Warum ist Kausalität ein Begriff a priori (Kant)?

4 Antworten

Eine Kausalität ist ein ursache-wirkungs-zusammenhang, a priori heisst im voraus. Ich deute das so: wenn ich a) tue wird b) eintreten das weiss ich im voraus, zb Mord und schlechtes Gewissen, Mord und Bestrafung oder Sonderfall Mord und keine Bestrafung zur Erzeugung eben eines nicht vorhandenen schlechten Gewissens


emma4834 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 12:42

aber wie kann das a priori sein? ich weiß doch nicht immer, was für wirkungen meine handlungen haben werden

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Patrickhennes  07.10.2021, 21:26
@emma4834

Natürlich nicht, du kannst aber Mal den Begriff anthropologisches Naturrecht inhaltlich recherchieren. Bei manchen Handlungen musst du im voraus wissen dir wird keine gute Gesinnung zukommem. Hast du schon Mal jmd gesehen den du geschlagen hast, der daraufhin entschieden hat , "ach was soll das mit der Rache ich schlage lieber mich selber" als ein beispiel

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Kausalitaet?

Wenn sich plötzlich die Bewegung eines Objektes ändert, fragt man sich unwillkürlich nach der Ursache für diese Veränderung. Jedes Geschehen hat eine Ursache, so wird unwillkürlich angenommen, und dieses Kausalitätsprinzip ist die Motivation der Naturwissenschaft, nach Erklärungen für die Vorgänge in unserer Welt zu suchen. In der Geschichte der Philosophie tritt das Kausalitätsprinzip ausdrücklich formuliert zuerst bei Demokrit auf, und auch für Aristoteles, der von der causa efficiens (Wirkursache) spricht, wird alles, was bewegt wird, notwendig von etwas anderem bewegt. In der Neuzeit hat Leibniz den Satz vom zureichenden Grunde als einen Hauptsatz aller Erkenntnis und Wissenschaft aufgestellt: Nichts ist ohne Grund, warum es sei. Dies haben zu allen Zeiten viele Philosophen geglaubt, und in der Neuzeit war dies die Grundeinstellung der Naturwissenschaft bis zur Entdeckung der QM, in der auch der Zufall eine maßgebende Rolle zu spielen scheint.

In der Naturwissenschaft untersucht man kausale Zusammenhänge auf experimentelle Weise, indem man alle Variablen eines Systems kontrolliert und man dann eine oder einige wenige der Variablen systematisch variiert, um zu sehen, was daraufhin mit den anderen Variablen passiert. Führt die Veränderung einer Variable zu einer bestimmten Änderung einer anderen, so wird ein kausaler Zusammenhang vermutet. Dass eine bestimmte Zustandsveränderung immer zu bestimmten anderen Veränderungen führt, gilt als das methodologische Kriterium für das Vorliegen von Kausalität. Dies führt dann unmittelbar zu der Frage, wie diese Kausalbeziehung ontologisch realisiert ist, was ein jahrhundertealtes philosophisches Grundproblem ist.

In der Physik ist heute die ontologische Natur der Kausalität dermaßen ungewiss, dass Physiker diesen Begriff nur selten und dann meist in einem anderen Sinn benutzen (zeitliche Abfolge von Ereignissen). Am naheliegendsten ist natürlich, die Kausalbeziehung durch das Wirken von physikalischen Kräften zu erklären. Ein Stein fällt nach Newton deshalb zu Boden, weil sich Erde und Stein durch die Gravitationskraft anziehen. Laut Einsteins Gravitationstheorie lenkt die Struktur der Raumzeit die Bewegung des Steines. In den heutigen Elementarteilchentheorien werden alle Wechselwirkungen – mit Ausnahme der Gravitation, für die eine quantenmechanische Formulierung noch gesucht wird – quantenfeldtheoretisch durch den Austausch von Feldquanten bzw. Eichbosonen (Photonen, Gluonen etc.) beschrieben. Danach wirken Kräfte, welche zur Kausalcharakterisierung herangezogen werden könnten, durch den Austausch von kleinsten "Teilchen" bzw. Feldquanten. Da aber die realistische Interpretation der QM bzw. QFT noch ein großes Problem ist (s. Arendes 1992), da man sich also darüber uneins ist, was zwischen zwei Beobachtungen von physikalischen Messwerten realistisch geschieht, wird an dieser Stelle besonders deutlich, dass die Physik die Kausalbeziehung zur Zeit nicht befriedigend erklären kann.

Beim Billiardspiel stößt man mit einem Stock eine Kugel an, diese rollt daraufhin über den Tisch, trifft auf eine andere, noch ruhende Kugel, welche sich daraufhin in Bewegung setzt. Das Auftreffen der ersten Kugel auf die zweite ist die Ursache für die Bewegung der zweiten. Auf diese Weise stellt sich wohl manch einer intuitiv die Kausalbeziehung vor; zumindest im gerade überwundenen atomistischen Weltbild der Physik war dies vermutlich die Prototyp-Vorstellung von der Kausalbeziehung. Wie kann man aber beim heutigen Stand der Wissenschaft die Kausalität ontologisch erklären? Vergleichen wir noch einmal die Welt mit einem Computer, so lässt sich unser Billiardspiel folgendermaßen beschreiben. Auf dem Computer-Bildschirm ist ein Billiardtisch samt Spieler abgebildet. Eine Kugel wird wieder angestoßen, sie rollt über den auf dem Bildschirm abgebildeten Billiardtisch, stößt auf eine andere Kugel, die sich daraufhin in Bewegung setzt. Kann man nun behaupten, das Auftreffen der ersten Kugel auf die zweite sei die kausale Ursache für die Bewegung der zweiten? Doch wohl nicht, denn dies ist lediglich eine Scheinkausalität, weil die wirkliche Ursache in den Informationsverarbeitungsprozessen im Rechner liegt. Wenn aber die Welt tatsächlich in einigen Eigenschaften mit einem Computer vergleichbar wäre, wäre dann nicht auch beim realen Billiardspiel das Auftreffen der ersten Kugel auf die zweite nur eine Scheinkausalität, und läge dann nicht die wirkliche Ursache für die Bewegung der zweiten im Äther verborgen? Nach der hier vertretenen Weltauffassung sollten die Ursachen für alle realen Vorgänge im Äther bzw. Vakuum liegen. aus: Selbstorganisation der Materie > „ICH“ - Grundzüge der wissenschaftlichen Weltauffassung - Dr. Lothar Arendes - 1999

Mit Kausaltät ist einfach das Konzept gemeint, wonach eine Ursache immer eine Wirkung hat und umgekehrt. So ist jedenfalls unser Weltbild.

Du siehst einen Ball auf der Straße. Der muss ja irgendwie dahin gekommen sein. Anders kann man es nicht denken. Deswegen Idee a priori

In der Philosophie bedeutet a prori, dass etwas von der Erfahrung oder Wahrnehmung unabhängig ist und aus der Vernunft durch logisches Schließen gewonnen werden kann. Genau dies trifft laut Kant auf die Kausalität zu.


emma4834 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 15:32

aber wie kann ich denn beispielsweise sagen "weil ich mir in den finger geschnitten habe, blute ich" ohne diese erfahrung gemacht zu haben?

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psychonautik  07.10.2021, 15:57
@emma4834

Das kann man nicht (zumindest nicht immer) und war auch überhaupt nicht meine Aussage. Kant behauptet, die Tatsache dass es überhaupt so etwas gibt wie Kausalität ließe sich unabhängig von unserer Erfahrung und aus reiner Vernunft ableiten.

Und eben nicht, wie du es dargestellt hast, ganz bestimmte kausale Zusammenhänge, sondern die bloße Tatsache dass Kausalität existiert.

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emma4834 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 18:57
@psychonautik Ja schon aber kannst du mir vielleicht auch diese Frage erklären: Wie kann Anschauung des Gegenstandes vor dem Gegenstande selbst vorhergehen?
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Patrickhennes  07.10.2021, 21:34
@emma4834

Das ist ein Beispiel für ein a posteriori Ereignis. Wenn das einmal geschehen ist, tritt das immer wieder auf diese Erwartung, zu unterscheiden in physische Phänomene und psychologische Phänomene. Stell dir ein Zugführer vor der jmd auf den Gleisen überfuhr alles gab um zu bremsen aber es fehlten ein paar Meter Bremsweg, der Zugführer wird durch diese a posteriori Erfahrung, falls er gewissenhaft war, nie wieder unangespannt seinen Job ausführen können, das ist so belastend und energiekostend, dass er Jobwechseln müsste.

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