Warum sind manche Menschen durchgehend arrogant und provokant?

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Manchmal eine Frage des 'styles'.
In der Regel ist es ein Schutzpanzer gegen ein eher schwaches Selbstwertgefühl mit großen Zweifeln, ob man gut genug ist, um wirklich geliebt zu werden (das hat - bildlich gesprochen - mit der Verunsicherung des 'inneren Kindes' zu tun).


Hallo Jinn,

Arroganz ist etwas, womit sich die Leute andere auf Abstand halten, weil sie Angst vor zu viel Nähe haben. Aber provokant sein hat eine andere Qualität. Da kommt es auch darauf an, ob Du Dich provozieren lässt.

Es gibt schon Gründe, warum jemand arrogant ist. Der wahrscheinlichste ist schon ein Minderwertigkeitsgefühl, denn wer arrogant ist, ist unnahbar, weil er immer demonstriert "Ich bin was Besseres als Du, Du bist mit mir nicht auf Augenhöhe!" Das hat Auswirkungen: Es gibt Leute, die geben sich gerne mit solchen Menschen ab, weil sie dadurch das Gefühl haben, zu einem ausgewähllten Kreis zu gehören, und denken deshalb, sie seinen auch was Besseres, andere wiederum lassen sichn tatsächlich auf Distanz halten. Das wiederum verstärkt bei den Arroganten wiederum das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

Die Frage die dahintersteht ist aber viel interessanter: warum braucht der Betreffende, das Gefühl, etwas besonderes zu sein? Warum ist der Wunsch so stark, dass er andere dafür abwerten muss? Und da spürt man dann schon, dass es eigentlich eine Not ist, die den Arroganten antreibt. Gesteigert wird dieses Gefühl noch dadurch, dass der Andere provokant wird, und bestimmte Menschen in seiner Umgebung angreift. Viele Menschen sind eher friedlich, und der provokante wird eher in Ruhe gelassen. Das steigert noch einmal den Eindruck "Mir kann keiner!" Ich erlebe das selbst immer wieder, wenn man bei diesen Provokationen nicht klein bei gibt, wird der Provokateur verunsichert, manche werden noch aggressiver, andere kneifen plötzlich. Meiner Erfahrung nach steckt da schon ein Minderwertigkeitsgefühl dahinter, wenn sich jemand über andere erheben muss und ungemütlich wird. Kann mich jedenfalls an keinen Menschen erinnern, bei dem ich einen anderen Eindruck gewinnen konnte.

LG

Es gibt sicherlich diese Fälle, bei denen dahinter ein Minderwertigkeitskomplex steht. Es gibt mit Sicherheit aber auch die Fälle, wo anderen ein Minderwertigkeitskomplex angedichtet wird, einfach weil man mit der Art nicht klar kommt. ;)


Jinn91 
Beitragsersteller
 17.07.2017, 18:50

Aber eine ''Art'' die darauf abzielt andere zu beleidigen zeugt ja immer von irgendeiner unterdrückten Wut und Verletzlichkeit.

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Suboptimierer  17.07.2017, 18:52
@Jinn91

Es kann auch eine Form von Sadismus sein. Freude am Leid anderer. Diese Leute müssen nicht zwingend wütend oder verletzlich sein.

Wie gesagt, es gibt sicherlich die verletzlichen und die wütigen, aber so jemand muss nicht zwingend verletzlich oder wütend sein.
Eine andere Möglichkeit wäre Machthunger. Klar kann man dahinter ebenso das Ringen nach Anerkennung vermuten, irgendwelche Schutzreflexe und auf eine schlechte Kindheit schließen usw., aber ich finde, dass ist so allgemein einfach zu weit her geholt. Da müsste man schon Genaueres über die Person wissen.

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Suboptimierer  17.07.2017, 18:56
@Suboptimierer

So allgemein, wie du das formulierst, könntest du so gut wie jeden Menschen zu einer psychischen Krankheit verdammen.

Wie ist es mit dir? Warum fällt es dir so schwer, mit der Arroganz anderer umzugehen? Welche Verletzlichkeit offenbart sich da bei dir?

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Barney123  18.07.2017, 12:07
@Suboptimierer

Hallo Suboptimierer,

es gibt ja nun zwei Arten von Sadismus, den einvernehmlichen, also mit Masochisten, die das prickelnd finden, so erniedrigt zu werden (von denen schreibt Jinn ja nicht). Und diejenigen, die andere angreifen müssen und Spaß am Leid der Anderen haben. Und da glauben zumindest diejenigen, die sich mit der Materie auseinandersetzen, dass da schon schlechte Erlebnisse in der Kindheit die Ursache sind. Also eine Wut weil sie selbst derartige Erniedrigungen erleben mussten. Nach Allem was ich darüber weiß, denke ich schon, dass da eine verletzte Seele dahintersteckt, wenn jemand Leute schlecht behandeln muss, die das nicht wollen und ihnen nichts getan haben.

