Warum gibt es so wenige Ausländer bei freiwilliger Feuerwehr?
Ich habe im Internet gelesen, dass der bundesweite Anteil von Ausländern bei den Feuerwehren bislang jedoch noch unter einem Prozent liegt. Auch ich als Ausländerin weiß, dass es im Ausländermilieau unüblich ist zu wünschen, freiwillige Feuerwehr beitreten zu wollen. Bin ich eher eine Ausnahme, weil ich mir wünsche, bei freiwilliger Feuerwehr angenommen zu werden und bei den Einsätzen zu sein, um so vielen Menschen wie möglich zu helfen? Etwas Neues zu lernen? Stärker zu werden? Woran liegt es, dass der Ausländeranteil bei freiwilliger Feuerwehr so niedrig ist?
Was meinen Sie denn mit Ausländeranteil bei der Freiwilligen Feuerwehr ?
Wie viele Ausländer sind bei freiwilliger Feuerwehr?
7 Antworten
Das ist eine sehr gute Frage. Zumal gerade die Dachverbände wie der Deutsche Feuerwehr Verband schon seit Jahren versuchen, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in die Feuerwehren zu bekommen.
Ich denke, es ist wie so oft ein Mix aus ganz verschiedenen Dingen, welche zu der (noch) sehr niedrigen Quote an Migranten bei den Feuerwehren sorgen. Ein paar Gedanken dazu:
- Das Feuerwehrwesen in Deutschland ist eine über Jahrhunderte hinweg gewachsene Struktur. Grundlegende Änderungen dort herbeizuführen, ist ein sehr, sehr langer Weg. Dasselbe ist es doch mit den Frauen... auch deren Anteil ist mit ca. 10% bei den Feuerwehren noch sehr gering. Unter anderem auch aus dem Grunde, weil es für eine Frau ggfs. eine Hürde darstellt, alleine und evtl. sogar als erste Frau überhaupt in eine Gruppe aus lauter Männern einzudringen. Das wird für alle folgenden Frauen deutlich einfacher, sobald es die erste erst einmal geschafft hat... und es ist für zwei oder drei Frauen häufig einfacher, einzutreten, als alleine.
- Deutschland ist weltweit das Land mit der größten Vereinskultur. Hier ist man über Jahrhunderte gewohnt, sich in allen Bereichen des Lebens, auch in der Freizeit, Gruppen anzuschließen. Schützenvereine, Fußballvereine, Skatvereine, Kegelvereine, Taubenzüchtervereine, Chöre und Musikgruppen, Berufsverbände, Arbeitnehmervereine, Arbeitgebervereine usw. - und es ist gelebte Praxis, sich in diesen Vereinen ehrenamtlich zu engagieren. Auch wenn die Feuerwehr kein Verein ist, so ist zumindest die Freiwillige Feuerwehr doch irgendwo vereinsnah organisiert und basiert ebenfalls auf ehrenamtliche Menschen. Und eben dieses Vereinswesen und ehrenamtliches Engagement kennt man in vielen anderen Ländern der Welt nicht und nicht in dieser Form.
- Gerade ein auf ehrenamtlichen Kräften basierendes Rettungssystem ist in vielen Ländern der Erde unvorstellbar bzw. auch gar nicht gewollt. In Griechenland hat man ja beispielsweise mal versucht, eine Freiwillige Feuerwehr aufzubauen - letztendlich wurde dieser Versuch dann vom Staat zunichte gemacht. In einigen Staaten ist die Feuerwehr der Polizei oder dem Militär angegliedert. Auch das alles sind Gründe, warum Migranten entweder keinen Bedarf sehen, sich in der Feuerwehr zu engagieren oder aber nicht einsehen, "kostenlos" staatliche Arbeit zu verrichten.
- Wenn Ausländer neu nach Deutschland kommen, dann haben die in den ersten Jahren mit Sicherheit auch tausend andere Dinge zu tun... sich eine neue Existenz aufzubauen, die Sprache und Kultur zu lernen, sich beruflich zu orientieren usw. - da ist dann oft keine Zeit für ein dauerhaftes und zeitintensives Hobby wie die Feuerwehr.
