Warum keine Kredite im islam?

4 Antworten

Ich denke, dass die Überlegung, weshalb das Christentum und auch der Islam Zinsen nicht zulassen hat wahrscheinlich gar nicht so einen religiösen Hintergrund. Dieser ist sicher eher ökonomischer Natur.

(Interessanter Weise machen sich tatsächlich Leute Gedanken darüber, dass Selbstbefriedigung für einen Christen ja so schlimm ist, aber das Zinsen im Christentum eigentlich auch verboten sind, darüber macht sich keiner Gedanken, der sein Auto oder Haus finanziert und ein Konto bei der Bank hat. Aber ich schweife ab...)

Gehen wir doch mal das Problem Zins an.

Du bist die Bank und du hast 100 Goldstücke. Es kommen 10 Leute zu dir, die wollen einen Kredit a 10 Goldstücke von dir. Super, kannst du vergeben. Du gibst also diesen Leuten je einen Kredit zu 10 Goldstücken und verlangst als Zins z.B. in einem Jahr 11 Goldstücke zurück.

Du weißt jetzt schon, dass du im Prinzip 110 Goldstücke zurück bekommen solltest wenn alles gut läuft. Was jedoch unmöglich ist, da es nur 100 Goldstücke gibt.

Somit hast du gerade Geld geschöpft. Ohne neues auszugeben. Natürlich läuft es nicht überall gut. Tatsächlich werden am Ende ein paar viel mehr als 10 der Goldstücke besitzen, aber ein paar auch viel weniger.

Die mit den mehr geben natürlich die 11 Stücke zurück. Was ist mit denen die viel weniger haben. Die haben Schulden, und zwar welche, die sie nie begleichen können. Im Prinzip begeben die sich nicht nur in die Schuldenfalle, sondern auch in eine Abhängigkeit. Und da ist das Problem. Die Abhängigkeit.

Die Regelung aus der Religion versucht die Abhängigkeit zu verhindern durch ein Verbot.

Des weiteren haben Wirtschaftswissenschaftler sich auch darüber gedanken gemacht. Da hätten wir einmal Silvio Gesell. Ein Zeitzeuge des berühmten Keynes (Keynes hat übrigens nur in lobenden Worten von Gesells Überlegungen gesprochen).

Das was ich vorhin beschrieben habe ist ja ein Endloskreislauf. Die Bank oben gibt, was sie zurück erhalten hat wieder aus. Aber sie hat ja auch von den "nicht erfolgreichen" Schuldscheine erhalten. Diese vergibt sie ebenfalls als Kredite. So wird eine virtuelle Geldmenge immer mehr gesteigert.

So, aber natürlich muss das mit einem Wirtschaftswachstum einhergehen.

Man könnte ja meinen, wenn ich eine Firma habe und in jedem Jahr den gleichen Gewinn mache, dann könnte ich ja ein zufriedenes Leben führen. Mit Zinsen Pustekuchen! Nein, du musst jedes Jahr mehr gewinn machen um den selben Lebensstandard zu halten. Ohne Wachstum kannst du nicht auf dem selben Status bleiben.

Das es Zinsen gibt merkt man in der Inflation. Die Inflation hängt mit dem ganzen zusammen.

Geld ist dadurch losgelöst von Waren.

Waren nutzen sich ab und werden durch gebrauch und verschleiß weniger wert. Geld nicht. Das ist was Gesell festgestellt hat. Er hatte die Idee Geld einzuführen, dass sich ebenfalls sie eine Ware verhält. Aber Zinsen wären dann nicht mehr möglich und Darlehen würden Zinslos sein müssen. - Es ist jetzt zu kompliziert und zu lang näher darauf einzugehen. Man kann es ja nachlesen - Auf jeden Fall würde es ausreichen um nicht diesen ständigen Wachstum haben zu müssen.

Das Ding ist, dass wir schon häufiger an die Grenzen stoßen. Das meist ein Krieg alles soweit wieder auf Null setzt um wieder von vorn anzufangen, bevor wir bemerken, dass das jetzige System irgendwie nicht so klappt.

Und das Problem gab es ja schon, seit es das erste Geld überhaupt gibt. Klar, dass sich darüber die Bibel und der Koran Gedanken gemacht haben.

Kriege selbst werden finanziell auch teilweise nur durch die Existenz von Zinsen tragbar.

Also eigentlich ist das schlimmste was wir uns als Menschen vorstellen oft das was finanziert wird durch das Zinssystem, was aber auch dazu beiträgt, dass der große Crash nicht kommt, da es durch die Zerstörung eines Krieges wieder auf null gesetzt ist.

Das ist schon krass wenn man sich das überlegt.

Außerdem bekennen sich die beiden Religionen auch zu sowas wie was sozialem für Ihre Mitglieder. Und das Zinsverbot macht eigentlich schon Sinn. Menschlich, Sozial usw.

Ökonomisch lässt sich halt mit Zinsen eins machen. Dass man nicht für Geld arbeiten muss. Sondern man kann eben sein Geld arbeiten lassen.

Die Religionen waren aber der Meinung, dass man verdienen sollte indem man etwas leistet.