Und ja, Es gibt Leute, die gehen davon aus, dass ein Psychiater an ca 80 bis 85 % der Leute eine Störung festmachen kann, nun nicht gleich Behandlungsbedürftig, aber doch immerhin. Ich finde es übrigens auch nicht prickeln, wenn da ein arrogantes A sich mir gegenüber aufspielt und zur Schau stellst, wie toll er/sie sich fühlt. Da kann ich mir durchaus angenehmeres vorstellen. Eigene Verletzlichkeit? Vielleicht! Aber deshalb fange ich noch lange nicht an, an mir zu zweifeln. Verstehe nicht ganz, wie Du das meinst.

LG

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Suboptimierer  18.07.2017, 12:23
@Barney123

Da kann ich mir durchaus angenehmeres vorstellen. Eigene Verletzlichkeit? Vielleicht! Aber deshalb fange ich noch lange nicht an, an mir zu zweifeln. Verstehe nicht ganz, wie Du das meinst.

Es geht darum, wie gelassen man damit umgeht. Wenn sich jemand aufspielt, dann kann man eine "Lass ihn doch"-Haltung einnehmen oder man kann sich angegriffen fühlen oder dazu genötigt fühlen, dagegen anzugehen.

Wenn man eine Gegenmaßnahme ergreift, dann nimmt man sich das Problem eines anderen stark zu Herzen.

Ich bin darin übrigens auch nicht so super gut, das zu ignorieren. Ich bin mir allerdings bewusst, dass das mit meiner "Verletzlichkeit" zusammenhängt. Manche wirken hingegen bei so etwas gelassen. Manche spielen das nur, klar, aber ich bin überzeugt, dass es manche wirklich kaum tangiert. 
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Meine Antwort diente in erster Linie dazu, dem Fragesteller (und anderen) vor Augen zu führen, dass viele es gerne so hätten, als würden Menschen, die sie nicht mögen, ein psychisches Problem haben. Diese Unterstellung kann aber schon als Schutzverhalten, bzw. Gegenangriff interpretiert werden. Damit zeigt man, dass man es für nötig hält, sich zu wehren. Man hält es nur für nötig, wenn man sich emotional betroffen fühlt.

Jetzt nicht auf den Fragesteller bezogen: Es ist ein großer Unterschied, ob man jemanden jemanden fragt, der wohlbehütet aufgewachsen ist, was für ihn das schlimmste sei, was einen passieren könnte und ob man jemanden fragt, der mit Krieg und Folter aufgewachsen ist. Das ist doch vollkommen logisch. Die Ängste sind auch ganz andere.

Mit jeder Bezichtigung, mit jedem Angriff, gibt man einen Teil seiner Ängste Preis. Wenn ich mir eine schlimme Strafe für jemanden ausdenken müsste, wähle ich etwas, das für mich äußerst schlimm sein würde.
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Ja, bei Sadisten gibt es Unterschiede. Das stimmt, das sollte man erwähnen.

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Barney123  19.07.2017, 08:29
@Suboptimierer

Hallo Suboptimierer,

denke so einfach ist das nicht. Jedenfalls raten Kommunikationspsychologen, den Angriff zu beantworten, und zwar ohne aggressiv zu werden, sondern selbstbewusst. Und da ist halt der Unterschied, diese Einstellung der "Lass-ihn-doch"-Haltung kommt meines Wissens nach aus der Esoterikszene und Heilpraktikerszene und durchschaut den Mechnismus nicht, der dahintersteckt. Gelassen reagieren ja, aber Du musst einmal beobachten, wie aggressiv und Hinterhältig manche Leute werden, wenn Du den Angriff zurückweist, dann erkennst Du leicht die tiefere Bedeutung der Anmache. Und nein, damit nehme ich mir nicht das Problem eines anderen zu Herzen, sondern zeige, dass ich auch eine Person bin, die eine respektvolle Behandlung verdient, wohlgemerkt gelassen reagieren. Und es geht dabei auch nicht um die eigene Verletzlichkeit, sondern vor Allem um die Wirkung auf Andere, die haben dann nämlich den Eindruck, dass da ein wehrloses Opfer ist. Und dann kann daraus im Extremfall Mobbing entstehen.

Und es geht auch nicht darum, dass ich schlechtes Benehmen akzeptieren muss, weil mich jemand nicht mag. Wenn mich jemand nicht mag, dann ist das oft (nicht immer) sein Problem, aber dann kann ich trotzdem von ihm erwarten, dass er sich mir gegenüber respektvoll verhält, bringt er das nicht fertig, hat er/sie eine Schwäche und ist schlecht erzogen. Dass diese Gegenmaßnahmen selbstbewusst erfolgen müssen und keinen Gegenagriff auf die Person beinhalten sollten, darin sind sich die Kommunikationswissenschaftler wieder einig. Die Beziehungsebene sollte nicht beschädigt werden, denn danach besteht die Gefahr für Krieg. Die Beziehungsebene wird aber durch den arroganten und Provokateur regelmäßig beschädigt. Da geht es also darum, nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen. Dem anderen zeigen: "Ich habe Dich bei schlechtem Verhalten erwischt, aber ich kann damit gelassen umgehen!" ist die beste Reaktion. Wie das im Einzelnen Situationsgerecht erfolgen kann, darüber gibt es ganze Bibliotheken. Aber aus der Wissenschaftlichen Seite ist mir niemand bekannt, der hier empfiehlt, den Angriff einfach zu ignorieren

LG

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Suboptimierer  19.07.2017, 10:13
@Barney123

Jedenfalls raten Kommunikationspsychologen, den Angriff zu beantworten, und zwar ohne aggressiv zu werden, sondern selbstbewusst. 

