Warum waren die Italiener so mies im 2 WK?

Roland22  23.06.2024, 16:13

Pardon: wer ist "gut" im Krieg ?

EngelbertDolfus 
Beitragsersteller
 23.06.2024, 17:27

Der der schnelle Landgewinne mit wenig Eigenverlusten macht.

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das rührte von verschiedenen Faktoren her.

1. Die rein technischen wurden bereits aufgeführt. Allerdings kann man allein durch mangelhafte Ausrüstung das italienische Versagen nicht erklären. Die deutschen Truppen waren anfangs auch oft schlecht ausgerüstet, mußten noch auf Pferdefuhrwerke zurückgreifen, hatten nur leichte Panzer und so weiter. Dennoch haben die Deutschen gerade bei den frühen Feldzügen in Polen, Frankreich und zunächst beim Angriff auf die Sowjetunion große Erfolge zu erringen vermocht. Die Italiener hingegen haben selbst da, wo sie technisch und zahlenmäßig weit überlegen waren, oft schmählich versagt: 180.000 Italiener unterlagen in der Kyrenaika, trotz teilweise besserer Ausstattung nur 36.000 britisch-australischen Truppen („Operation Compass“). Tausende wurden damals von einzelnen britischen Offizieren gefangen genommen, so schlecht stand es bestellt um die italienische Kampfmoral.

2. Auch auf die Generäle kann man es nicht nur schieben. Zwar gab es hier häufiger Fälle von Fehleinschätzungen, charakterlichen Mängel, Inkompetenz und auch fehlender Akzeptanz bei der Truppe. Ein General wie beispielsweise Rodolfo Graziani, von Julius Evola noch als von „Belebtheit und innerer Angriffsbereitschaft“ gekennzeichneten „arisch-römischen“ Kriegsmann beschrieben verriet beim oben erwähnten Italiener-Debakel in der Kyrenaika wenig von diesen Zügen – es sei denn, Evola hat bei „römisch“ an den altrömischen Cunctator namens Quintus Verrucosus gedacht, der damals durch seine Zögerlichkeiten, anders als Graziani, aber zumindest keine katastrophalen Niederlagen zu verschulden hatte.

Dennoch sind unfähige Generäle niemals der Grund für das generelle Versagen einer Armee. Auch die Deutschen, US-Amerikaner, Briten und vor allem Sowjets hatten zahlreiche schlechte Generäle, doch bei keiner dieser Armeen kann von totalem Versagen gesprochen werden.

3. Ein sehr großes Problem stellt das in der Tat oft überforderte Offizierskorps da, das häufig aus Piermont im Norden Italiens stammte und sich somit mit Ressentiments und Minderwertigkeitskomplexen vieler süditalienischer Soldaten herumschlagen mußte. Oftmals war kaum Autorität herzustellen gegenüber Süditalienern, die entweder alles besser wissen oder einfach wieder nach Hause wollten. Korruption und Nepotismus im Offizierskorps kamen im Falle Italiens hinzu wie bei keinem anderen am Krieg beteiligten größeren Land.

4. Schließlich fehlte den Soldaten selbst oftmals einfach die Motivation zu kämpfen. Einmal, weil sie mit der imperialen faschistischen Ideologie wenig anfangen konnten. Es schmeichelte der italienischen Seele zwar, wenn Mussolinis Sprachrohre, dieser wahrheitswidrig einzureden suchten, die Italiener würden von den alten Römern abstammen und ein neues Imperium, dem britischen gleich, begründen können. Dafür aber etwas zu tun war eben nicht jeder bereit. Krieg bedeutet eine Störung des Dolce Vita und bringt die Gefahren von Tod oder gar Gefangenschaft und Folter mit sich. Gegen die Engländer schon sah man sich unmotiviert, da Italiener im Grunde wenig gegen England haben. Gegen den Kommunismus wollte auch nicht jeder kämpfen, da gar nicht wenige Italiener selbst Kommunisten waren. Italien zählte schon damals zu den Ländern mit starker marxistischer Fraktion. Und vor der Sowjetunion hatte man in Italien allgemein weniger Angst als in Deutschland, da diese doch recht weit weg und die Deutschen schon die Dreckarbeit machen würden …