- Ich könnte mir auch vorstellen, dass Menschen, die ihr Heimatland verlassen haben, grundsätzlich vom Typ her weniger sesshaft und eher spontan sind, was ihren Wohnort anbetrifft. Ihnen fehlen auch die Wurzeln an einem Ort. Ich würde mich beispielsweise sehr schwer damit tun, meinen Wohnort zu verlassen, an dem ich geboren bin und wo meine Familie seit mehreren hundert Jahren zu Hause ist. Jemand, der neu hinzugezogen ist, der ist nicht so verwurzelt und zieht eher mal wieder um. Ein (häufiger) Umzug aber passt nicht zu einem Hobby wie der Feuerwehr, wo allein die Ausbildung mehrere Jahre lang geht.
- ...
Wie gesagt, alles nur Gedanken. Sicher gibt es noch ganz andere Gründe, mit denen sich das Phänomen erklären lässt.
... ich möchte den vorgenannten, möglichen Erklärungen, beipflichten und noch einen weiteren Punkt anfügen:
In unserer Wehr haben sich auch schon in den letzten Jahrzehnten mehrere ausländische Kameraden mit den unterschiedlichsten Motivationen angeschlossen. Einerseits um Anschluss an eine lokale Gruppe zu finden, andererseits um sich einen 'Kindheitstraum' zu erfüllen, der in ihrem Herkunftsland nicht möglich war.
Viele sind letztendlich daran gescheitert, daß neben der (Grund-)Ausbildung der Feuerwehr und dem eigentliche Einsatzdienst eben auch die Kameradschaft und der Gruppenanschluß proaktives Bemühen braucht und mehr als nur den Probenbesuch oder den Einsatzdienst.
In vielen Fällen fand sich keine Peergroup, die durch genügend Gemeinsamkeiten (wie z.B. das Trainieren für ein Leistungsabzeichen oder gemeinsamer 'Dienst-Sport') den Kameraden integrieren konnte. Auch war die Sprachbarriere, die Verwendung von vielen Feuerwehr-Fachbegriffen, die sich nicht im Grundsprachgebrauch finden, ein Hindernis im FW-Dienst und in der Gemeinschaft Fuß zu fassen.
So richtig beantworten kann das wohl niemand, denn die Antwort auf diese Frage suche ich selbst auch schon sehr lange.
Bei Flüchtlingen, besonders aus dem nahen Osten und Afrika gibt es Vermutungen, die sich zwar sicherlich durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit beseitigen lassen könnten, aber scheinbar ist hier das direkte Interesse der Verantwortlichen nicht gegeben. Hier wurde als Problem vom Vorsitzenden des Landesfeuerwehrverband Bayern mal benannt, das in den Ländern aus denen diese Menschen zu uns kommen die Feuerwehr Teil des Militärs ist und vor genau diesem wurde geflüchtet und deswegen herrscht bei diesen Leuten Skepsis uns gegenüber und diese müsste man eben erst abbauen.
Wir haben bei uns eine große Zahl an Deutschtürken, die auch schon in zweiter oder dritter Generation hier leben und hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen, in der Jugend ist das Interesse tatsächlich da, sich auch in der Jugendfeuerwehr zu engagieren, aber mit 15, 16 Jahren verliert man sie dann. Leider konnten wir selbst über die Jahre außer "ich habe keine Lust mehr" keine wirklichen Erkenntnisse erzielen warum sie sich dann von der Feuerwehr abgewandt haben.
Natürlich gibt es auch genügend Jugendliche ohne Migrationshintergrund, die in diesem Alter wieder aus der Jugendfeuerwehr austreten, Pupertät ist halt echt ein Teufelszeug, aber es ist schon ein auffälliger Anteil.
Schade eigentlich. Wenn ich freiwillige Feuerwehr beitreten könnte, wäre ich glücklich!
Das bleibt für mich auch ein Rätsel. Nur in meinem Fall ist es ein Pech (s. meine allererste Frage), das dafür verantwortlich ist, dass ich noch nicht freiwillige Feuerwehr beigetreten bin.
Naja deutsch sollten die schon können.
Damit sie den Feuerwehrkommandanten und seine Befehle verstehen.
Ich schätze aber, das da die Ausländer eher wenig interessiert sind.
Es gibt viele Ausländer, die deutsch gut sprechen, aber die Mehrheit ist komischerweise an Feuerwehr nicht interessiert.
Viele wissen nicht, dass es eine FF gibt. Könnten auch mehr Gründe sein, dass ist jetzt der einzige, den ich kenne.
LG