Klar, aber nur aus dem Grund, weil sonst immer weiter in die Kerbe geschlagen würde. Zum Beispiel ist das bei klassischem Mobbing so. Wir müssen uns an dieser Stelle überlegen, über was wir reden wollen, Arroganz oder Beleidigungen. Arroganz kann man sehr wohl sehr gut ignorieren. Beleidigungen zu ignorieren ist, wie du geschrieben hast, bedenklich. Das Problem dabei ist, dass man sie sogar dann nicht ignorieren darf, selbst wenn sie einen gar nicht berühren. Ultraselbstbewusste kriegen das vielleicht hin und konzentrieren sich ruck zuck auf das Gespräch mit jemand anderen. Solche Menschen werden gar nicht erst beleidigt. Sie haben eine Ausstrahlung (und hier sind wir doch nahe beim Thema Esoterik :P) 
Die Gefahr ist nunmal groß, dass wenn man darauf eingeht, dass man sich dann aufs gleiche Niveau begibt. Das ist aber das Terrain des Beleidigenden.

Natürlich, mit Selbstbewusstsein kann man gut reagieren und genau deswegen werden selbstbewusste Menschen seltener angegriffen (höchstens bei Revierstreitigkeiten).

Die Lösung, idealerweise selbstbewusst in so einer Situation zu sein ist gleichzeitig das Problem.

Und da ist halt der Unterschied, diese Einstellung der "Lass-ihn-doch"-Haltung kommt meines Wissens nach aus der Esoterikszene und Heilpraktikerszene und durchschaut den Mechnismus nicht, der dahintersteckt. 

Ich denke bei so etwas eher an meditierende Mönche. Jetzt können wir uns streiten, wo Ähnlichkeiten und Unterschiede sind, aber wenn es um die Harmonie mit der Außenwelt geht, haben buddhistische Mönche mein Idealbild geprägt. 
Das bedeutet aber nicht, dass ich so sein will. ;)

Keine Ahnung, was Psychologen in den Mönchen an psychischen Problemen zu erkennen imstande sind, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es überaus gravierende sein können, vielleicht in Ausnahmefällen.

So etwas kann man natürlich schnell falsch verstehen, so als ob wir Mönche werden sollten und dann all unsere Probleme gelöst seien. Der Unterschied ist das Umfeld. Der Mensch ist ein soziales Wesen und muss sich der Lebensweise der Mitmenschen wenigstens ein Stück weit anpassen, um in der Gesellschaft der Menschen mit ihnen zusammen glücklich sein zu können.

Die Beziehungsebene wird aber durch den arroganten und Provokateur regelmäßig beschädigt.

Wenn es denn eine gibt.

Zu vielen gutefrage-Usern gibt es zum Beispiel keine Beziehungsebene. Und je weniger verbunden man sich fühlt, desto weniger braucht es mich zumindest rein theoretisch interessieren, was jemand anderes von mir hält und desto weniger muss mich interessieren, was der andere macht. Einzuschreiten wird zu einer freiwilligen Sache. Es ist dann kein Muss mehr dahinter.

Keiner von uns ist die Supernanny oder ein Messias, der den anderen um die Nase tänzelnd sagen muss, welches Verhalten okey ist und welches nicht. (Okey, Moderatoren nehmen sich schon etwas mehr in die Verantwortung. Davon mal ab.)
Wenn man das nämlich übertreibt, dann mutiert man schnell zu so jemanden, über den sich der Fragesteller beschwert.

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Also der klassische Psychologe oder Psychiater würde sagen, dass die Wurzel der von dir genannten Eigenschaften bei Menschen zumeist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist. Aber das ist ja nicht schlimm, denn das ist heute en Vogue, das hat ja jeder zweiter... womöglich auch du und ich.


Tamtamy  18.07.2017, 22:44

Narzisstische Persönlichkeitsstörung ist im Allgemeinen zu hoch gegriffen - da würde ein Psychotherapeut oder Psychiater nicht so schnell zu dieser Diagnose kommen! Aber es kann schon als (sogenannte 'narzisstische') Abwehrform eines unsicheren Selbstwertgefühls bezeichnet werden. 

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Weil sie es sich leisten (können)?


Jinn91 
Beitragsersteller
 17.07.2017, 18:40

Warum soll man das denn wollen? :D

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Jinn91 
Beitragsersteller
 17.07.2017, 18:45
@Ursusmaritimus

er scheint zu kleingeistig zu sein, um eine intelligente Antwort zu liefern :)

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Ursusmaritimus  17.07.2017, 18:46
@Jinn91

Dann! dürfte die arrogante und provokante Art zu seinem Tarnverhalten zu gehören. Man schafft den notwendigen Abstand bevor der andere bemerkt das man Fallobst ist.

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