Warum wollen Kinder ihre Grenzen austesten?

10 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Kleinkinder wissen nicht, was Grenzen sind und würden das nie so verbalisieren.

Genausowenig wissen sie, was Schwerkraft ist und müssen es mit zig Gegenständen ausprobieren, ob die denn auch hinunter fallen. Vllt schwebt ja mal etwas dauerhaft.

So ist es mit Grenzen. Sie lernen sehr schnell, dass Menschen ganz unterschiedlich reagieren und andere Prioritäten haben und der Eine dem Kind bspw die Autonomie genehmigt, dass sie entscheiden dürfen, was sie anziehen dürfen und was nicht und andere ihnen bspw vorschreiben, was die Kinder anzuziehen haben (bspw Jungs müssen nur blau tragen).


awoKY 
Beitragsersteller
 24.12.2023, 11:40

Frohe Weihnachten. 🎄🎁❤️

0
Wiesel  24.12.2023, 12:16
@awoKY

Das wünsche ich Dir auch. Ich hänge Deinen ⭐ an den Tannenbaum. Danke dafûr

1

Hallo awoKY, 👋

Warum wollen Kinder ihre Grenzen austesten?

Die richtige Frage wäre:

Wollen Kinder ihre Grenzen austesten?

Antwort: nein.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Was Kinder wirklich suchen, wenn sie „Grenzen testen“

Wenn Kinder sich auffällig verhalten, heißt es oft, sie würden „Grenzen testen“. Der bekannte Familientherapeut Jesper Juul widerspricht dem aber. Sein Ko-Autor Mathias Voelchert erklärt, was in Wahrheit hinter dem Verhalten der Kinder steckt.

Wenn Kinder sich nicht so benehmen, wie Erwachsene sich das wünschen, wird gerne behauptet, dass man ihnen Grenzen setzen muss – anders würden die Kinder es schließlich nicht lernen. Genauso üblich ist es auch zu sagen, Kinder würden „Grenzen testen“, wenn sie uns mit ihrem Verhalten reizen. Erziehungsexperten widersprechen jedoch und empfehlen, nicht vorschnell zu urteilen. 

Denn es lohnt sich, einen Schritt weiterzudenken: Was steckt hinter dem Verhalten der Kinder? Warum gehen sie uns manchmal so schrecklich auf die Nerven? 

Der bekannte (inzwischen verstorbene) Familientherapeut Jesper Juul hat zu Lebzeiten eine interessante Feststellung gemacht. Er sagte: 

„Kinder und Jugendliche, die angeblich ihre Grenzen ‚austesten‘, suchen nach der wahren Persönlichkeit ihrer Eltern. Sie wollen wissen, wer ihre Eltern eigentlich sind und wofür sie stehen.“

Eltern müssen ihre eigenen Grenzen wahren

Kinder suchen keine Grenzen, Kinder brauchen Kontakt“, sagt Mathias Voelchert. Der Familiencoach und Familylab-Gründer hat sehr eng mit Jesper Juul zusammengearbeitet und ein gemeinsames Buch herausgebracht. 

„Beim Thema ‚Grenzen setzen‘ meinen viele Eltern und Erwachsene immer, dass man anderen, also den Kindern, ihre Grenzen aufzeigen soll.“

Er stellt klar: „Wenn es um Grenzen geht, sollte es um meine Grenzen als Mutter oder Vater gehen. Dann lernt das Kind früher oder später, sich auch um seine eigenen Grenzen zu kümmern.“

Das führe natürlich dazu, dass das Kind seinen Eltern spätestens in der Pubertät auch in bestimmten Situationen sagt: „Das will ich nicht.“ Das sei jedoch eine gute Nachricht

„Dann hat das Kind gelernt: In meiner Familie ist es erlaubt, gut für sich zu sorgen.“

Kinder wollen authentische Eltern

Es geht in eigentlich allen Situationen, in denen ein Kind sich auffällig verhält, darum, dass die Eltern herausfinden müssen, was gerade nicht gut läuft in der Familie. Die Verantwortung für die Stimmung in der Familie und die Qualität der Beziehungen liegt immer bei den Eltern.

Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, den Kindern zu unterstellen, sie würden ‚Grenzen testen‘, denn es impliziert eine böse Absicht. 

Kinder haben aber keine böse Absicht. Oft ist ihnen nicht einmal bewusst, dass sie uns mit ihrem Verhalten ärgern. Vielmehr kooperieren sie, indem sie durch ihr Verhalten zeigen: Hier stimmt etwas nicht.

Wenn es um Grenzen geht, oder darum, dass sie von den Kindern überschritten werden, sind es daher die Eltern, die einmal überprüfen müssen, ob sie gut für ihre eigenen Grenzen eintreten. 

