Warum sind Lenkräder rund und warum kein Sidestick?

10 Antworten

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Ein Lenkrad hat für mich den Vorteil, dass ich viele verschiedene Möglichkeiten habe es anzufassen. In der Fahrschule lernt man zwar die "richtige" Handhaltung, in der Praxis macht man es dann aber ganz anders. Vor allem auf langen Strecken ist es vorteilhaft, dass man auch mal eine Hand loslassen, mal eine Hand oben auf das Lenkrad legen kann und so weiter. Das sorgt für entspanntes Fahren.

Im Rennsport ist das etwas ganz anderes: da braucht der Fahrer für eine begrenzte Zeit die maximale Kontrolle, in einer Intensität, in der sie auf der Straße normalerweise nicht gefordert ist. Deshalb sehen F1-Lenkräder eben ganz anders aus.

Des Sidestick sehe ich ähnlich: die Handhaltung ist vollkommen vorgegeben. Außerdem wäre das Problem der Rückmeldung zu lösen: im Lenkrad merke ich, auch trotz Servolenkung, immer noch, wie die Fahrbahnbeschaffenheit ist, z.B. Glätte. In einem rein elektronischem System fällt das weg, oder müßte irgendwie künstlich durch Sensoren und Aktoren wieder hinzugefügt werden.

Salue

Es existiert ein Gesetz das vorschreibt, dass sich das Auto auch bei einem Ausfall der Lenkunterstützung noch lenken lässt. Die Kraft die dazu nötig ist, kann nur mit einem Lenkrad (Hebelgesetz) erbracht werden. Mit einen Joystick hätte man zuwenig Kraft.

Bei Lastwagen existieren aber bereits so genannte 2-Kreis Lenkanlagen. Da wird eine Unterstützung durch den Motor, die zweite aber mit den drehenden Rädern betrieben.

Auf diese Basis wäre eine andere Art der Lenkbetätigung möglich. Bei Invalidenfahrzeugen gibt es bereits umbauten auf Joystick-Lenkungen, wobei das Lenkrad dann immer noch vorhanden ist.

Aber es ist eine Kostenfrage und dazu wären vielleicht nicht alle Kunden bereit, auf ein anderes System umzusteigen.

Tellensohn

Weil Lenkräder aus einer Zeit stammen, wo das Lenkrad eine mechanische Verbindung zum Fahrwerk hatte. Da brauchte es eine gewisse Hebelkraft, damit der Fahrer die Räder drehen konnte. Speziell im Stillstand und bei schwereren Fahrzeugen. Und das ging am Besten mit einem Lenkrad, weil man da seitlich anfassen und ziehen / schieben konnte, egal in welchem Winkel die Räder gerade eingeschlagen waren und wie das Lenkrad demzufolge gedreht war.

Es gab eine Zeit vor "Drive by Wire" und Servolenkung... ;-)


checkpointarea  12.10.2020, 12:03
Weil Lenkräder aus einer Zeit stammen, wo das Lenkrad eine mechanische Verbindung zum Fahrwerk hatte.

Wieso "hatte"? Auch heute noch besteht zwischen dem Lenkrad und den vorderen Rädern eine direkte mechanische Verbindung!

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Freethinker89 
Beitragsersteller
 12.10.2020, 12:05
@checkpointarea

Ist das echt so? Ich ging davon aus dass bei vielen modernen Fahrzeugen Drive by wire Standard ist.

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Waldmensch70  12.10.2020, 12:07
@checkpointarea

Ja, aber bei dem vom FS angefragten Stick wäre das nicht mehr der Fall. Und auch heute greift da schon eine Menge Elektronik ein, die die Verbindung deutlich beeinflusst / verändert.

So kann man bei modernen Autos durchaus durch Dreh' an einem Knopf oder tippen auf einem Display verändern wie die Lenkung auf das Fahrwerk einwirkt. So ist in "Komfort"-Einstellung z.B. mehr drehen notwendig während man mit der "Sport"-Einstellung die Räder schon mit geringen Bewegungen viel weiter einschlagen kann. Das wäre mit einer statischen, rein mechanischen Verbindung doch so nicht mehr möglich. Oder sehe ich da etwas falsch?

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Freethinker89 
Beitragsersteller
 12.10.2020, 12:08
@Waldmensch70

Der Toyota Prius hat zb Drive by Wire, also das lenkrad bedient nur noch lenkwinkel Sensoren welche über CAN Bus die servo Motoren der Lenkung steuern.

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checkpointarea  12.10.2020, 12:11
@Waldmensch70
So ist in "Komfort"-Einstellung z.B. mehr drehen notwendig während man mit der "Sport"-Einstellung die Räder schon mit geringen Bewegungen viel weiter einschlagen kann.

Was Du hier erwähnst, nennt sich zum Beispiel bei BMW "Aktivlenkung". Sie funktioniert nach dem Prinzip eines Getriebes, also mit variablen Getriebeuntersetzungen des Lenkgetriebes. Die mechanische Verbindung zwischen dem Lenkrad und den Rädern bleibt hierbei jedoch jederzeit vollumfänglich bestehen. Meistens wird bei "Sport" oder "Comfort" - Modi einfach die Servounterstützung verändert. Man kann dies sehr einfach herausfinden: Einfach die Anzahl an Umdrehungen de Lenkrades von Anschlag zu Anschlag zählen. Sie wird bei den meisten Fahrzeugen (weil variable Lenkgetriebe sehr teuer sind) bei den genannten Modi identisch bleiben, das Lenkrad dreht sich halt einfach leichtgängiger.

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checkpointarea  12.10.2020, 12:14
@Freethinker89
Der Toyota Prius hat zb Drive by Wire, also das lenkrad bedient nur noch lenkwinkel Sensoren welche über CAN Bus die servo Motoren der Lenkung steuern

Bist Du Dir sicher? Denn nach meinem Kenntnisstand verbietet der Gesetzgeber derartige Systeme, zumindest aktuell. Hier heißt es:

...jedoch erschweren Gesetze die Verwendung rein elektrischer Systeme sowohl für Steer-by-Wire [1] als auch für Brake-by-Wire, [2] daher gibt es zurzeit nur ausgiebige Untersuchungen. Probleme würde bei diesen Systemen beispielsweise ein Ausfall der elektrischen Versorgung bereiten, der zu totaler Unlenkbarkeit oder Bremsversagen führen könnte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Drive-by-Wire

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Weil das runde Lenkrad nunal das praktischste ist. Bei einem Formel 1 Lenkrad brauchst du eine Lenkübersetzung von 1:1, das bedeutet, du brauchst eine extrem starke Servounterstützung. Außerdem wäre so eine Übersetzung beim rangieren eher unpraktisch, da viel zu empfindlich. Und ein Sidestick wäre garnicht zulässig, da bei einem Ausfall der Elektronik du nicht mehr lenken könntest.

Warum sind Lenkräder rund und warum kein Sidestick?

Aus dem gleichen Grund, weshalb auch Reifen rund sind: Weil sich runde Bauteile besser drehen lassen bzw. drehen als eckige. Erkläre doch mal kurz, wie Du Dir mit einem Sidestick vorstellst, ein Auto fahren zu können. Bedenke: Ein Lenkrad dreht sich von Anschlag zu Anschlag üblicherweise 2,5 bis 3 Umdrehungen, und weist eine mechanische Verbindung zu den gelenkten Rädern auf, um bei einem Systemausfall immer noch (wenngleich auch schwergängiger) lenken zu können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung