Warum lehnen wir Trinkgelder ab?
Mal eine Frage an alle Kollegen aus dem Rettungsdienst und der Feuerwehr: Es kommt hin und wieder ja mal vor, dass es Menschen gibt, die uns als Dankeschön, dass wir ihnen geholfen haben, ein Trinkgeld geben wollen. Warum müssen wir dieses eigentlich ablehnen?
7 Antworten
Also im Rettungsdienst darf man in der Regel sehr wohl Trinkgeld annehmen. Bei der Feuerwehr ist es was anderes, da es Beamte sind. Ebenso bei der Polizei, da man dort sicherstellen muss, dass nicht einmal der Verdacht entsteht, dass jemand bevorzugt behandelt werden könnte, nur weil er Trinkgeld gibt.
Im Rettungsdienst Trinkgeld anzunehmen ist aber auch so eine Sache: zum einen muss man beurteilen, ob der Geber in dem Moment überhaupt im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten ist. Beispielsweise Demenzpatienten können die Folgen ihres Handelns nicht unbedingt abschätzen. Da ist es dann am Personal, Trinkgeld abzulehnen.
Zum anderen muss die Höhe vom Trinkgeld auch angebracht sein. Man kann 100€ Trinkgeld nicht annehmen. Das ist zu viel zu viel. Zudem muss auch immer die finanzielle Lage eingeschätzt werden: von jemandem, der offensichtlich selber nichts hat, kann man einfach kein Trinkgeld annehmen. Da muss dann auch das Personal wieder ablehnen.
Trinkgeld annehmen birgt auch im Rettungsdienst leider immer eine gewisse Gefahr. Der Geber könnte behaupten, dass ihm das Geld gestohlen wurde. Dann steht es Aussage gegen Aussage. Zwar passiert dem Sanitäter nicht unbedingt was, aber wenn sowas häufiger vorkommt, wird es dann schon kritisch. Daher gibt es in manchen Abteilungen grundsätzlich die Anordnung, kein Trinkgeld anzunehmen.
In meiner Abteilung darf Trinkgeld angenommen werden, allerdings müssen wir selber darauf achten, dass es nicht zu viel ist und die Person auch weiß, was sie da tut. Üblicherweise wird Trinkgeld bis insgesamt 50€ angenommen, wenn die Situation passt.
Was im Rettungsdienst normal nicht erlaubt ist, ist Erbschaften anzunehmen. Man kann nicht einem bestimmten Sanitäter etwas vererben. Der ganzen Abteilung oder der Organisation schon.
Lehnen wir denn grundsätzlich "Trinkgelder" ab?
Zumindest die Freiwilligen Feuerwehren in Schleswig-Holstein führen (trotz fehlender Rechtspersönlichkeit) eine eigene Kasse zur Pflege der Kameradschaft, die sogenannte Kameradschaftskasse. Diese stellt seit einigen Jahren ein Sondervermögen der Gemeinde dar.
Und in eben diese Kasse fließen passive Beiträge oder eben auch das "Trinkgeld", was die Kameraden beispielsweise als Dank für einen Einsatz oder eben auch "einfach mal so" auf der Straße zugesteckt bekommen.
Hinsichtlich der Feuerwehr würde ich als Außenstehender mal spontan den Beamtenstatus einwerfen. Von einem Beamten erwarte ich absolute Unabhängigkeit gegenüber einer parteiischen Beeinflussung - da sind Trinkgelder oder Geschenke von nennenswertem Wert problematisch.
So weit ich weiß darf kein Verdacht aufkommen Rettungskräfte wären bestechlich und würden gegen ein Trinkgeld bessere Hilfe leisten.
Außerdem ist das Risiko hoch, dass die emotionale Lage ausgenutzt wird, immerhin ruft man die Rettungskräfte, weil eine Notsituation besteht und da neigt man ggf dazu mehr zu geben als es einem möglich wäre oder man könnte dazu überredet werden.
Um Korruption auszuschließen.