Warum finden die meisten Menschen,daß Latein eine tote Sprache ist?

29 Antworten

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Eine tote Sprache ist per Definition eine Sprache, die derzeit nicht mehr gesprochen wird.

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Aber ich weigere mich dennoch, diesen Ausdruck zu verwenden, denn wer auch nur ein bisschen Allgemeinbildung hat, weiß, dass unglaublich viele deutsche Wörter aus Fremdsprachen, speziell aus dem Lateinischen und Altgriechischen stammen. Die Nachwirkung von solchen toten Sprachen ist also immens, daher sind sie für mich nicht tot. ;-)

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Grob geschätzt ist in einem wissenschaftlichen Aufsatz jedes dritte Wort nicht deutschen Ursprungs. ^^


LatinumVivum  12.10.2011, 02:36

Deine Definition trifft aber auf Latein garnet zu:

Siehe z.B.: http://www.circulus.fr/

Und des is noch lang net alles! Siehe auch meine AW hier....

Herzliche Grüße aus dem lateinisch-sprachigem Internet :-),

LatīnumVīvum


Nōn mortuast Latīna lingua - īnstitūtiō "moderna" mortiferast! * Die Lateinische Sprache ist nicht tot - Der "moderne" Unterricht ist tödlich!

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Nathanael 
Beitragsersteller
 31.07.2010, 17:03

Danke, für deine hilfreiche Antwort!!!!!LG

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Draschomat  31.07.2010, 20:56
@Nathanael

Ich danke auch!

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Falls dich ein paar Beispiele interessieren:

Deutsche Fremdwörter aus dem Lateinischen:

Deodorant, Dom, irritieren, Kommune, Kongruenz, Korruption, krass, Lektüre, Lokal, Metall, mischen, Mix, Nektar, Pest, Ruine, Sack, Straße, ...

Aus dem Englischen gibt es noch viel mehr:

accident, acquire, delete, impure, inapt, incidence, insight, library, persecute, prosper, provide, ...

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Deutsche Fremdwörter aus dem Altgriechischen:

Anthropologie, Astronaut, Bibliothek, Gynäkologe, Halma, Idiot, Komet, Kosmologie, Ozean, Pause, Philosophie, Senf, Telefon, Theke, Therapie, ...

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Kurzum: Es wirklich erstaunlich, wie viele Wörter man sich problemlos in modernen Sprachen wie Deutsch, aber auch in Französisch, Italienisch, Spanisch und vor allem in Englisch herleiten kann, wenn man Latein und Altgriechisch beherrscht.

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Tot nennt man sie, weil sie nicht mehr im Sprachgebrauch ist. Ich finde Latein auch klasse, weil darauf viele andere Sprachen aufbauen. Wer gut in Deutsch ist, wird mit Latein keine großen Probleme haben dürfen. Vor allen Dingen ist Latein für viele Studiengänge Voraussetzung.


LatinumVivum  12.10.2011, 04:02

weil sie nicht mehr im Sprachgebrauch ist

In meinem - und nicht nur meinem! - Sprachgebrauch ist sie jedenfalls doch - unsere Welt mag winzig sein (Schätzungszahlen unter meiner AW "Eine späte Ergänzung...") - lebendig ist sie aber doch: im oben verlinkten GrexLatineLoquentium geht es um alle möglichen aktuellen Themen, aber außerdem auch um neue Wörter und die alte Frage: "Was ist gutes Latein?" bzw. "Was ist überhaupt noch Latein?" - und zwar auf Latein!

"Latein ist tot!" ist eine Legende, die sich aus einem verknöcherten Unterricht speist, in dem lebendiger Sprachgebrauch gar nicht mehr gewünscht ist (jedenfalls von Lehrerseite - von der Schülerseite sieht das zumin. am Anfang oft ganz anders aus!), bzw. die auch von Nationalsprachen-Aktivisten seit Ende des 18. Jahrhunderts (Frankreich!) gezielt gestreut wurde um die jeweilige Nationalsprache über die gemeinsame europäische Sprache Latein zu erheben! Was uns der Nationalismus brachte bzw, was er als Exportgut z.B. in der Türkei heute immer noch bringt, wissen wir ja - Nationalsprachen sind wie Latein selbst immer auch Konstrukte gewesen mit denen ein "Volk", eine "Nation" erst geschaffen wurde! - Ich habe nichts gegen diese Konstrukte - ich schreibe schließlich in einem von ihnen! - aber eloquente Mehrsprachigkeit und damit der Zugang zu anderen Denkweisen und -möglichkeiten ist kein Ding der Unmöglichkeit - außer vielleicht im blöd-machenden Burn-Out-verursachenden bayrischen G8...

