Warum wohnen so viele Menschen in Hochhäusern?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo!

Nicht alle Hochhäuser sind schlecht und beherbergen sozial Schwache. Das ist nur ein Klischee. Klar gibt es Missstände & Sozialblocks, wo wegen der Fehlbelegungsabgabe Leute auszogen, die da nicht reingehörten sodass die Siedlungen komplett den Bach runtergingen, aber das ist nicht die ganze Realität. Es gibt auch sehr gute Siedlungen oder Hochhäuser; das "Uni-Center" in Köln ist etwa eine recht exklusive Anlage, auch in Mannheim gibt es einige recht hochwertige Hochhäuser am Neckarufer.

In Großstädten/Ballungsräumen ist der Platz knapp und teuer ----> da überlegt man es sich oft ob man ein Fertighaus auf ein briefmarkengroßes Grundstück für teuer Geld klatscht oder eine locker geschnittene Wohnung in der Platte erwirbt, die inklusive Garage und Hausmeister-Service weniger kostet als ein kleines Fertighäuschen. Und da bieten sich Hochhäuser an!

Ich selbst wohne in einer ähnlichen Siedlung mit mehrheitlich 3-4 stöckigen Häusern und ein paar Stichstraßen mit kleinen Reihenhäusern. Ich bin sehr zufrieden & wohne hier echt gern und auch solide -----> aber das sicher mit aus dem Grund, weil die Häuser einer Genossenschaft gehören, die keine Sozialfälle einziehen lässt und zahlreiche Mieter die Wohnungen inzwischen gekauft haben. Es sind hier fast nur Leute Ü50, ich bin einer der Jüngsten, die hier eine eigene Wohnung haben. Auf das, was man selber abbezahlt oder schon gekauft hat, passt man besser auf als auf das Eigentum i.welcher Vermieter ------> und die Baugenossenschaft achtet auch sehr drauf, dass die Siedlung in Ordnung gehalten wird. 

Die Baugenossenschaft hat gute Leute, es gibt einen Handwerker-Service, die Anlagen sind sauber und gepflegt. Außerdem sind die Wohnungen für hiesige Verhältnisse absolut bezahlbar: Sie sind nicht billig, bieten aber einen fairen Gegenwert und sind gut geschnitten. 

Was ich hier schätze sind die kurzen Wege: Es gibt alles in erreichbarer Nähe. Sowohl die wichtigsten Einkaufsmärkte als auch die Schulen (für Familien mit Kindern), Bushaltestellen, Kindergärten, Hallenbad, diverse Firmen in denen einige hier wohnende Leute arbeiten usw. -----> alles ist erreichbar & ein Auto braucht man hier eigentlich nicht, wenn man es so sieht. Auch zwei Autobahnauffahrten sind in 15 Minuten erreicht, man ist schnell in den größeren Städten & es gibt Spielplätze für die Kinder. Ich wohne hier sehr zweckmäßig und habe alles, was ich brauche. Ein Mann aus dem Nachbarhaus hat jetzt mit Ende 70 auch sein Auto abgegeben, weil er meint, dass er das hier nicht brauche -----> er ist kein Einzelfall, auch mein Opa hat sein Auto im Nachhinein nie vermisst, nachdem es abgeschafft wurde und erledigte alles zu Fuß oder mit dem Bus. 

Aus den ganzen Einfamilien-Reihenhaussiedlungen muss man hingegen kilometerweit fahren, um überhaupt in einen Aldi usw. zu kommen oder die nächste Grundschule zu erreichen. Außerdem wuchs ich bereits in der Platte auf und könnte es mir nie vorstellen, in einem reinen Wohngebiet zu wohnen, wo tote Hose herrscht. Und hier ist immer Leben, du bist nie allein :)

Es gibt jedoch im Nachbarstadtteil tatsächlich sechs nah beieinanderliegende und verrufene Hochhäuser, die nicht nur absolute Bausünden sind, sondern auch nur Leuten ein Dach überm Kopf bieten, die sich nix anderes leisten können. Der Vermieter ist ein Privatunternehmer, der die Dinger nicht saniert & sich auch nicht drum bemüht, wer dadrin eigentlich wohnt. Hoher Leerstand, ein mieser Zustand der kompletten Anlage, auf der auch durchaus Schrottautos rumstehen oder alle paar Meter Abfälle liegen, der schlechte Ruf der Anlage und die unseriösen Leute, die auch immer wieder mal Rabatz machen und in der Zeitung hinterher ausgewalzte Polizeieinsätze provozieren, sprechen nicht dafür da einzuziehen und bestätigen sämtliche Klischees.

Torrnado 
Fragesteller
 08.10.2017, 14:12

vielen Dank für Deine sehr ausführliche und kompetente Antwort !  :)

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Warum wohnen so viele Menschen in Hochhäusern?

 

weil viele Wohnungen drin sind.

Deine subjektive Meinung aus Deinen Erfahrung interessiert die meisten Hochhaus-Bewohner nicht. Es gibt bei uns einige höhere Häuser - könnten ggf. schon als Hochhaus zählen - die zahlen richtig viel Miete im Verhältnis zum Mietspiegel. Mitten in der Stadt, da zieht Otto-Normal-Bürger nicht ein, weil er es sich nicht leisten kann.

Ganz einfach: Die Preise für's Wohnen steigen überall in Deutschland. Gleichzeitig verlassen mehr und mehr Menschen die Mittelschicht und werden entweder reicher (diese Leute bauen dann und das verteuert Immobilien zusätzlich) oder ärmer. Wer zu denen gehört, die auf der falschen von dieser Entwicklung stehen, muss beim Wohnen vor allem auf's Geld achten. Hochhäuser sind vergleichsweise günstig.

Torrnado 
Fragesteller
 07.10.2017, 20:19

dennoch würde ich never ever in ein Hochhaus einziehen ! es gibt nach wie vor günstige, kleine Wohnungen - mann muss dann halt nur länger suchen - aber dann hat man wenigsten ne Bude mit halbwegs gutem Mieterklientel !

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IUPAC  07.10.2017, 20:31

Ja, kommt darauf an, was man möchte ^^ Ich selbst wohne derzeit in einem Hochhaus und kann sagen, dass es sehr viel ruhiger ist, als früher in meiner alten Wohnung. Das liegt aber wohl auch daran, dass etwa 70% der Wohnungen hier keine Mietwohnungen sind. Man speist nicht wo man scheißt, also ist es relativ gepflegt. Das ist natürlich nicht überall so.

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Warum wohnst du inbdener Wohnung, in dem Mietshaus? Weil dir nichts anderes übrig bleibt, anderen Menschen geht es genauso.

Fakt ist nun mal, dass manche Menschen eben nicht mehr verdienen, um sich etwas besseres leisten zu können.

Außerdem gibt es ohne Hochhäuser bei weitem nicht genug (bezahlbaren) Wohnraum.