Warum sagen Leute, dass das USA- Wahlsystem fair/ unfair ist?

12 Antworten

In der USA gibt es drei Machtorgane, das ist das Räpresentantenhaus, der Senat und die Regierung, wobei die Regierung vom Präsidenten ernannt wird der in einer Personenwahl aber durch Wahlmänner gewählt wird.

Jedes dieser Organe ist von einem demokratischen Standpunkt leider völlig korrumpiert.

Die Repräsentanten sind die Sieger ihrer Wahlbezirke. Leider sind für die Gestaltung der Bezirke die Gouverneure der Staaten zuständig und somit Parteimitglieder. Das führt dazu, dass über 'packing' (möglichst viele Wähler der anderen Partei in ein Bezirk zu stecken, so dass hier deren Repräsentant mit deutlich Mehrheit gewinnt aber dafür die umliegenden Bezirke verloren gehen) und 'splitting' (Bezirke so zuschneiden, dass in den meisten Bezirken eine schwache Mehrheit für die eigene Partei votiert, die überschüssigen Gegner dann zusammen gepackt in nur einen Bezirk). Diese Taktik, 'gerrymandering' genannt, wird von beiden großen Parteien betrieben allerdings haben die Republikaner mit ihrer Agenda 'redmap' tatsächlich seit Jahrzehnten die Bezirke strategisch umgeschrieben. Bei der letzten Wahl benötigten die Demokraten acht Prozent mehr absolute Stimmen für einen Gleichstand der Sitze im Repräsentantenhaus.

Der Senat und seine Macht sind leider ein Zugeständnis an die Sklavenstaaten nach dem Sezessionskrieg. Das grundsätzlich Problem hier ist, dass jeder Staat zwei Stimmen hat, völlig unabhängig davon, wie bevölkerungsreich er ist. So hat Wyoming mit einer halben Million Einwohner das gleiche Stimmrecht wie Kalifornien mit fast vierzig Millionen Einwohnern. Die Republikaner haben auch hier v.a. in den bevölkerungsarmen Staaten, die zudem häufig eher ländlich geprägt sind und deren Bewohner tendenziell schlechter gebildet sind, extrem aggressiv seit Dekaden 'Wahlwerbung' betrieben. In den Staaten müssen sich die Kandidaten nicht auf ihr Programm beziehen, d.h. die Partei kann sogenannte 'attack ads' laufen lassen und tatsächlich gibt die GoP sehr viel Geld aus und das seit Jahrzehnten um in kleinen, ländlichen Staaten nicht nur den Gegenkandidaten zu diskreditieren, sondern die demokratisch Partei als ganzes anzugreifen. Falls du dich z.B. fragst warum Millionen Qanon Anhänger glauben, Demokraten fräßen Kinder und beteten Satan an: Es liegt u.a. daran, dass Millionen Amerikaner von kleinauf beigebracht wird, dass Demokraten tatsächlich böse sind und ihnen ihre Rechte und Waffen wegnehmen wollen. In den letzten Jahrzehnten hatte die GoP sehr häufig eine Senatsmehrheit, obwohl deren Senatoren Millionen weniger Wähler vertraten. Problematisch ist auch, dass der Senat Gesetze des Präsidenten verabschiedet und Bundesrichter bestätigt, die auf Lebenszeit antreten. So kann eine eigentlich Minderheit an Repräsentanten alle Gesetzesvorlagen blockieren und die Bundespolitik auf Jahrzehnte beeinflussen. Z.B. ist der jetzige Bundesgerichtshof mehrheitlich republikanisch besetzt, obwohl nur ein einziger Republikaner in den letzten Dekaden die 'popluar' vote gewonnen hat, also die Mehrheit der Stimmen und zu keinem Zeitpunkt die Mehrheit der Bürger im Senat repräsentierte. Zudem kommen noch so Sperenzien wie dem filibuster, ein in ihrer heutigen Form Überbleibsel gegen die Bürgerrechtsbewegung in den 60/ 70er Jahren.

Das letzte Organ ist der Präsident und somit auch die Regierung. Anders als in fast allen Demokratien wird der Präsident nicht direkt gewählt, sondern über Wahlmänner, die die Bundesstaaten stellen (electoral college). Dabei votieren meist alle Wahlmänner des Staates für den Gewinner ihres Bundestaates, einige Staaten teilen auch ihre Wahlmänner im Verhältnis zur Wahl. Wie du dir jetzt vorstellen kannst ist somit z.B. jede Stimme in einem bevölkerungsreichen Staaten über 50,x% verschwendet. Seit 2001 waren in den Staaten in drei Legislaturperioden Republikaner an der Macht, die 'popular vote', also eine Mehrheit wurde aber nur einmal gewonnen (Bush Jr. zweite Amtszeit unter Eindruck des Krieges und 9/11). Durch das electoral college ist es, wie gesagt auch nicht wichtig mehr als die Mehrheit der Stimmen pro Staat zu gewinnen, um so härter sind die umkämpften 'swings states' bei denen nur eine knappe Mehrheit zu gewinnen ist und umso aggressiver sind dort auch die attack ads gegen den politischen Gegner.

