Warum nutzen manche Menschen freiwillig Linux?
Es gibt durchaus benutzerfreundliche Linux-Distributionen. Die kann man installieren und sofort nutzen. Aber es gibt auch Distributionen wie ArchLinux, die einem nicht einmal bei der Installation helfen. Da muss man erst einmal 20 Befehle abtippen, damit das Betriebssystem installiert ist. Selbst der Erfinder von Linux, Linus Torvalds, zieht benutzerfreundliche Distributionen vor, wie er mal in einem Interview sagte, damit er seine Zeit für die wichtigeren Dinge nutzen kann.
Warum tun sich manche extra den Stress an und setzen irgendwelche Linux-Distributionen ein, die maximal benutzerunfreundlich sind? Wollen sie irgendwem damit etwas beweisen?
19 Antworten
Warum nutzen manche Menschen freiwillig Linux?
Ich war von Windows genervt und war von GNU/Linux begeistert, als ich es ausprobiert habe. Mit GNU/Linux bin ich produktiver und muss mich nicht ständig um irgendwelche Probleme mit dem System kümmern.
Aber es gibt auch Distributionen wie ArchLinux, die einem nicht einmal bei der Installation helfen. Da muss man erst einmal 20 Befehle abtippen, damit das Betriebssystem installiert ist.
Na, und? Dafür kann ich das System genau so einrichten, wie ich es haben möchte. Ich muss mich nicht mit Standardeinstellungen zufrieden geben. Außerdem ist Arch eine Rolling-Release-Distribution. Also kann man sich mal einen Abend Zeit nehmen, um das System aufzusetzen, und dann läuft es jahrelang ohne Probleme. Im Anschluss an die Installation ist das System nicht wirklich schwieriger zu bedienen als bspw. Debian.
Warum tun sich manche extra den Stress an und setzen irgendwelche Linux-Distributionen ein, die maximal benutzer unfreundlich sind?
Weil ich die Freiheit habe und Arch Linux nun mal am besten finde. Ich habe einige Distributionen ausprobiert und bin mit Arch bisher sehr zufrieden gewesen. Außerdem finde ich es auch gar nicht benutzerunfreundlich. Mal paar Beispiele:
- Ich bekomme sofort die neuesten Updates und muss das System im Prinzip nie neu installieren, weil es keine Major-Versionen gibt, sondern alles einfach fließend aktualisiert wird.
- Es gibt das AUR. Während man bei einigen anderen Distributionen Software, die es nicht in den offiziellen Paketquellen gibt, mühsam selbst kompilieren muss, gibt es im AUR so gut wie alles. Auch Updates können so problemlos gemanaged werden.
- Chroot ist dank arch-chroot sehr einfach.
Solche Systeme mögen auf den ersten Blick benutzerunfreundlich erscheinen, sind es jedoch bei weitem nicht, wenn man sich das nötige Wissen angeeignet hat.
Wollen sie irgendwem damit etwas beweisen?
Nein, es interessiert niemanden, welches System ich verwende.
Das Schöne an GNU/Linux ist, dass man die freie Wahl zwischen unzähligen Distributionen hat. Es gibt für alle etwas.
Das hängt ganz davon ab was man braucht.
"benutzerfreundlich" bedeutet vor allem, dass da viele Entscheidungen wie etwas eingerichtet wird bereits fest vorgegeben sind.
Das ist genau so wie warum man ein Haus selber planen und bauen will wenn es doch genügend fertig geplante und gebaute Häuser gibt die man einfach nur kaufen muss.
Wenn man ganz spezielle Wünsche und Anforderungen hat, dann stört "benutzerfreundlichkeit" immens. Das ist so als wenn man ein Haus "von der Stange" kauft nur um es komplett abzureißen und dann aus den Trümmern versucht sein Traumhaus zu bauen. Das geht, aber das kostet mehr und ist viel Aufwändiger.
Und genau das selbe ist bei Linux. Brauche ich was ganz bestimmtes, ist es leichter das alles von vorne herein richtig einzurichten als hinterher stundenlang aufwändig alles abzuändern.
Zum Beispiel der Steuerrechner meiner selbstgebauten CNC Fräse. Da kommt es auf Timing an, die Impulse für die Schrittmotoren müssen auf wenige 100ns genau im Computer generiert werden. Klatsche ich da was benutzerfreundliches drauf, kann ich damit wunderbar Videos gucken und Bürokram erledigen, aber die Fräse ordentlich ansteuern, das kann ich damit überhaupt nicht. Ich wüsste gar nicht wie ich anfangen sollte ein Ubuntu & Co für meine Zwecke "umzumurksen".
Also direkt ein Debian drauf mit Echtzeitkernel und dann nur genau das installieren was ich brauche!
3D treiber? Kosten nur Zeit und der hohe Datenverkehr zur Grafikkarte versaut mir das Motortiming.
Aufwändiger Schutz gegen Fehlfunktiuonen in der Hardware? Das blockiert mir den Zugriff auf die Schnittstellen an denen die Motoren hängen.
und vieles mehr.
Warum sollte sich ein Bauer eine Mercedes S-Klasse kaufen weil die viel bequemer zu bedienen ist als ein Traktor? Im Gegenteil, der Traktor ist richtig kompliziert in der Bedienung und Einrichtung, dafür kann der aber alles was ein Bauer so braucht. Mit der S-Klasse kriegt der ja noch nicht mal Ansatzweise was bewegt oder geladen.
Manche kochen gern, andere immer mal, wieder andere kaufen nur Fastfood.
Ich glaube, es geht nicht darum, jemanden anderen etwas zu beweisen... aber vielleicht manchmal sich selbst. Mit einem System wie Arch versteht man halt auch viel mehr von dem Betriebssystem, weil man sich mehr damit auseinander setzen muss. Schön an Linux ist ja, dass für jeden etwas dabei ist. Der eine mag Rolling Release, der andere Stable... der eine eine grafische Konfiguration, ein anderer über Konsole. Und die meiste Performance holt man z.B. mit Systemen heraus, die für deinen Prozessor kompiliert wurden (z.B. Gentoo). Und für manche Aufgaben eignen sich manche Systeme mehr, als andere. Auf einem embedded-Gerät mit wenig RAM möchte ich kein aufgeblähtes System haben...
Benutzerfreundlichkeit liegt auch im Auge des Betrachters. Ich hab einen Kumpel, der mit Scripten und GIT seine Arch-Installation soweit automatisiert hat, dass er in paar Minuten ein neues System aufsetzt und Backup-Konfigurationen einspielt. Das wird mit Klickibunti eher schwierig.
Manche sehen das Basteln an Linux auch als Hobby an... Ist nicht so viel anders, wie an einem alten Auto rumschrauben, während andere einfach ein Auto haben möchten, was stabil fährt.
Ich dagegen bevorzuge auch eher ein Longterm Stable Release.
Ich vermute mal, dass ein Grund dafür ist, dass man die benutzerunfreundlichen Distributionen, wo nur ein Basissystem installiert wird, verwendet, weil die sich komplett individuell anpassen lassen, ohne das System erst von unerwünschten Paketen befreien zu müssen.
Obwohl Viren in Bezug auf Linux keine große Rolle spielen, ist der Schutz bei seltenen Distributionen noch zusätzlich erhöht, weil kein Virenerschaffer macht sich die Mühe Viren für Distributionen zu erschaffen, die nur sehr wenige User auf der Welt überhaupt nutzen.
Ich finde Debian am besten.