Zinsen bedeuten Verdienst ohne Leistung.

Klar, jeder von uns nutzt das aus. Aber es ist eben gegen den sozialen Gedanken. Denn je mehr du hast, desto höher der Verdienst.

Verstehst du?


SturmosStudios  04.09.2024, 15:36

Seid wann dürfen Christen keine Zinsen machen.

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Sindy00  04.09.2024, 16:43
@SturmosStudios

Das Christentum ist aus dem Judentum entstanden. Jesus war Jude. Damals war es verboten. Deshalb auch die Geschichten in der Bibel. Zur Info die einfachste Quelle, wenn du nach Christentum und Zinsen suchst: https://de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot#:~:text=Zinsverbot%20bezeichnet%20das%20im%20Alten,ganz%20aufgehoben.

"Dieses Verbot galt über lange Zeit auch im Christentum, wurde später jedoch abgeschwächt bzw. ganz aufgehoben."

Gibt sicher noch mehr Info, die findest du aber auch selbst

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Sindy00  04.09.2024, 16:52
@SturmosStudios

Nein, Jesus hat es nicht aufgehoben. Das wurde erst viel Später aufgehoben.

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Das Kreditverbot im Islam und früher auch Christentum gilt für den Gläubiger, der keine Zinsen nehmen darf.

Umgekehrt durfte man hier durchaus Geld aufnehmen, auch mit Zins. Die Juden waren damals zahlreicher hier, daher haben sie bis heute den Ruf, das am besten zu können.

Zinsen sind an sich nicht schlecht und auch mit realem Bezug. Ob ich mein Geld im Garten vergrabe oder damit in einen Laden investiere, macht 5 Jahre später einen großen Unterschied (So ich den gut führe). So entstehen Zinsen.

Bei Krediten ist der Zins der Preis für geliehenes Geld, der sich daran orientiert, ob man mehr bekommt, wenn man es woanders investiert.

Das "Islamic Banking" ist ein florierender Geschäftszweig, der eben Moslems erlaubt, genau diese Gewinne mitzunehmen. Moslems stellen ihr Geld zur Verfügung, bekommen eine Beteiligung an einer Firma und dafür nachher mehr Geld zurück. Also etwa das, was Aktien machen, aber mit bestimmten Auflagen.

Wer das für einen imaginären Freund so macht...

Das Zinsverbot im Islam gibt es wohl nur, weil der sich viel von den Frühchristen und Juden abgeschaut hat.

Das Zinsverbot hat einen tiefgründigen Sinn, das haben schon die Israeliten 1000 v.Chr. durchschaut.

Um die Dinge wirklich fundiert darzustellen, müßte man 10 A4-Seiten schreiben.

Mit Zinsen bereichert man sich am Leid anderer Menschen.

Früher bräuchte man Geld, um ein marodes Dach zu erneuern, damit die Familie sicher ist.

Wer ihnen dann Geld gibt und mehr zurückverlangt, bereichert sich an der Not der Familie.

Heute werden Kredite in der Regel für Luxus und Konsum abgeschlossen. Daher greift das Argument der "Bereicherung durch die Not Anderer" nicht mehr


Euphoreon1980  30.08.2024, 12:08

Was Du meinst, sind "Wucherzinsen". Wenn ich mein Geld jemandem leihe, kann ich es nicht in eigene Projekte stecken, die mir Geld einbringen. Das ist (realer, moralisch integrer) Zins. Wucherzins ist ein überhöhter Zins, der genau tut, was Du sagst. Daher ist es auch in Religionen und Gesellschaften verboten, die kein direktes Zinsverbot haben.

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CleverRemo  30.08.2024, 13:28
@Euphoreon1980

Es geht hier nicht um die aktuelle Rechtsprechung.

Mehr zurück zu verlangen als man jemandem leiht, ist Bereicherung.

Bedenke bitte, wenn die der Islam entstanden ist.

Heutzutage wird zwischen Wucherzinsen und "normalen" Zinsen unterschieden.

Früher waren Zinsen generell haram.

Juden waren die einzigen Menschen, die Zinsen auf verliehenes Geld forderten.

Daher war ihr Ruf auch lange Zeit sehr negativ.

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Euphoreon1980  30.08.2024, 23:35
@CleverRemo

Juden durften das aus ihrer Religion heraus direkt tun. Wer die etwas besser kennt, weiß aber nunmal, dass sie schon früh normale und Wucherzinsen unterschieden. In Speyer gab es sogar eine "Verordnung" des dortigen Rabbiners, niemals mehr als "den Zehnten" zu nehmen. Damit nicht 10% pro Jahr gemeint, sondern insgesamt nie mehr als 10% der geliehenen Summe.

Als der Islam erfunden wurde, hat das das Bankwesen eher auf dem Wechselrecht großer Kaufmannsdynastien gefußt. Auch da nahm man schon "Entgelte" dafür, einen solchen ohne Einlage zu bekommen. Das ist ja auch nichts anderes als ein Kredit.

Geld ist so beschaffen wie Arbeitskraft. Wenn man es in die Ecke legt, passiert nix. Wenn man investiert, schafft man Werte.

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