Es ist also nicht nur so, dass alle demokratischen Organe der USA korrumpiert sind, sondern auch, dass das System dort bewusst eine starke Spaltung der Bevölkerung begünstigt. Dadurch dass die GoP zudem durch neue Wahlgesetze, gerrymandering und die Konzentration auf wenige, kleinere Staaten sowie die Verteuflung des politischen Gegners - ohne eine tatsächliche Mehrheit zu haben - Wahlsiege generieren kann, findet auch keine Neuausrichtung der Partei auf die politische Situation im Land statt, d.h. sie wird immer extremer.

Laut Wikipedia ist die USA eine 'flawed democracy', ich denke diese Ansätze sollten die genügen um zu verstehen warum das so ist und wie weit das zutrifft.

Wahlen finden in den USA grundsätzlich an einem Dienstag statt. Das hat man deshalb gemacht, weil man so den ärmeren Teil der Bevölkerung von der Wahl ausschließen kann. Denn Urlaub gibt es in den USA sehr viel weniger als in Deutschland. Wer neu in einer Firma anfängt, bekommt in den ersten Jahren oft gar keinen Urlaub. Urlaubstage sind dort also sehr viel kostbarer als bei uns. Deshalb verzichten viele Leute auf die Wahl, weil sie lieber arbeiten gehen und Geld verdienen wollen und genau so war das auch gedacht. Die armen Leute sollten arbeiten und die reichen Leute sollte wählen gehen.

Ungerecht ist auch der Zuschnitt der Wahlbezirke. Lies dir mal diesen Artikel durch und schau dir an, wie dort betrogen wird. Anders kann man das nicht nennen. Es ist Betrug und hat mit Demokratie rein gar nichts zu tun.

Doch das ist noch nicht einmal alles! Es geht noch schlimmer und noch dreister! In vielen Wahlbezirken schließen die Republikaner einfach die Wahllokale in den Teilen des Landes, in denen überwiegend Demokraten wohnen. In einem Wahlbezirk in dem es eben noch 12 Wahllokale gab, gibt es dann eben nur noch 2 Wahllokale. Die Leute müssen dann weit fahren bis zum nächsten Wahllokal und dort müssen sie auch noch den ganzen Tag anstehen, bis sie dran sind und ihre Stimme abgeben können. Wir erinnern uns, das ganze passiert an einem Dienstag! Man kann also nicht mal eben schnell von der Arbeit verschwinden, schnell wählen gehen und gleich wieder zurück sein. Man braucht wirklich einen ganzen Tag und oft kommt man gar nicht dran, weil die Schlange viel zu lang ist. Wenn dann das Wahllokal eine Stunde länger offen gehalten wird, dann schreien die Republikaner "Wahlbetrug". Dabei sind sie es, die ganz eindeutig schamlos betrügen.

Weil es keine direkte Wahl ist. Die Bürger jedes Staates wählen Wahlleute, die dann abstimmen. Dabei kann es passieren, dass ein Kandidat gewinnt, obwohl er nicht die Mehrheit der Stimmen hat. Außerdem können soweit ich weiß auch die Wahlleute anders stimmen als eigentlich vorgesehen. Ist beides aber nur bei sehr knappem Wahlausgang wichtig. Nur waren die letzten Wahlen halt sehr knapp, sodass eine Diskussion über eine Wahlrechtsreform schon Sinn ergibt.

Ferner wird darüber diskutiert, ob die Registrierung zum Wähler nicht so ausgestaltet ist, dass arme Menschen und Minderheiten benachteiligt werden und daher unterrepräsentiert sind. In Deutschland bekommt jeder automatisch seine Wahlbenachrichtigung, in Amerika muss man selbst aktiv werden, wenn man wählen will.

Zum einen durch eine Trump-Kampagne, die aus Social Media sehr viele Daten von US-Bürger ausgewertet hat, um deren politische Position und schließlich die Wahl zu beeinflussen.

Woher ich das weiß:Recherche

Elias78607 
Beitragsersteller
 06.04.2022, 09:13

Propaganda Vorwürfe ?

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Es ist unfair, da man nicht den Kandidaten wählt, den man haben will sondern die Wahlmänner und Wahlfrauen.

Je nachdem wie groß ein Staat in den USA ist, desto mehr (oder weniger) Wahlmänner und Wahlfrauen hat dieser Staat

Wer im Staat die Mehrheit für sich gewinnen kann, bekommt alle Wahlmänner/Wahlfrauen und damit die Stimmen aus diesem Staat

sprich, wenn du z.b in einem Staat wohnst, der schon immer eher Republikanisch gewählt hat, du aber für die Demokraten bist, weißt du eigentlich schon von Anfang an, dass deine Stimme Recht sinnlos ist