Zinsen im islam und Inflation?

3 Antworten

Salam 3alaikum sollte die Begrüßung sein, nicht Hallo. Das nur mal ein freundlicher Rat zu Beginn.

Auch hier steigt die Inflation dramatisch, wie in vielen anderen Ländern zur Zeit auch. Sogar in den USA ist es so und Menschen müssen unter immer schlechteren Bedingungen leben aus finanziellen Gründen.

Nein, die Lage der Türkei ist niemals schlimm, weil der Präsident keine Zinsen nimmt. Niemals! Was redest du? Es geht doch einem Land nicht schlecht, weil es ein Gesetz Allahs hält. Nein, Zinsen helfen den Menschen nicht. Haben sie noch nie. Sie helfen nur den Reichen, ihre Tasche noch voller zu machen. Ich glaube, du weißt gar nicht, was Zinsen wirklich bedeuten. Allah hat denen den Krieg angesagt, die Zinsen nehmen und auch geben!

Allah sagt im Koran sinngemäß, dass er die Lage eines Volkes nicht eher ändert, ehe sie das ändern, was in ihnen ist. Je weiter ein Land vom Islam entfernt ist und von den Gesetzen Allahs, desto weniger Erfolg wird es haben. Allah hat bestimmt nichts, was Unfug wäre. Allah weiß besser. Er kennt die ganze Weisheit hinter einem Verbot. Bist du schlauer als Allah? Allah stellt doch keine Regeln auf, um uns zu schützen, nicht, um uns zu schaden.

Hier mal einige Aspekte: (Übersetzung aus einer Seite von muslimlink.ca)

Der am häufigsten genannte Grund für das Zinsverbot ist, dass es ungerecht und repressiv sei. Es sind die Reichen, die Geld zu verleihen haben. Die Möglichkeit, Zinsen auf diese Kredite zu erheben, ermöglicht es ihnen, auf dem Rücken derer, die Geld brauchen, automatisch reicher zu werden.
Plato verurteilte diejenigen, die Zinsen auf Kredite verlangten, weil sie „ihren eigenen Stachel in jedes frische Opfer pflanzten, das ihnen eine Gelegenheit bietet, das Gift ihres Geldes zu injizieren; und während sie ihr Kapital durch Wucher vermehren, vermehren sie auch … die Armen ."
Aristoteles fügte den Argumenten seines Lehrers hinzu, dass es unnatürlich sei, Zinsen zu verlangen. Er argumentierte, dass der Zweck der Wirtschaft darin bestehe, physische Bedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft und Kleidung zu befriedigen. Die Produktion von Gütern zur Erfüllung dieser Anforderungen, wie Landwirtschaft und Manufaktur, war eine „natürliche“ Form des Geldverdienens. Während Geld verwendet wird, um Transaktionen zu erleichtern, produziert das Verleihen von Geld gegen Zinsen jedoch nichts, um wirkliche Bedürfnisse zu befriedigen.

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Die Probleme sind jedoch nicht nur persönlicher oder theoretischer Natur. Wenn wir uns die Geschichte der zinsbasierten Kreditvergabe ansehen, sehen wir, dass die Probleme, die sie in der Gesellschaft verursacht hat, weit verbreitet und real waren.
In Mesopotamien erhielten Bauern in finanzieller Not Kredite von wohlhabenden Kaufleuten gegen Sicherheiten. Wenn sie das Darlehen nicht mit Zinsen zurückzahlen könnten, würden die Sicherheiten zurückgenommen. Es würde mit Getreide, Schafen, Möbeln beginnen und dann zu Feldern, Häusern, Eigentum und sogar Familienmitgliedern oder dem Kreditnehmer selbst übergehen. Theoretisch könnten die Kreditnehmer die Sicherheiten zurückbekommen, sobald sie das Darlehen mit Zinsen zurückgezahlt haben, aber aus offensichtlichen Gründen wurde dies immer schwieriger, da ihnen Besitz, Eigentum, Familienmitglieder und sogar ihre eigene persönliche Freiheit genommen wurden.
In Jahren schlechter Ernten würden große Teile der Bauernschaft in Schuldenknappheit geraten und Familien würden auseinanderbrechen. Felder lagen verlassen da, als Bauern ihre Häuser aus Angst vor Pfändung verließen. Das Problem wurde so schwerwiegend, dass sumerische und babylonische Könige in Mesopotamien begannen, regelmäßig Schuldenamnestien oder „saubere Tafeln“ anzukündigen. Alle ausstehenden Verbraucherschulden würden für null und nichtig erklärt, alle Ländereien würden an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben und alle Schuldner durften zu ihren Familien zurückkehren.
Dieses Prinzip der reinen Weste ist mit der Ausrufung eines Jubiläums alle 50 Jahre sogar in der Bibel institutionalisiert. In einem Jubiläumsjahr sollte alles Eigentum an seinen ursprünglichen Besitzer zurückkehren, und diejenigen, die sich aus Armut heraus als Sklaven an ihre Brüder verkauft hatten, sollten ihre Freiheit wiedererlangen (3. Mose 25,10).
Wenn ein System die Tendenz hat, sich so regelmäßig in den Boden zu stürzen, dass ein periodisches Zurücksetzen in der Bibel institutionalisiert ist, muss man anfangen, die Grundlagen dahinter zu hinterfragen.

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Insbesondere bei einem gewerblichen Darlehen soll die Kreditvergabe auf Zins eine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung sein. Der Kreditnehmer erhält Kapital, das er in sein Unternehmen investieren kann, und wenn er seinen Gewinn erzielt hat, kann er den Kredit an den Kreditgeber zurückgeben und ihm auch einen Gewinn in Form von Zinsen geben.
Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn sich dieser Kreislauf von Verleihen und Zurückgeben mit Zinsen in einer Wirtschaft wiederholt, in der die Geldmenge festgelegt ist, so wie es wäre, wenn die Währung aus Gold oder Silber bestehen würde.
Solange die Kredite mit Zinsen zurückgezahlt werden, würden die Kreditgeber immer wohlhabender werden. Mit mehr Geld können sie mehr Kredite vergeben und ihr Vermögen noch schneller vermehren. Da sich jedoch immer mehr Reichtum in ihren Händen konzentriert, bleibt weniger übrig, um mit allen anderen zu zirkulieren. Kreditnehmer würden um einen schrumpfenden Währungspool konkurrieren, mit dem sie ihre Kredite zurückzahlen können. Irgendwann kommt ein Punkt, an dem einige Kreditnehmer trotz harter Arbeit und persönlicher Tugend mit ihrem Kredit in Verzug geraten, weil das Geld nicht da ist.
Aus dieser Perspektive scheint das Zinsproblem eine Frage der Mathematik zu sein. Je mehr eine Gruppe (die Kreditgeber) hat, desto weniger bleibt für alle anderen übrig. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Geldmenge fest ist.

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Auf der ganzen Welt verwenden wir heute jedoch kein Gold und Silber als Währung und wir haben keine feste Geldmenge. Heutige Währungen sind Fiat-Geld, was bedeutet, dass sie nicht durch irgendeine Ware gedeckt sind, sondern durch die Regierung, die sie ausgibt.
Die Zentralbank kontrolliert die Geldmenge in der Wirtschaft und zielt im Allgemeinen darauf ab, sie mit einer bestimmten Rate zu erhöhen (d. h. die Inflation bei etwa 2 % zu halten), um die Wirtschaft am Laufen zu halten und zu wachsen.
Dies scheint eine bessere Alternative zu sein als die Situation in Mesopotamien oder das mathematische Problem, dass Menschen mit Krediten in Verzug geraten, wenn es eine feste Geldmenge gibt. Aber was sind die Auswirkungen einer Geldmenge, die Jahr für Jahr wächst? Wir tun dies, um die Wirtschaft am Wachsen zu halten, aber ist es möglich, auf einem Planeten mit begrenzten physischen Ressourcen ein konstantes Wirtschaftswachstum zu haben? Könnte es sein, dass dieses Bedürfnis nach ständigem Wachstum die Quelle der Umweltprobleme ist, die wir heute sehen?
Wenn konstantes Wachstum ein Problem ist, was passiert, wenn wir dieses Wachstum stoppen? Wenn zum einen der Wert realer Waren und Dienstleistungen in der Wirtschaft nicht mit der Zunahme der Geldmenge Schritt hält, bekommen wir Inflation. Je mehr Geld der Wirtschaft hinzugefügt wird, desto weniger Wert hat es. Sie werden jedes Jahr feststellen, dass die Mieten steigen, Lebensmittel nur ein bisschen teurer sind und die Busfahrpreise steigen. Das neue Geld verwässert kontinuierlich den Wert des vorhandenen Geldes, wodurch die Preise steigen und Ihre Ersparnisse jedes Jahr weniger wert sind. Die Inflation wirkt wie eine versteckte Steuer auf jede Person, die Geld besitzt.
Wir sind in eine Situation geraten, in der entweder zu viele Menschen mit Krediten in Verzug geraten, eine Inflation, die den Wert von Ersparnissen untergräbt, oder ein konstantes Wachstum, das zu Umweltproblemen führt. Es wäre nicht schwer zu argumentieren, dass all dies gerade jetzt geschieht.
Seit den frühesten Aufzeichnungen über zinsbasierte Kredite vor 5000 Jahren in Mesopotamien hat sie Einzelpersonen, Familien und sogar Gesellschaften Probleme bereitet. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum es vom Islam, anderen Religionen und alten Philosophen so scharf verurteilt wurde. Wenn man sich die Mathematik, die Inflation und die Umwelt ansieht, hat etwas so scheinbar Gutes wie die Erzielung von Gewinn aus einem Darlehen sehr weitreichende Auswirkungen.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

hanschristian99  28.08.2022, 07:39
Es geht doch einem Land nicht schlecht, weil es ein Gesetz Allahs hält.

Natürlich geht es den islamischen Ländern, bei denen die Scharia wirklich angewendet wird, am schlechtesten.

Satan ist nach 2.Korinther 4.4 der Gott dieser Weltzeit und hat mit dem Islam diese Länder fest im Griff. 

WisperndesGras  28.08.2022, 12:06

@Germaghribiya: Eine Zinserhöhung hätte - im kapitalistischen Rahmen - zu Anfang noch der Inflation entgegengewirkt. Das heißt, den türkischen Menschen wäre es indirekt wohl etwas besser gegangen. Von so etwas hast du aber keine Ahnung, und es interessiert dich auch nicht. In deinem Kopf gibt es nur Allah, Allah und Allah. Höchstens noch Allah.

Ontario  14.08.2023, 11:59

Du magst aus deiner Sicht Recht haben. Doch unser System beruht eben auf ein zinsausgerichtetes bei Geldverleih.

Wenn man Geld verleiht, um anderen die Möglichkeit zu geben, sich etwas anzuschaffen oder zu investieren, dann ist es doch rechtens, dass man hierfür einen Gegenwert erhält und diesen nennt man Zins.

Schau doch mal, warum soviele Menschen aus islamischen Ländern zu uns kommen und hier arbeiten. Warum gibt es für diese Menschen im Heimatland nicht genug Arbeitsplätze um denen zu ersparen, ihr Heimatland zu verlassen ?

Das muss doch Gründe haben. Wenn meine Kinder eine Schule besuchen können, einen Beruf erlernen, ich ein gutes Einkommen habe, dann gibt es für mich keinen Anlass mein Land zu verlassen um irgendwo eine Arbeit zu finden die es mir ermöglicht meine Familie gut zu ernähren und meinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen.

Warum findet man diese Verhältnisse in islamischen Ländern so nicht vor ?

Da muss doch etwas schief laufen, sonst würden viele nicht ihr Heimatland verlassen. Hast du dir mal Gedanken über das. WARUM gemacht ?

Da helfen keine Hinweise aus Zeiten die hunderte von Jahren zurückliegen. Die füllen keine Suppentöpfe. Arbeit und Einkommen sind der Schlüssel und sonst nichts.

Zinsen in der heutigen Form gab es zu Zeiten als all diese Schriften erstellt wurden, noch nicht.

Man hat eher getauscht.

Würde man die Zinsen abschaffen, wäre wahrscheinlich keiner mehr bereit, Geld zu verleihen.

Wenn du ein Haus bauen willst, dir etwas anschaffen willst aber nicht genug Geld dafür hast, musst du dir Geld leihen. Die Bank leiht dir das Geld und will dafür Zinsen.

Banken leben auch von den Zinsen. Sie verleihen Geld, welches andere den Banken zur Verfügung stellen.

So ist unser System aufgebaut. Die Religion muss da aussen vor bleiben, sonst würde unser Wirtschaftssystem nicht funktionieren. Firmen arbeiten mit Banken zusammen. Brauchen Kredite um Investitionen tätigen zu können und damit Arbeitsplätze zu erhalten oder zu schaffen. Für die Kredite fallen eben Zinsen an.

Die Lage wird in der Türkei nicht so schlimm sein, nur weil Erdogan keine Zinsen nimmt.

Zinsen helfen nicht einem Menschen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin gläubiger Muslim der Ahlu Sunnah wa Jammah