Kurzum: was spricht gegen die "Sprache ohne Volk" (Italiener und andere Romanesken lernen sie übrigens nicht unbedingt leichter: oft bilden sie sich das ein und gehen den Bedeutungsverschiebungen auf den Leim: "homo" heißt eben nicht automatisch auch "vir" wie "uomo, hombre, homme")? Mit der oben erwähnten Methode ließe sich nämlich ein echter Zugang zu den Texten aus über 2000 Jahren schaffen - und die Möglichkeit zur Schaffung neuer Texte, oder einfach nur zu Quatschen auf Latein :-) - ich find's toll mit einem Amerikaner, wie er sagt, gleichberechtig kommunizieren zu können, während wir einander in der jeweiligen Muttersprache immer über- bzw. unterlegen wären :-) !

Mal ganz ehrlich: was den meisten Lateinlernenden angetan wird, ist für die meisten wirklich überflüssig und macht sie schlicht unglücklich - Lateinsprechen macht einfach bock: da ist Gefühl drin, Leidenschaft, präziser oder auch mal lockerer Ausdrück: Latein ist nämlich mehr als nur Cicero und Caesor(sic - ein Schlächter war er nämlich - seine Sprache ist militarisch!): das ist genauso Petrons Satyricon, Apuleius Goldener Esel, Vergils Bucolica (kann verdammt politisch sein!) - das ganze Mittelalter ist für mich sogar noch größtenteils unerforscht. Anstatt immer nur neu "Cicerones" sein zu wollen und die anderen für ihr schlichtes oder einfach nicht "klassisches" Latein zu verachten hätten manche "Humanisten" lieber Toleranz zeigen können - vielleicht wäre unsere Welt heute dann auch generell weniger "vernormt", und Latein in einem weiteren Gebrauch als es heute ist...

Ein weiterer Grund für den Niedergang der lingua Latina war eben auch die Anmaßung "richtiges Latein" bestimmen zu wollen und mit Cicero eine Latte anzulegen die zumindest um 1500 nur mit sehr großem Übungsaufwand zu erreichen war - wer hat denn schon groß Lust auf Latein zu schreiben mit der Angst das irgendein Oberhumanist den Zeigefinger erhebt und das Ergebnis für "unklassisch" erkärt, den Schreibenden Menschen auch noch verspottet und beschimpft - sehr schöner Humanismus: wer (sprach-)gebildet ist, hat Anrecht auf die Bezeichnung "Mensch" - was ist mit dem Hilfsgärtner? "profanum vulgus" "unheiliger Pöbel" - das grenzt ja an "Sprachfaschismus"! (Sowieso Käse, die ganze "Menscherei" - als ob Tiere Pflanzen etc. keine Würde d.h. keinen Wert an und für sich hätten!)

eine Abschweifung: das lag mir auf dem Herzen, puuuh...

Mal sehen was hier noch so alles steht...

Alles Liebe,

LatīnumVīvum


Nam vīvit lingua Latīna!

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Nathanael 
Beitragsersteller
 30.07.2010, 20:42

Danke, für deine Antwort,LG

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Latein ist toll. Die Kultur der Römer ist hochinteressant und auf der philosophischen Ebene betrachtet, haben sich die Menschen damals sehr sinnvoll über viele Sachen Gedanken gemacht und auch Themen angeschnitten, die heute noch hochaktuell sind. Als Beispiel könnte man die epistualae morales ad Lucilium heranziehen, wo es unter anderem über den Zeitverlust als solchen geht und dass Zeit auf verschiedene Arten und Weisen entrissen wird. Andererseits hilft Latein immer wieder: Die deutsche Grammatik ist ein solches Beispiel. Oder nur selten können Leute die kein Latein gelernt haben korrekt Pluralformen nennen. Nomen => Nomina oder aus dem griechischen abgeleitet: Sg. Psychopharmakon, nein der der Plural ist nicht psychopharmakons, sondern Psychopharmaka.

Zum Schluss: Latein ist der erste Schritt für den kulturell aufgeschlossenen, menschlichen Feingeist.

Tote Sprache bedeutet schlicht und einfach das die Sprache von keinem Menschen mehr als Muttersprache gesprochen wird. Latein ist also eine tote Sprache, der Grund warum viele Menschen sie wahrscheinlich nicht mögen ist, dass sie recht schwer zu lernen ist, den meisten im stursten Alter in der Schule eingetrichtert wird und man sie, anders wie z.B. Französisch, nicht einmal auf eienr Sprachreise lernen kann.

Ich muss dir allerdings zustimmen das es sehr unhöflich ist wenn Menschen die Interessen anderer Personen so abwertig behandeln nur weil es nicht ihre Interessen sind.