Alles das ging nicht auf. Italiener sind eben keine Römer und sich nur auf die Deutschen zu verlassen (die genetisch, nebenbei vermerkt, mit den alten republikanischen römischen Patriziern deutlich mehr gemeinsam haben als die Italiener) kann auch nicht aufgehen. Alle großen Imperialmächte, ob nun Perser oder Römer im Altertum, Araber, Osmanen, Spanier, Briten, Russen und heute die US-Amerikaner, haben ihre Imperien nur unter Opfern zusammenrauben können. Diese Aufopferungsbereitschaft ist bei den in den letzten Jahrhunderten stark verweichlichten und überkultivierten romanischen Völkern nur noch wenig vorhanden. Es sind Kulturvölker, bei denen verfeinerter Lebensgenuß, Dolce Vita und Selbstdarbietung allzu sehr im Mittelpunkt des Bewußtseins stehen. Das kann naturgemäß nur auf Kosten der Aufopferungsbereitschaft, Kampfmoral und Disziplin gehen.

Heute fürchte ich, sind auch britische, französische und US-amerikanische Truppen kaum noch viel wertvoller als es italienische damals waren. Selbst unser Land ist von der Verweichlichung und Dekadenz teilweise mit erfaßt. Ein Krieg gegen Rußland wird heute angesichts dieser Tatsachen kaum weniger schwer sein als damals. Nur daß die Kräfteverhältnisse heute günstiger sind für uns Europäer.

Nazi-Deutschland hat die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überfallen. Italien hat der Sowjetunion tags darauf, am 23. Juni 1941 offiziell den Krieg erklärt, war also der erste Staat, der sich offiziell im Krieg mit der SU befand. Italien hoffte, ohne große eigene Anstrengungen im Schatten der siegreichen Deutschen reiche Beute machen zu können. Italien hat für den Überfall auf die Sowjetunion eine gesamte Arme (die achte) mit zehn Divisionen, also rund 250.000 Mann gestellt. Die Gründe für den totalen Misserfolg dieser Streitmacht (knapp 60.000 kehrten lebend zurück) waren vielfältig. Da war zunächst einmal die Ausrüstung. Die Italiener hatten keine Panzer. Die Tanketten L33 (Gewicht 2700 kg) kann man nicht als solche bezeichnen. Mit einer dünnen Blechpanzerung, die von jedem Maschinengewehr mit Leichtigkeit durchschlagen wurde, waren diese Tanketten, sofern sie überhaupt die Front erreichten (die meisten fielen vorher mit Defekten aus), vollkommen ungeeignet. Italien hatte damals eine sehr beschränkte Produktion an hochfestem Stahl, der fast ausschließlich für die Marine reserviert war. Die Panzer waren daher nur Blechbüchsen. Italien hatte aber auch keine Panzerabwehrwaffen, so dass die italienischen Soldaten, sobald sie die Kettengeräusche der sowjetischen T34 hörten, sofort panisch die Flucht ergriffen. Das Deutsche Reich hat den Italienern zwar 90 Panzerabwehrkanonen spendiert, aber das reichte natürlich nicht aus. Die italienischen Truppen waren extrem unbeweglich, da sie nicht motorisiert waren. Mehrere der eingesetzten Divisionen galten als "autotrasportabili", das heißt, dass die Soldaten bereits einen Lkw gesehen hatten und wussten, wie man ihn besteigt. Es fehlte aber an Lkw, die von den wenigen motorisierten Divisionen (zwei von zehn) ausgeliehen werden mussten. Es fehlte aber nicht nur an Lkw, sondern auch an Soldaten, die ein solches Fahrzeug bedienen konnten. Mehr als 50 Prozent der italienischen Soldaten waren Analphabeten und wussten mit modernem Gerät nichts anzufangen. Wichtigstes Transportmittel an der Front waren die Maultiere (etwa 5000), die dann nach dem Zusammenbruch der Font und der Versorgung noch einen letzten Dienst erweisen durften, indem sie von den Soldaten geschlachtet und verspeist wurden. Ein weiteres Problem war die Logistik. Die Italiener waren nicht imstande, ihre Truppen ausreichend mit Waffen, Treibstoff und Lebensmitteln zu versorgen, zum Teil, weil diese Sachen in Italien einfach nicht verfügbar waren, zum Teil, weil es nicht gelang, den Transport zu organisieren.. Teilweise war dies der extremen Korruption in den italienischen Streitkräften geschuldet Von den für die Truppe zur Verfügung gestellten Ressourcen erreichte nur ein kleiner Teil die kämpfenden Soldaten, weil auf allen Hierarchieebenen etwas "abgezweigt" wurde. Ein weiteres Problem war die unzureichende Führungsstruktur der italienischen Streitkräfte. Das Offizierskorps kam vor allen aus dem Norden (traditionsgemäß aus dem piemontesischen Adel). Die Offiziere verachteten die aus dem Süden kommenden Soldaten, die ihrerseits ihre Offiziere hassten.

