann Nietsches Auffassung von Wahrheit einbezogen werden. Seiner Meinung nach wissen Meschen nicht, ob ihre Urteile eine Entsprechung in einem Seienden haben, das unabhängig von ihnen existiert. Wer lügen kann, hat das Prinzip des Lügens durchschaut. Wahrheit ist für Nietzsche immer perspektivisch, eine Idee/Vorstellung/Illusion. Wer vorsätzlich von dem, was als „Wahrheit“ gilt, abweicht, ist dies und die Gewöhnungsvorgänge in einer Gesellschaft bewußt.

Friedrich Nietzsche, Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne (1873), I. „Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, canonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen in Betracht kommen. Wir wissen immer noch nicht, woher der Trieb zur Wahrheit stammt: denn bis jetzt haben wir nur von der Verpflichtung gehört, die die Gesellschaft, um zu existiren, stellt, wahrhaft zu sein, d.h. die usuellen Metaphern zu brauchen, also moralisch ausgedrückt: von der Verpflichtung nach einer festen Convention zu lügen, schaarenweise in einem für alle verbindlichen Stile zu lügen. Nun vergisst freilich der Mensch, dass es so mit ihm steht; er lügt also in der bezeichneten Weise unbewusst und nach hundertjährigen Gewöhnungen — und kommt eben durch diese Unbewusstheit, eben durch dies Vergessen zum Gefühl der Wahrheit.“

Claus Zittel, Lüge. In: Nietzsche-Handbuch : Leben - Werk - Wirkung. Herausgegeben von Henning Ottmann. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000, S. 277 – 278 gibt unter anderem an:

Es gibt von Nietzsche eine nachgelassene Frühschrift „Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne“.

Nach Nietzsches Meinung besteht ursprünglich kein Gegensatz zwischen Wahrheit und Lüge. Verstellung, Täuschung, Lügen und Trügen sind Strategien, die der menschliche Verstand zur Selbsterhaltung einsetzt.

Erst durch Umgang mit anderen Menschen ergibt sich die Notwendigkeit, festzulegen, was von nun an Wahrheit sein soll, h. h. es wird eine gleichmäßig gültige und verbindliche Bezeichung der Dinge erfunden und die Gesetzgebung der Sprache gibt die ersten Gesetze der Wahrheit.

Lügen heißt somit, die konventionellen Bezeichnungen zu mißbrauchen. An die Stelle der bewußten Lüge tritt das unwissentliche, grundsätzliche Lügen, d h. die üblichen Metaphern zu verwenden. Es gibt eine Verpflichtung, in einem für alle bindenden Stil zu lügen.

Der Mensch vergißt, daß es so mit ihm steht. Er lügt nach Gewöhnung unbewußt, kommt durch das Vergessen zum Gefühl der Wahrheit. Grundlegend ist die Unterscheidung zwischen bewußter und unbewußter Lüge.

Die unbewußte Lüge hält Nietzsche für schädlich.

Er nimmt eine radikale Umwertung der traditionellen Aufassung der Lüge vor. Sein Standpunkt ist, es gebe für keine Illusion eine metaphysische Apriorität, allenfalls pragmatische Vorzüge. Es gibt nach ihm eine lebensnotwendige Funktion der Lüge.

Friedrich Nietsche, Nachgelassene Fragmente. November 1887 — März 1888. 11[415] (Der Wille zur Macht : Versuch einer Umwerthung aller Werthe): „Wir haben Lüge nöthig, um über diese Realität, diese „Wahrheit“ zum Sieg zu kommen das heißt, um zu leben…“

Wolfgang Schiller, Wahrheit. In: Nietzsche-Handbuch : Leben - Werk - Wirkung. Herausgegeben von Henning Ottmann. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000, S. 350 – 351 gibt unter anderem an:

Der Wahrheitsbegrifff bei Nietzsche hat verschiedene Aspekte:

  • (bewußt) subjektbezügliche erkenntnistheoretische Fiktion
  • Wahrheitsperspektive eine Funktion des Willens zur Macht

Nietzsche sieht die Welt als chaotisches Werden, Leiden und Vergehen, stets im Fluß. Es gibt keine wahre Welt an sich und deren Erkennen, jede Weltbetrachtung ist Interpretation. Die Welt ist niemals faßbar, begreifbar, auf der Begriffsbildung ohne feststehende Tatsachen.

Wahrheiten sind lebensdienliche, ja lebensnotwendige Fiktionen, keine stabile, absolute Weltordnung.

Friedrich Nietsche, Nachgelassene Fragmente.1. April–Juni 1885. 34[253]: „Wahrheit ist die Art von Irrthum, ohne welche eine bestimmte Art von lebendigen Wesen nicht leben könnte. Der Werth für das Leben entscheidet zuletzt. Sehr gemeine und tugendhafte M<enschen> — — —“

Also, da ich nicht Nietzsche bin und mir auch nicht anmaße, genau zu wissen, was er gedacht hat, kann ich dir natürlich nicht sagen, was er gemeint hat, aber meine Interpretation dieses Satzes, ohne den Zusammenhang zu kennen:

Wenn man nie lügt, beziehungsweise nie in Betracht zieht zu lügen, erkennt man vielleicht die Anzeichen für eine Lüge nicht, eben weil man da ein Stück weit (positiv) naiv ist, und wenn man nicht erkennt, wann es eine Lüge ist, erkennt man natürlich auch nie die Wahrheit, denn man fragt dann nicht danach. So würde ich es verstehen.

Allerdings finde ich diesen Satz absolut nicht sinnvoll, ich finde, hier hat Nietzsche einfach mal unrecht - wenn meine Interpretation so richtig ist - vielleicht würde der Zusammenhang diesen Eindruck auch negieren. Denn man kann jemand sein, dessen Lügen sofort auffallen, eben weil man es nicht kann, und dennoch natürlich die Lügen anderer durchschauen. Jemand der aus moralischen Gründen nicht lügt, ebenso.

vielleicht hilft es Dir, wenn Du den Satz umdrehst. Ich denke wenn man die Wahrheit nicht kennt, kann man auch nicht lügen .)

PS. Ich kann aber auch total falsch mit meiner Art v Philosophie liegen.