LatinumVivum  12.10.2011, 02:47

Warum ist sie dann "tot" - was heißt das? Ich kann sie doch immer noch lebendig gebrauchen, sie dabei verändern, durch neue Wörter und Ausdrucksweisen - und trotzdem die Grundgrammatik gleich lassen - "lebt" nur, was sich ganz und gar verändert? Ich kann immerhin meine "lebendigen" Gefühle und Gedanken auf Latein ausdrücken - und zwar ohne zu übersetzen! - reicht das nicht?

Die derzeitige Schulmethode(gerade mal 150Jahre alt! - Latein als Nur-Zweitsprache gibt es schon etwa 1500 Jahre!) ist eben was für Mathetalente - als ob Vokabel- und Grammatikpauken viel mit Sprache Können und Verstehen zu tun hätte - das ist vielleicht manchmal als Ergänzung, zum Nachschauen ganz gut(dazu waren die Tabellen früher da!) aber als alleiniger Weg völliger Quark - für die meisten ungeeignet todlangweilig...

LatīnumVīvum


Nōn mortuast Latīna lingua - īnstitūtiō "moderna" mortiferast! * Die Lateinische Sprache ist nicht tot - Der "moderne" Unterricht ist tödlich!

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Kein Mensch der Welt spricht halt mehr Latein. Ich habe gerade mein Latinum gemacht, und dachte mir die letzten 6 Jahre: Wozu muss ich den ganzen Kram lernen, wenn eh schon alle Texte übersetzt sind und man im Zweifelsfall alles irgendwo im Internet/Bibliotheken nachschlagen kann?

Es kommt halt einfach weder was neues dazu, noch ist es im Alltag bewusst irgendwo einsetztbar. Das es trozdem Leute wie dich gibt, ist trotzdem notwendig, weil das verständtniss von antiken Sprachen zZ auch immer wieder immer wichtiger wird, um die Entwicklung der modernen Sprachen vorauszusagen (Bsp: wie beschreibt man einen Ort, an dem Atommüll gelagert wird, damit auch die Menschen in 2000 Jahren darüber informiert sind?)

Du wirst dich damit abfinden, das Latein einfach eine Tote Sprache ist, und die meisten Leute den Wert eines Latein studierenden nicht erkennen.

Aber sobald du einen guten Job damit erwischt hast, ist wieder alles anders ;)


LatinumVivum  12.10.2011, 04:30

Kein Mensch der Welt spricht halt mehr Latein.

Käse! Nam ego paene cotidie Latine loquor vel saltim scribo! Et haec, quae nunc scribo, e manu fluunt neque in mente vertuntur priusquam scribuntur!

Übersetzung: "Denn ich spreche oder schreibe zumindest fast jeden Tag auf Latein! Und das hier, was ich jetzt schreibe, fließt mir von der Hand und wird nicht im Kopf übersetzt bevor es geschrieben wird!"

Wozu das lernen? Weil jede Übersetzung zugleich eine Interpretation des Textes ist - jede Zeit hat ihre Denkweise, liest in den Texten was sie erkennen kann - Übersetzung veralten schlichtweg irgendwann, bzw, werden unlesbar, wenn sich zum Beispiel die deutsche Sprache weiterentwickelt: das Deutsch der beiden Georges-Bände (D-L! 1910! und L-D 1913 http://www.zeno.org/Georges-1910 bzw. -1913 ) ist ganz schön weit weg von unserem heutigen Deutsch, nicht so in der Grammatik - aber im Ausdruck, in der Denkweise: das war eine andere Welt!

Es kommt halt einfach weder was neues dazu, noch ist es im Alltag bewusst irgendwo einsetztbar.

Abermals Käse: Siehe meine AW weiter unten - wäre dieser sprach- und freude-abtötende Unterricht nicht so wie er ist - wir könnten Latein sehr viel öfter anwenden, nicht nur im Internet und in klein Sprechzirkeln! Für mich ist aktiver, bewusster Latein-Gebrauch wie gesagt Alltag!

Du wirst dich damit abfinden, das Latein einfach eine Tote Sprache ist

Das brauchst du nicht, Nathanael - weil es einfach nicht stimmt! Wir leben damit, haben unsere Freude daran, die tausenden sogenannten "Latein"-Schülern vorenthalten wird! Mit der Begründung, es schule ihr "formales, logisches Denken" - das mag ja sein, aber um den Preis des Hasses??? Ich glaube das beides möglich sein wird!

Macht es gut,

LatīnumVīvum


Nam vīvit lingua Latīna!

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leseratte14  23.09.2010, 17:37

Der Papst spricht manchmal Latein xD

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