warum wollen so viele Menschen nach Berlin ziehen?

Mein Verlobter und ich ziehen am 1 Dezember nach Berlin um. Für uns hat das folgende Gründe:

Wir können unseren Interessen viel besser nachgehen, als in den Orten wo wir herkommen. Zum Beispiel möchte ich Japanisch lernen und das geht deutlich besser wenn man auch die Möglichkeit dazu hat. Da wo ich herkomme, gibt es gerade mal einen Kurs und der Ort in dem dieser stattfindet ist dann auch noch gute 45 Minuten entfernt.

An Japanische Lebensmittel oder andere Dinge aus Japan die mich interessieren, komme ich schon mal gar nicht ran ...

Freunde meines Verlobten leben in Berlin, so das wir besser Kontakt halten können

Berlin ist einfach eine Weltoffene Stadt. Man hat so viele Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten, das ist schon ein Unterschied ob man in Berlin oder in einer Kleinstadt wohnt

Für Junge Leute wie uns ist Berlin einfach passend

Gute Frage...

Ich höre von Berlinern immer dieselbe Leier

• überall wird sich kaputt gespart
• die Stadt ist arm (und keineswegs sexy)
• man hat ja sooo viele Geschäfte (geht aber immer zum selben Bäcker)
• man kann ja sooo viel unternehmen (was die wenigsten tun)
• Es gibt nur noch Zeitverträge, keine anständigen Jobs mehr
• Es gibt viel Kriminalität, man traut sich seine Kinder nicht vor die Tür zu lassen
• "Wohnraum" ist unbezahlbar geworden
• Die Schulen sind alle kaputt

Ich weiß nicht, wieso man freiwillig in so einer Stadt wohnen bleibt. Ich habe sie vor über 10 Jahren verlassen und bereue es nicht.

Einzig für Studenten und junge Leute mag die Stadt reizvoll sein, weil man natürlich mehr Szene und Party feiern kann. Aber wirkliche lebens- und liebenswert finde ich Berlin nicht mehr.

Weil sie glauben, dass Berlin schön sei (was es nicht ist) und es da ganz viel zu erleben gibt (was nur bedingt stimmt) und sie sich dort größere Erfolgschancen ausrechnen (was in jeder Hinsicht stimmen kann).

Diese kollektive Berlinsehnsucht dürfte mit dem Mythos der Stadt sowie der Szene an sich zusammen hängen und auch damit, dass Berlin gerade jungen Menschen mit gewissen Ambitionen tatsächlich sehr viele Chancen bietet - freilich nur sofern man gewillt ist sie zu nutzen und mit dem hektischen "Ambiente" der Stadt Berlin auf Dauer zurecht kommt, das nur noch bedingt mit der berühmten "Kodderschnauze mit Herz" zu tun hat, für die etwa ein Harald Juhnke gestanden hat.

Das Berliner Bild, das viele vor sich haben, ist ein anderes, das Lieder und Texte aus alten Tagen/die Folklore oder aber die bunten Bilder und Szeneguides präsentieren und das muss man halt erstmal feststellen ----> kenne einige, die nach Berlin zogen und binnen weniger Jahre oder sogar Monate wieder hier im Rhein-Main-Gebiet aufgeschlagen sind das die dann aber auch auf einmal so richtig schätzen lernten. Erst Anfang des Jahres zog ein Bekannter von mir nach Berlin - es dauerte maximal ein Vierteljahr, ehe er wieder bei seiner Mutter eingezogen ist und seitdem richtig gern zur Arbeit geht.

Denn meistens werden - wie in diesem Fall - aus finanziellen Gründen entweder kleine, verkommende Hochhauswohnungen in Problemvierteln angemietet oder versucht man ein WG-Zimmer zu ergattern -----> das ist der typische Lebensweg einer jungen Person, die in eine teure Großstadt geht. Manche haben nicht mal einen Job und suchen daher Wohnungen ohne Kaution und Bonitätsnachweise, d.h. so landen sie fast zwangsläufig in sozialen Brennpunkten, wo der Vermieter nur will dass jemand einzieht, der halbwegs zahlt und die Wohnung bestenfalls noch leicht restauriert, um die Leerstandsquote zu verringern.. kenne die Litanei und das ist dann eben nicht das coole Szene-Berlin.

Das weiß ich nicht, mir war die Stadt zu groß, laut, voll und teils eng.

Man braucht ja ewig um hin und her oder mal richtig raus zu kommen. Man hätte zwar viele Möglichkeiten, kommt durch die Distanzen aber gar nicht dazu diese zu nutzen.