„Wenn Eltern ihre eigenen Grenzen nicht klar aufzeigen, kann es leicht passieren, dass ihre Kinder sie gewissermaßen darauf hinweisen. Sie wollen, dass ihre Eltern sich echt und authentisch zeigen“, sagt Voelchert.

Die Kinder würden uns so lange auf den Keks gehen, bis wir Eltern eine authentische, persönliche Sprache lernen und uns echt zeigen. 

„Das Kind will wissen: Was ist hinter deiner Fassade? Du spielst die perfekte Mutter oder den perfekten Vater. Und dann triezt das Kind die Mutter oder den Vater oder beide, bis derjenige authentisch aus der Haut fährt und diese Show nicht mehr aufrechterhalten kann“, meint der Familiencoach.

„Nein“- sagen fällt Eltern schwer

Das lässt sich gut an einem Beispiel erklären, das viele Eltern vielleicht kennen. Angenommen, ein Elternteil hat sich gerade seine Zeitung geschnappt und es sich im Sessel gemütlich gemacht. Dann kommt das Kind und will mit ihm spielen. 

„Aber wenn der Papa oder die Mama das eigentlich gerade nicht möchte, sondern viel lieber die Zeitung lesen möchte – schaffen es viele Eltern nicht, zu sagen: Ich lese jetzt meine Zeitung und du spielst.“

Wenn die Eltern diese Grenze nicht klar zum Ausdruck bringen, sondern hinter ihrer Zeitung vielleicht unschlüssig sind, ein schlechtes Gewissen haben, oder sonstiges – wird das Kind weiter für sein Bedürfnis eintreten und die Eltern so lange triezen, bis es eine echte Reaktion bekommt. 

„In den allermeisten Fällen passiert das, weil die Eltern eine Show machen. Sie zeigen sich nicht in ihrem wahren Sein. Sie legen die Zeitung weg und spielen dann doch mit dem Kind, wenn das Kind das gerade unbedingt möchte“, sagt Voelchert.

~~~~~~~

https://www.focus.de/familie/psychologie/familientherapeut-jesper-juul-das-suchen-kinder-wirklich-wenn-sie-ihre-grenzen-testen_id_180451712.html#:~:text=Er%20sagte%3A,“

~~~~~~~

lG 🙋🏻‍♀️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

awoKY 
Beitragsersteller
 27.07.2023, 23:30

Ok. Interessant, was die Gegner sagen.

1

Hallo

Der Moment ist ihr Leben. Sie wollen ihn frei leben und du schränkst ihn ein, also wollen sie doch gerne wissen, bis wohin sie frei sind?

Ich teste noch heute Grenzen, des Öfteren scheine ich sie auch mal zu überschreiten

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich, der Mensch, ein Rätsel

Kinder müssen Vehaltensregeln erst lernen - wobei man unterscheiden muss zwischen naturbedingten Notwendigkeiten (andernfalls entstünde ein Sachschaden oder Gefahr für Leib und Seele) und üblichen Konventionen, die entweder einen sinnvollen Hintergrund haben, oder auch nicht...

In intakten Verhältnissen kopieren Kinder die Älteren (Geschwister / Erwachsene), um von ihnen zu lernen, wie man sich verhält. Und gute Eltern geben Anweisungen, was zu beachten ist (beispielsweise nicht direkt vor der Türe das Spielzeug auszubreiten, weil das andere beim Durchgehen behindert).

In der Trotzphase wollen Kinder eigene Entscheidungen treffen, obwohl sie die Folgen ihres Tuns noch nicht abschätzen können. Hier sollte man dem Kind erklären, warum etwas nicht nach seinem Kopf gehen kann. Wird das versäumt oder sie verstehen die Logik nicht, sind kleine Kinder verunsichert und testen dann einfach mal aus, was passiert, wenn sie es doch tun. Das kann aus Neugierde geschehen, oder auch, um die Eltern herauszufordern (wenn diese kleine klare Haltung zu erkennen geben), oder um Aufmerksamkeit zu erlangen, weil sie diese anders nicht bekommen.

Kinder, die ständig nerven, haben Eltern, die selber nur nach Lust und Laune Dinge verbieten oder zulassen. Klare Regeln, deren Sinn vermittelt wird, werden in einer intakten Familie (in der sich Kinder angenommen fühlen und Freiräume erhalten) auch beachtet.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Pädagogin, Mutter und Großmutter

Sie möchten wissen (= die Erfahrung machen), dass die erziehende Person authentisch ist (zu ihrem Wort steht) und dass sie auch in schwierigen Situationen angenommen werden (dass sie so sein können wie sie sind, auch mit ihren Schwächen und Fehlern).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung