Warum verlieren so viele Menschen das Interesse an anderen?
Ich beobachte bereits seit einigen Jahren, dass es viele Leute gibt, die sich spontan mit einem anfreunden, jedoch nach geraumer Zeit immer weniger von sich hören lassen. Die Erfahrung mache offenbar nicht nur ich. Auch Bekannte haben mir schon sowas erzählt. Sind die meisten heute einfach nur egoistisch und empathielos? Oder hängt es damit zusammen, dass man keine Zeit für andere hat? Ich finde das sehr traurig.
10 Antworten
Der Mensch an sich, wird einfach nicht mehr so geachtet wie es mal war. Das wird zwar keiner zugeben, aber es ist so. Es werden sich immer weniger Gedanken darüber gemacht, wie das eigene Tun und Handeln auf das Gegenüber wirkt. Ob ein anderer Mensch verletzt wird oder ob es Folgen hat. Es ist jeder meist mit sich beschäftigt und der Alltag wird auch immer anspruchsvoller. Die Zeit verging noch nie so schnell wie jetzt. Jedenfalls kommt mir persönlich das so vor.
Oft ist der Wille um Kontakt zu halten da, aber plötzliche Umstände und Zeitmangel lassen eben jeden Ansatz im Keim ersticken oder das Ganze irgendwann einschlafen. Man ist gezwungen Prioritäten zu setzen und diese fallen eben meistens zu Gunsten der Familie aus.
Schön wäre es, wenn man darüber spricht, so dass der andere sich nicht so vor den Kopf gestoßen fühlt. Das wird aber selten so gemacht und ganz schlimm finde ich den zunehmenden Trend des Ghostings. Das ist für mich das Allerletze und ich frage mich, was kann danach eigentlich noch kommen.
Ghosting? Was meinst du damit? In Bezug auf alles andere hast du es gut geschildert. Genauso ist es nach meinem Empfinden.
Ghosting ist, wenn eine Person sang und klanglos aus dem Leben eines anderen verschwindet. Wird besonders gern im Internet gemacht. Sich einfach ohne Erklärung nicht mehr melden
Du hast recht mit dieser Beobachtung. Das ist aber kein Phänomen, das sich neu entwickelt, ich konnte das schon immer beobachten.
Habe mir natürlich auch überlegt, wodran das liegt. Ich denke das ist Leben.
Jeder Mensch entwickelt sich, macht täglich neue Erfahrungen wird reifer und lernt dazu. Das ist ein sehr individueller Prozess und läuft meistens nicht parallel ab mit dem anderer Menschen.
Im Laufe dieser Zeit verliert man leicht Freunde und gewinnt gleichzeitig neue.
Man muss ja bedenken, dass diese Prozesse jeden Menschen jeden Tag betreffen.
Ich finde es wunderschön wenn man Freunde über lange Zeit behalten kann, sich vielleicht sogar gemeinsam entwickelt. Es ist mir aber mittlerweile auch verständlich, dass das nicht immer der Fall ist und bin offen für Entwicklung und Neues.
Deine Beobachtung teile ich, allerdings nur bis zu einem gewissen Alter. Wenn man über 60 ist, denke ich nicht, dass man sich noch so stark verändert, dass andere nicht mehr mit einem konform sind.
Oh, täusche dich nicht. Ich bin 65, recht nonkonformistisch. Damit ecke ich viel an (vor allem bei Leuten in meinem Alter). Das schöne dran ist, dass ich - je älter ich werde - zu meinem Anderssein durchaus stehe.
Ich habe in den vergangenen 2 Jahren einige Menschen von einer unerwarteten Seite kennen gelernt. Einige begannen plötzlich zu erzählen, wie schnell man stirbt, wenn man Masken trägt und das sie nur dazu eingeführt wurden, um die Bevölkerung zu unterdrücken. Dann tickten ein paar beim Thema Impfungen aus.
Ich vermute, das lag an den typischen Blasen-Effekten: Wenn man einmal in Telegram eintaucht und sich von Gleichgesinnten bestätigen lässt, beginnt man psychisch abzudriften und den gesunden Menschenverstand abzulegen.
Das klappt prima auch mit über 60 Jahren und Freundschaften können leicht daran zerbrechen.
wir haben die geschwindigkeit entwickelt aber innerlich sind wir stehen geblieben
hieß es einmal in einer satirischen Ansprache. Jetzt heißt es eher:
wir haben die geschwindigkeit entwickelt aber innerlich sind wir noch schneller geworden
Wir Menschen sind heutzutage an die Geschwindigkeit gekoppelt. Ständig neue Trends und Produkte, Schocknachrichten und ein schneller Wechsel von Emotionen, andauernder Content auf Social Media. Kein Wunder, dass wir schnell Interesse an den langwierigen Denkprozessen von Menschen verlieren.
Bist du selbst dem empathisch und altruistisch, wenn du das Verhalten von Freunden anprangerst, die sich aus irgendwelchen Gründen zurück ziehen?
Freunde kommen und gehen. Mal passt es für eine Zeit lang und in wenigen Fällen bleibt man lebenslang befreundet. Um das zu schaffen, braucht man Glück und muss viel dafür tun. Versuche es selbst anstatt anderen die schuld dafür zu geben, wenn es nicht klappt.
Die Erfahrung mache offenbar nicht nur ich.
Was wäre dabei, wenn nur du diese Erfahrung machst? Wäre sie dann weniger echt? Möchtest du deine Meinung dadurch beweisen, dass auch andere sie teilen?
Überlege dir genau, warum du diesen Satz geschrieben hast. Ich kenne ihn hauptsächlich aus nervigen Streits, bei denen der andere nicht bei der Sache bleibt, sondern versucht sich hinter einer (imaginären) Menge anderer Menschen zu verstecken.
Zunächst einmal prangere ich hier gar nichts an, sondern stelle nur fest, dass heutzutage offenbar viele ihre Freundschaften vernachlässigen. Darüber hinaus glaube ich, dass es früher eher lebenslange Freundschaften gab. Wenn dem so ist, sollte man sich zumindest fragen, warum das so war. Den Satz, dass andere auch diese Erfahrung gemacht haben, schrieb ich, weil ich mindestens 3 Leute aus meinem näheren Umfeld kenne, die mir das auch schon so erzählt haben. Aber man kann natürlich überall was "hinein interpretieren".
Zunächst einmal prangere ich hier gar nichts an, sondern stelle nur fest, dass heutzutage offenbar viele ihre Freundschaften vernachlässigen.
Das klingt exakt nach "Anprangern". Pflegst du selbst deine Freundschaften so, dass sie lebenslang halten? Falls ja, ist doch alles in Ordnung.
Wieso glaubst du, dass es "früher" anders war? Möchtest du den Verfall der Sitten beklagen?
Wieso tendierst du eigentlich dazu, mir laufend etwas zu unterstellen? Jetzt soll ich also den Verfall der Sitten beklagen! Ich hatte eine Freundin, die ich 35 Jahre kannte. Wir haben jeweils alle Höhen und Tiefen der anderen mit durchlebt und regelmäßig Kontakt. Dann erlitt sie einen Schlaganfall. Ich habe sie öfter besucht im KH und in der Kurklinik. Ich versuchte, zu helfen, wo ich konnte. Als ich später in der Reha war, wurde ich von ihr kein einziges Mal besucht. Kurz darauf lud ich sie ein in meine Heimatstadt. Wir hätten ein schönes Wochenende verbringen können. Aber sie lehnte ab. Allerdings konnte sie stattdessen noch viel weiter weg fahren zu einer anderen Bekannten. Soll ich noch mehr erzählen? Das ist nur ein Beispiel. Ich habe noch andere, derartige Sachen erlebt. Aber es ist natürlich alles meine Schuld!
Ich unterstelle dir gar nichts. Da interpretierst du wohl einen Tonfall in meine neutrale Antwort, der nicht von mir stammt. Ich stelle sachliche Rückfragen und die Auslegung "jetzt soll ich" klingt voreingenommen.
Aber es ist natürlich alles meine Schuld!
Wer sagt das? Deine Freundin? Oder du selbst? Oder möchtest du das mir in die Schuhe schieben?
Hast du mir ihr offen darüber gesprochen? Was kam dabei heraus? Vielleicht hat sie einen Grund gehabt, sich von dir zurückzuziehen. Das auf "Schuld haben" zu reduzieren, bringt selten etwas. Vielleicht war es ihr einfach peinlich, dass sie nach dem Schlaganfall manches nicht mehr kann, oder sie hat sich in dich verliebt, oder was auch immer. Du weißt, das Schlaganfälle die Persönlichkeit verändern können, denn dabei sterben Teile der Hirnsubstanz ab.
Wenn es dir schwer fällt, sachlich auf meine Rückfragen einzugehen, schlage ich vor, dass wir die weitere Diskussion lieber sein lassen. Ich habe kein Interesse daran, dich aufzuregen, aber um den heißen Brei herumzueiern halte ich auch nicht für hilfreich.
Tjaa alles ist in Bewegung im Leben... Kinder bekamen zu Weihnachten was geschenkt, verlieren das Interesse... Bei Spielzeug ja noch "Ok"..aber der Katze merkt das und kommt lieber zu mir rüber zum kuscheln und schmusen :)
Bei Menschen ist das wohl so.. viele machen plötzlich mehr was mit der Familie, oder sind am arbeiten.. die Gastro hat gerade hammer viel zu tun.. alles wird nachgeholt, Feste, Betriebsfeiern usw.. sonntags arbeiten = ganz normal.. erst dienstag frei..
Und trotzdem noch Personalmangel, dazu Corona Ausfälle... Chaos :P
Mir schreiben immerhin noch manche Freunde, auch wenn ich nur 1 von 6 davon sehe...
Besser als Du es geschrieben hast, geht es meiner Meinung nach gar nicht mehr. Dein Bericht sagt alles präzise und sehr verständlich aus.