Ausgerechnet Himmler, der 1944/45 als OB der Heeresgruppe Weichsel vollständig versagte und aus militärischer Sicht eine Flasche war.

Aber das nur am Rande.

Für die Ursachen der schlechten italienischen Leistung siehe hier

Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg – Wikipedia

Italien war bereits vor dem Krieg die schwächste der Achsenmächte. Im Krieg änderte sich nicht viel, da Italien schlicht nicht die Kapazitäten hatte um massiv aufzurüsten.

In Italien gab es wenig effektive Bemühungen hin zu einer Kriegswirtschaft. Beispielsweise gab es zwar Lohn- und Preiskontrollen, diese wurden durch die inflationäre Geldpolitik jedoch ad absurdum geführt. General  Carlo Favagrossa , Staatssekretär für Kriegswirtschaft, schrieb im Rückblick, dass die Außenpolitik Italiens in einem völligen Kontrast zu ihren Möglichkeiten stand. Mit einer Leichtsinnigkeit, die jeder Beschreibung spotte, sei sie in eine Katastrophe geschlittert.

Italien war auf den Krieg weder militärisch noch industriell vorbereitet.

Entsprechend waren die Leistungen schlechter.

siehe auch hier.

Military history of Italy during World War II - Wikipedia

Die Italiener waren nicht weniger tapfer als die Deutschen oder die Rotarmisten.

Schlechte Ausrüstung und teilweise schlechtere Ausbildung gaben den Ausschlag.

Mussolini ist in den Krieg eingetreten als Italien militätisch vollkommen unvorbereitet war. Viele Waffengattungen waren veraltet (Panzer) oder noch nicht modernisiert (Marine) worden. Man hatte wohl nicht mal genug Hemden für alle Sodaten.

Außerdem sah die Bevölkerung nicht, warum man diesen Krieg überhaupt führen sollte. Schließlich war das Offizierskorps noch teilweise monarchistisch eingestellt und damit gegen die Faschisten.

Also sollten schlecht motivierte Soldaten schlecht bewaffnet unter Führung uninteressierter Offiziere kämpfen.


EngelbertDolfus 
Beitragsersteller
 23.06.2024, 15:51

Ich habe mal eine Doku von einem Deutschen Veteranen angeschaut und der hat gemeint die Moral wäre so mies gewesen da die Offiziere massenhaft Wein gesoffen haben und den Krieg wie einen Urlaub gesehen haben.

Die Verpflegung der Mannschaft war dagegen offenbar mieserabel.

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Ich kannte einen älteren Herrn, der im 2. WK Panzerkommandant war.

Der schimpfte über die Italiener wie ein Rohrspatz. Was das doch für feige, unehrenhafte Trottel gewesen wären u.s.w....

Z.B. wurden Absprachen nicht eingehalten.
Zum Sonnenaufgang sollten die Italiener und die Deutschen zusammen angreifen. Die Deutschen waren da. Die Italiener kamen dann erst nach einer Stunde, als die Deutschen die Schlacht schon gewonnen hatten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Vanaheim  23.06.2024, 12:16

Zu jener Zeit hatten italienische Panzer acht Rückwärtsgänge und einen Vorwärtsgang. Falls der Feind mal von hinten angreift.

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Colopia  23.06.2024, 12:29
@Vanaheim

Und die Panzer hatten riesige Rückspiegel! Damit man den Frontverlauf beobachten konnte.

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EngelbertDolfus 
Beitragsersteller
 23.06.2024, 14:18
@Vanaheim

He da nicht so frech. Mein UrOpa hat einen Italienischen Spähpanzer gefahren. Wahrscheinlich war er der Kampfstärkste Panzer da die Besatzung Deutsch war😂

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Ruenbezahl  23.06.2024, 14:23
@Vanaheim

An der Ostfront hatte Italien keine Panzer im Einsatz, daher ist die Frage nach der Gangschaltung überflüssig.

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