Warum müssen nicht alle Dieselmotoren Vorglühen?
Besonders auf Lokomotiven gibt es viele Motoren ohne Glüheinrichtung wobei immer alle sagen mann braucht diese. Unsere LKM v10c hat einen Luftgekühlten 6 Zylinder Dieselmotor ohne Glüheinrichtung und sonstige Vorwärmeeinrichtungen und der spring ohne klopfen nach einer Sekunde auch bei Kälte an.
2 Antworten
Das hat mit der Konstruktion der Motoren und dem Wirkprinzip zu tun. Ein Dieselmotor verdichtet die Luft im Zylinder so schnell und so stark, dass diese so heiß wird, dass die Zündtemperatur des Kraftstoffes überschritten wird und dieser spontan verbrennt. Allerdings muss dazu der Kraftstoff selbst bis auf diese Temperatur angewärmt werden. Deshalb hat eine Dieselmotor eine Einspritzpumpe, die zusammen mit der geschickt geformten Einspritzdüse den Kraftstoff in kleine Tröpfchen zerstäubt, die sich durch die heiße Luft besser anwärmen lassen.
Beim Starten ist die Drehzahl und damit die Geschwindigkeit mit der verdichtet wird recht klein. Damit hat die Luft im Zylinder recht viel Zeit, sich an den kalten Zylinderwänden abzukühlen.
Wenn jetzt der Motor so gebaut ist, dass die Verdichtung deutlich höher ist, wird die Luft heißer, wenn jetzt in dem gleiche Motor der Kraftstoff nicht in eine Vorkammer bzw. Wirbelkammer, sondern direkt in den Brennraum eingespritzt wird, ist dazu eine Einspritzpumpe notwendig, die einen erheblich höheren Einspritzdruck erzeugen kann (1000bar statt 100bar) das sorgt dafür, dass die Tröpfchen kleiner werden. Diese kleineren Tröpfchen brauchen weniger Energie um heiß genug zu werden, um zu zünden. Das zusammen damit, das der Direkteinspritzer in die Mitte des Brennraums einspritzt, also genau dahin, wo die Luft am weitesten von den kalten Wänden entfernt ist, sorgt dafür das sich ein kleiner Teil des Kraftstoffes entzündet. Die Verbrennung setzt dann genug Wärme frei, um den Rest des Kraftstoffes zu entzünden.
Der Grund heißt also: Direkteinspritzer und hohe Kompression.
Funfact: bei Glühkerzenmotoren sitzt diese üblicherweise nicht im Brennzaum, wie eine Zündkerze beim Benziner, sondern in der Vorkammer und der Kraftstoff entzündet sich nicht von selbst an der heißen Luft, sondern an der glühenden Oberfläche der Glühkerze. Nachdem der Motor stabil läuft, kann die Heizung der Glühkerze abgeschaltet werden, da der Glühkörper durch die Verbrennung immer wieder nachgeheizt wird. Der Unterscheid zwischen einem Selbstzünder und einem Glühzünder ist hier fließend.
Der Lanz (nicht Land) Bulldog hatte einen Glühzündermotor, für eine Selbstzündung war die Kompression zu klein.
Als Glühzünder war es ein Allstoffmotor, der einfach mit allem was irgendwie brennbar war gefüttert werden konnte. Zündwilligkeit und Oktanzahl war absolut nebensächlich. Das Ding lief (und läuft) mehr oder weniger stark rußend mit Diesel, leichtem Heizöl, schwerem Heizöl, Petroleum, Rohöl, Superbenzin, Rizinus- Raps- oder Sonnenblumenöl, altem Frittenfett, Doppelkorn oder Rum, wenn es wenigstens 60% Alkohol hat, Nitromethanol, Farbverdünner oder Holzgas. Bei einigen dieser Brennstoffe sollte der Fahrer aber eine Atemschutzmaske tragen, und speziell bei Holzgas einen gute Lebensversicherung haben ;-)
...rein logisch betrachtet, dürfte eine höhere Verdichtung sowie eine feinere Zerstäubung des Diesels zu besserer Zündfähigkeit führen....
Ja ich kenne diese Diskussionen ob der Land Bulldog zum Beispiel nun ein Selbstzünder oder Fremdzünder ist