Warum richten sich die Kosten des Erbscheins nach dem Erbe?
Okay, die kurze Antwort ist, weil der Staat dann mehr Geld bekommt. Aber mich interessiert ob es irgendeine offizielle Erklärung dafür gibt. Der Aufwand des Gerichtes zur Erteilung eines Erbscheines ist ja unabhängig von dem Wert des Nachlasses. Ich frage auch weil man sich schon etwas verarscht vorkommt. Ich habe das Ganze dann auch über einen Notar laufen lassen und anscheinend teilen sich dann Notar und Gericht die Einnahme durch den Erbschein 50:50. Ich hatte in meiner Rechnung vom Notar denselben Betrag wie in einem Brief von der Zahlstelle Justiz. Zunächst dachte ich, dass da etwas schief gelaufen ist, aber die Dame beim Amtsgericht meinte dass das so richtig sei und sie ja auch ihre Gerichtskosten gedeckt bekommen müssen. Letzteres fand ich irgendwie frech. Ich möchte eigentlich nicht abschweifen. Ich bin wie gesagt nur an einer offiziellen Erklärung interessiert.
5 Antworten
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Warum richten sich die Kosten des Erbscheins nach dem Erbe?
Gegenfrage: Warum sollte es anders sein?
Der Aufwand des Gerichtes zur Erteilung eines Erbscheines ist ja unabhängig von dem Wert des Nachlasses.
Derjenige, der leistungsfähiger ist, darf sich eben solidarisch auch mit einem größeren Betrag an den allgemeinen Verwaltungskosten - zu denen eben auch Erbscheine sowie Gerichts- und Notarkosten zählen - beteiligen.
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Nun - wie oft kaufst du einen Apfel und wie oft benötigst du einen Erbschein? Und zudem - der Erbschein ist ein Nebeneffekt deines Eigentums- und somit Vermögenszuwachses. Das sind nun schon sehr unterschiedliche Dinge.
Ob die Erbschaftsteuer insgesamt tatsächlich sinnvoll ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Ich meine, im Grunde ja, aber die Ausgestaltung ist aufgrund der bundeseinheitlichen Bewertungsmaßstäbe - obwohl die Erträge den Ländern zustehen - in einer Schieflage.
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Das System nach Wert die Gebühren zu berechnen ist schlicht zum Kotzen
Auch beim Grundstückskauf , der Text für die Gartenhütte auf 10 Qm Land ist identisch auch bei einem Schloß für 5 Mio und der Zeitaufwand auch. Das Schloss für 5Mio bemüht sich der Notar zu ergattern, die Gartenlaube erzählt er dir, das er erst am Sankt Nimemrleinstag Zeit hat oder ehrlich das das nich auskömmlich für ihn ist (Preise sind festgesetzt). Aber wenn du nach Zeit bezahlst geht es auch sofort...
Makler sind auch so eine Spezies
Warum sollte der Staat davon abweichen, demonstriert ja keiner dagegen.
Makler für ein Haus im Jahr 2000 "nur" 6000 Euro und musste einige Zeit und etwas Geld investieren
Heute selbes Haus 42000€, knappes Exposee ins Internet, an einem Tag fertig, Kosten vernachlässigbar.
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Ja, es ist zum Kotzen. Ich hätte gerne eine Erklärung warum das überhaupt mal eingeführt wurde. Da es sehr lukrativ ist, wird das System natürlich keiner beenden.
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Zu Absatz 2: Wenn sich ein Notar nach Zeitaufwand und nicht nach der Kostenordnung bezahlen lässt, riskiert er seine Zulassung als Notar.
Grundsätzlich ist natürlich zu bemerken, dass z.B. mit der Entwicklung der Immobilienpreise nach oben auch die Notar- und Gerichts/Grundbuchgebühren in Bereiche steigen, die als schmerzlich empfunden werden. Das Petitum sollte daher lauten, es zwar grundsätztlich bei den Kosten entsprechend dem Geschäftswert zu belassen, die Gebühren aber bei einem Wert X zu deckeln. Wo X liegen sollte, möchte ich hier nicht diskutieren.
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Und da der Makler zur Hälfte geschickterweise auf dem Kaufpreis nun draufliegt steigen nochmal alle Gebühren. In den Medien wird es dargestellt, das nun der Hauskauf günstiger ist weil der Käufer nur noch die (erhöhte!) halben Maklerkosten zahlt.
Bei Notaren ist die "Zeitaufwandmasche" selten und sehr versteckt, bei Anwälten die Regel bei geringeren Streitwerten unter 20000€
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Das ist eine Mischkalkulation. Wer viel erbt, soll auch mehr zahlen.
Bei Rechtsstreitigkeiten ist es genau so, je höher der Wert desto höher die Anwaltsgebühren und Gerichtskosten.
Der Aufwand ist bei einem Prozeß um 150€ derselbe wie bei einem Prozeß um 4.500,00€.
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Ihr letzter Satz stimmt in der Praxis so nicht; das sollten Sie als Leiter eines RA-Büros doch genau so wissen wie ich. Wenn es in einem Rechtstreit um 4,5 Mio € geht, werden Sie kaum erlebt haben, dass das so einfach läuft wie normalerweise bei 150 € ( der in der Regel durch Vergleich erledigt wird), es sei denn, bei dem Kampf um die 150 € sei ein notorischer "Streithammel" am Werk, der ein Exempel statuieren will. Auch kein Richter am Amtsgericht wird bei einem Prozess über 150 € den gleichen tatbestandlichen und rechtlichen Aufwand betreiben wie eine Kammer des LG mit drei Richtern, wenn es um 4,5 Mio geht. Auch in Ihrem RA-Büro wird man bei einem Streitwert von 150 € keine zig-Seiten Schriftsätze erstellen müssen (und wollen), wie sie normalerweise bei Prozessen um Mio-Beträge erforderlich sind, die auch meistens über drei Instanzen laufen.
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Wo es viel zu holen gibt, will der Staat einen entsprechenden Anteil vom Kuchen haben. Das ist bei Schenkungen, Lebensversicherungsauszahlungen und anderem genauso. Es ist eine politische Entscheidung, die dagegen angeht, dass ein Großteil des Vermögens sich auf die Top X Reichesten verteilt. Man will die Ärmeren schonen.
Privat gibt es auch dieses Prinzip. Beispielsweise richten sich Makler und Notare nach dem Immobilienwert. Die Arbeit wird immer ähnlich aufwendig sein.
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Das ist so wie bei den Wasserwerken auch. Je mehr Wasser abgenommen wird, so höher sind die Grundgebühren, bei uns.
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Gut, dann verbrauchst du aber auch mehr Wasser und die Wasserwerke müssen mehr Arbeit leisten für dich als Kunden. Bei der Erteilung eines Erbscheins ist der Arbeitsaufwand aber eigentlich unabhängig von der Höhe des Erbes.
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Welche Mehrarbeit sollte eine Verwaltung haben?
Fies finde ich, wenn bei 100 EUR Erbe 500 EUR für den Schein fällig wird. Aber 100 bei 500 passt ja noch.
Zu der Gegenfrage. Weil der Arbeitsaufwand unabhängig von der Leistung des Gerichts/Notars ist.
Bzgl. der Solidarität. Man zahlt schon mehr Steuern inkl. Erbschaftssteuer. Sonst könnte man das Ganze auch ins Extreme führen. An der Supermarktkasse kann sich dann der Preis des Apfels auch anhand der Lohnabrechnung orientieren. Das fände ich sogar solidarischer