Warum ist Latein keine lebendige Sprache mehr?

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Sprache ist ein lebendiges Gebilde. Wenn sie jedoch nicht mehr gesprochen wird, stirbt sie aus. Deshalb gibt es sie heute in der ursprünglichen Form nicht mehr, wohl aber einige auf Latein basierende Sprachen wie z.B. Italienisch oder das in Südtirol noch gesprochene Ladinisch.
Es gibt aber Lateinclubs, die Events veranstalten, wo nur Latein gesprochen wird. - Einfach, weil sie's gern sprechen. Vielleicht suchst du dir so einen Club.


apriket  21.08.2009, 18:54

Wie kannst du behaupten, dass Latein nicht mehr gesprochen wird? Selbst Ungebildete verwenden in ihrer Alltassprache, in der Konversation, ständig lateinische Ausdrücke. Computer ist z.B. so ein lateinisches Wort. Es bedeutet Rechner, von lat. computare = rechnen.

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DocChicago  22.08.2009, 09:08
@apriket

Latein als gesprochene Sprache ist ausgestorben. Dass sich zahlreiche Worte in anderen Sprachen aus Latein ableiten, ist allgemein bekannt. Das heißt aber nicht, dass Latein als Sprache eines Landes oder Volkes noch gesprochen wird.

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Es ist eine Sprache, die nirgends auf der Welt als Alltagssprache genutzt wird, hat sich einfach weiter entwickelt und es wurden andere Sprachen draus.

Alle Sprachen ändern sich ständig. Wir sprechen auch ein ganz anderes Deutsch als die Deutschen im Mittelalter oder die Menschen, die hier vor 1500 Jahren lebten.

Latein wurde über viele Jahrhunderte im römischen Reich gesprochen. Die Reichen und Vornehmen hielten lange am 'klassischen' Latein fest (das Latein, das zu Caesars Zeiten gesprochen wurde). Aber beim einfachen Volk veränderte sich die Sprache immer weiter, auch dadurch beeinflusst, dass viele einfache Soldaten eine Zeit lang in weit entfernten Gebieten des römischen Reiches lebten, wo die normalen Einwohner Latein nur als Fremdsprache kannten und lernten. Dadurch hat sich aber auch die Sprache der Soldaten verändert und wenn sie nach Rom zurück kamen, gingen diese fremden Anteile auch in ihre Sprach ein.

Um das Jahr 400 nach Christi war dann das Römische Reich endgültig untergegangen, weil es von germanischen Stämmen erobert wurde, die wieder ihre Sprache in die Sprache des Volkes einbrachten. So entstand langsam die Sprache italienisch (mit ganz vielen einzelnen Dialekten), die sich immer stärker vom klassischen Latein unterschied. So ein Vorgang dauert Jahrhunderte, aber eines Tages ist es vorbei mit der alten Sprache - dann lebt sie nicht mehr, sondern höchstens einige wenige Gebildete verstehen noch die alte Sprache.

Wir würden heute auch kaum noch einen Satz der althochdeutschen Sprache verstehen und auch nur bei genauem Hinhören einen Teil der mittelhochdeutschen Sprache.


Schlaueule99  13.01.2017, 21:07

Super Beitrag! (Genau das oder etwas ähnliches wollte ich auch gerade schreiben...)

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cadovius  21.08.2009, 23:31

Mir fiel gerade noch ein Beispiel ein dafür, wie wir selbst nachvollziehen können, wie sich die Sprache verändert: als ich ein Kind war, sprach man das Wort 'Spaß' noch mit langen 'a', weshalb es heute auch mit 'ß' am Ende und nicht mit'ss' geschrieben wird, jedenfalls in Deutschland. Heute sprechen es aber die meisten Menschen mit einem kurzen 'a' (wie in Klaps) - und eines Tages wird es ganz in Vergessenheit geraten, dass es mal ein langes a hatte und man wird die Rechtschreibung anpassen auf ein Wortende mit Doppel-s. Dagegen werden sich wieder einige ein paar Jahre wehren, aber das hat keinen Zweck, denn die Sprache ändert sich immer weiter.

So ist längst aus der Erinnerung verschwunden, dass das Wort 'Frau' im Mittelalter 'fro' hieß und 'Herr' bedeutete - genauso ist das klassische Latein einfach im Laufe der Jahrhunderte so weit verändert worden, dass es irgendwann aus der Alltagssprache der Menschen völlig verschwunden war.

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Latein wurde nicht in "Italien" gesprochen (das gab es damals noch lange nicht), sondern im Römischen Reich. Und dieses hat mit dem heutigen Italien ziemlich wenig zu tun, außer dass Rom in beiden Fällen der Sitz der Regierung war. Latein ist auch nicht von einem Tag auf den anderen ausgestorben, über Jahrhunderte hat sich das so genannte Vulgärlatein (welches das einfache Volk sprach, da Hochlatein nicht gerade einfach ist) als eigene Sprache herausgebildet, woraus wieder über Jahrhunderte und nach dem Untergang des Römischen Reiches italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, usw wurden. Ok ganz so einfach wie ich es jetzt erklärt habe war es nicht, aber sonst würd ich hier 2 Stunden schreiben. Ähnlich wäre die Frage: warum spricht man bei uns kein keltisch mehr?


susi24 
Beitragsersteller
 21.08.2009, 18:38

Ja, da hast Du wohl recht, aber Latein wird heute als Schulfach unterrichtet, keltisch nicht!

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Emulgator01  21.08.2009, 18:43
@susi24

Das hat den einfachen Grund, dass Latein einflussreicher war und maßgeblicher für die weitere linguistische Geschichte. Außerdem ist es besser dokumentiert ;)

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apriket  21.08.2009, 18:48
@susi24

Das liegt daran, dass Latein internationale Wissenschaftssprache ist (z.B. Mediziner in aller Welt verstehen die lateinischen Fachbegriffe), als Kichensprache (Kirchenlatein) über Jahrhunderte in Gebrauch war und ist, und auch in der Verwaltung (offiziell, munizipal etc.) und im Rechtswesen seit jeher verwendet wird (corpus delicti, in dubio pro reo usw.). Das alles trifft auf Keltisch natürlich nicht zu. Noch im 19. Jahrhundert mussten Wissenschaftliche Arbeiten in Latein verfasst werden.

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Im Vatikanstaat und in der Kurie ist es noch Umgangssprache. Falls du da Ambitionen hast. Außerdem wurde dann Schullatein im alltäglichen Sprachgebrauch eher nicht verwendet. Das Volk sprach "Vulgärlatein", aus denen sich auch die romanischen Sprachen entwickelt haben - soweit ich weiß.


Spezle  21.08.2009, 18:28

das nicht dann (Schullatein)

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