Warum sind viele Theologen gottlos?
Hey,
ich hatte auf meiner Schule Religionslehrer (evangelisch), die aber nicht an Gott, an die geistige Welt und an den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit glauben. Für sie ist das Konzept Gott und Bibel nichts weiter als ein Moralkompass. Das finde ich schade, weil man studiert so lange Theologie, nur um am Ende eine kalte wissenschaftliche Sicht auf die Dinge zu haben.
Eine Lehrerein war tatsächlich sehr gläubig, sie konnte mich immer verstehen und wir schreiben bis heute ab und an E-Mails miteinander.
Jetzt bei meinem FSJ habe ich wieder mit Lehrern gesprochen, und es ist einfach keine Energie in diesen Menschen. Die sind geistig leer.
18 Antworten
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Theologie kann an einer theologischen Fakultät jeder studieren, der bezüglich Schulabschluss die Zugangsvoraussetzungen für dieses Studium hat. Es wird also nicht vorausgesetzt, dass man gläubig ist. Man kann auch als Atheist Theologie studieren. Bei den theologischen Ausbildungsstätten der Freikirchen bzw. evangelikalen Hochschulen sieht das schon anders aus.
Ich habe es auch oft miterlebt, dass Theologiestudierende durch die historisch-kritische Methode den Glauben verloren haben und ich rede hier nicht nur von einem Kinderglauben, den man durch das Theologiestudium durchaus verlieren darf und sollte.
Ein großes Problem sehe ich im Zerbrechen der Einheit von Theologie und Spiritualität, welche ab dem 17. Jahrhundert sichtbar wird. Der methodische Atheismus ist auch in die Theologie eingezogen, wo er eigentlich nichts zu suchen hat. Die (evangelische) Theologie braucht eine Erneuerung aus dem Heiligen Geist, bei der auch die Spiritualität wieder in die Theologie integriert wird.
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"etsi deus non daretur" wurde im 18. und 19. Jahrhundert zur Grundlage der Methoden der Theologie.
https://www.liquid-sound.at/wp-content/uploads/2013/04/affe-augen-zu.jpg
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(etsi Deus non daretur), eine auf Hugo Grotius zurückgehende Formel.
Ganz genau. Hugo Grotius wollte damit aber nur sagen, dass die Naturrechte auch dann gelten sollten, wenn es Gott nicht gäbe. Das hat man dann so interpretiert, als ob selbst Gott die Naturgesetze nicht durchbrechen könnte. So trat dann beispielsweise der Theologe Ernst Troeltsch (1865-1923) entschieden für die Anwendung des atheistischen Grundaxioms in der Theologie ein. Die Probleme in der sog. wissenschaftlichen Theologie fangen also schon lange vor Bultmann an.
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ächs.
Wahrlich, wahrlich, das sind Stätten :)
Als Theologiestudent in den ersten Semestern hatte ich noch Schalen des Spottes über freikirchliche bzw. evangelikale theologische Ausbildungsstätten ausgeschüttet. Das ist mir dann aber vergangen, nachdem ich mich damit beschäftigt und auch manche besucht habe, z. B. die staatlich anerkannte "Theologische Hochschule Elstal" der Baptisten. Ich hatte den Eindruck, dass dort die Lehrbeauftragten ihren Kollegen an den theologischen Fakultäten in Forschung und Lehre ohne weiteres auf gleicher Augenhöhe begegnen können.
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Endlich jemand der es verstanden hat. Danke für diese tolle Antwort 💗 LG Chiara
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Das finde ich schade, weil man studiert so lange Theologie
Um Religionslehrer zu werden muss man weder Theologie studieren, noch das entsprechende Fach besonders lang studieren.
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zB die Uni München hier: https://www.evtheol.uni-muenchen.de/studium/studierende/downloads/lehramt/wipaed1/index.html
Dort benötigst Du 63 ECTS Punkte in "Ev. Religionslehre" im Nebenfach bis zum Master, was in Vollzeit 2 Semester entspricht.
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In der Bibel einen Moralkompass zu sehen, finde ich nicht unbedingt Gottlos, denn hätten alle Menschen die göttliche Moral in sich wie sie Jesus Christus verkörperte, bräuchte es die Bibel nicht, die den Urgrund von göttlicher Moral aufzeigt.
Die Frage sollte eher lauten, warum man sich nicht diesem Moralkompass unterordnen will. Da sind Theologen nicht die einzigen die ein Problem damit haben.
Aber letztendlich geht es ja darum selbst nicht Gottlos zu sein, indem man die Botschaft der Bibel im Glauben annimmt. Wenn das geschehen ist, kann man sich um die Gottlosigkeit von anderen kümmern, wenn man darin seine von Gott geschenkte Aufgabe sieht.
Matthäus 7.3 " Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? "
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Ich habe selber Religionspädagogik studiert. Unsere Professoren waren sehr gute Pfarrer, die mir im Glauben als Vorbild galten. Die historisch-kritische Methode sparten diese nicht aus. Ja, es hat meinen Glauben verändert, aber ich bin nicht zum Atheisten geworden. Vor allem diejenigen meiner Kommilitonen, die aus konservativ/evangelikalen Elternhäusern stammten, hatten mit Glaubenskrisen zu kämpfen, und einer verlor seinen Glauben und brach ab.
Bultmann war zu jener Zeit ein sehr umstrittener Theologe. Doch inzwischen gilt seine radikale Theologie als veraltet.
Wer so ein Studium absolviert, sollte seine persönliche Spiritualität pflegen, denn die bleibt sonst auf der Strecke.
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sie sind nicht gottlos, sie haben nur nicht diese naive Vorstellung eines Simsalabimgottes.
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Simsalabimgottes
Was verstehst du unter diesem Begriff? LG Chiara
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Gott wischt und wedelt mit dem Zauberstab und es ward "Simsalabim" Licht. Der Ausdruck stammt von dem kath. Priester Peter de Rosa. Er ist ein religiöser Mann, aber, wie gesagt, er glaubt nicht an den Zaubergott oder an Dumbledore Jesus,
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Lies mal seine Bücher. Eines davon ist sehr lustig geschrieben: "Die unheiligen Väter. Eine Geschichte des Papsttums."
Interessant, aber nicht einfach zu lesen; Der Jesusmythos.
von Peter de Rosa,
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😁