Warum ist die Meinung der sogenannten „Leitenden Körperschaft“ für jeden Zeugen Jehovas bindend – obwohl sie selbst sagen, dass sie „nicht inspiriert“ ist?
Schon seltsam: Die „Leitende Körperschaft“ behauptet, sie sei nicht inspiriert und auch nicht unfehlbar– aber wehe, man widerspricht ihr. Dann gilt man plötzlich als untreu gegenüber Gott. Wie passt das zusammen?
3 Antworten
Die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas ist ein nahezu perfektes Machtsystem, spirituell, organisatorisch und sogar wirtschaftlich. Sie behauptet selbst, nicht inspiriert zu sein, also nicht unfehlbar. Dennoch ist ihre Meinung für alle Zeugen bindend. Widerspruch? Unerwünscht. Zweifel? Gefährlich und führen zum Ausschluss aus der Gemeinschaft.
Sie sehen sich selbst als den „treuen und verständigen Sklaven“, also als exklusiven Kanal Gottes auf Erden, eingesetzt von Jesus, um „geistige Speise zur rechten Zeit“ zu liefern. Alle Auslegungen der Bibel, alle Regeln, jede Veröffentlichung, jede Entscheidung über Ämter, Finanzen oder Kongresse, alles läuft über diese Herren. Kein Spielraum, keine Diskussion. Absolute Kontrolle über die gesamten Zeugen Jehovas.
Man darf gar nicht mehr selbst denken. Eigene Überzeugungen? „Private Ideen“ gelten als Zeichen geistiger Unreife. Kritik ist gleich Rebellion gegen Gott selbst. Und damit sitzt die Organisation in einer gefährlichen Position: Sie beansprucht göttliche Autorität, aber ohne die Verantwortung eines göttlichen Maßstabs. Ein System, das sich nach außen als liebevoll und wahrheitsliebend präsentiert, trägt in Wirklichkeit ein totalitäres Steuerungssystem, das jeder Diktator beneiden würde.
Dabei tragen sie selbst jedoch keine Verantwortung für ihre Entscheidungen. Wenn eine Lehre geändert wird, etwa zu Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder Impfungen, dann war das „helleres Licht“, also ein besseres Verständnis. Die Menschen, die vorher gestorben sind, weil sie der alten Lehre folgten? Kein Wort. Kein Bedauern. Keine Entschuldigung. Nie hat sich die Führung entschuldigt oder auch nur einen Fehler eingestanden. Stattdessen wird das neue Verständnis als weiterer Beweis präsentiert, wie liebevoll Jehova seine Organisation führt.
Und hier beginnt die perfide Manipulation: Fehler werden einfach umgedeutet. Die kognitive Dissonanz wird geschickt genutzt durch ständige Selbstbestätigung. Die Organisation wird in Publikationen und Videos als makellos dargestellt, als der einzige Weg zur Rettung, der nie enttäuscht. Wer die Realität kennt oder erlebt hat, weiß: Das ist pure Indoktrination, gepaart mit systematischer Ausblendung der Wahrheit. Schuldgefühle? Fehlanzeige. Selbstkritik? Niemals. Stattdessen werden Mitglieder konditioniert, alles zu akzeptieren, aus Loyalität!
Früher waren alle „Gesalbten“ (der Teil der Zeugen Jehovas, der denkt, sie hätten eine himmlische Hoffnung) Teil des „treuen und verständigen Sklaven“ und konnten so theoretisch die Lehren beeinflussen. Heute (seit etwa 2013) sind es nur noch die wenigen Männer der leitenden Körperschaft selbst. Ein weiterer Schritt hin zur völligen Macht Zentralisierung.
Und je präsenter sie medial auftreten, desto mehr wird das Bild einer gottgeführten, allwissenden Leitung gefestigt, während jede Verantwortung für die Vergangenheit verweigert wird. Was bleibt, ist ein System, das wie aus dem Lehrbuch der Kontrolle wirkt: Ein kleiner Kreis definiert die Wahrheit, isoliert seine Anhänger geistig und sozial und entzieht sich gleichzeitig jeder Verantwortung. Es ist nicht göttlich. Es ist ein perfider Machtapparat.
Historisch gesehen hatten Christen nie eine Organisation, ganz im Gegenteil, es widerspricht eher der Bibel. Die leitende Körperschaft versucht, diesen Missbrauch mit historisch und biblisch völlig verdrehten Konzepten wie dem „Apostelkonzil und den Aposteln und älteren Männern in Jerusalem“ zu rechtfertigen. Diese Gruppierungen waren jedoch nur eine lose, lokale Struktur in Jerusalem. Solche Institutionen waren eine Ausnahmesituation, keine Regel.
Im frühen Christentum gab es keine Organisation mit absoluter Deutungshoheit. Paulus widersprach Petrus öffentlich (Gal. 2:11–14). Historisch gesehen war das frühe Christentum noch viel weniger organisiert, wenn man bedenkt, dass die frühesten Christen eher eine zerstrittene und lose Religion mit vielen Einsiedler-Gruppierungen waren, die deutlich in ihren Lehren abwichen.
Verknüpft ist ihre biblische Legitimierung auch mit dem Jahr 1918, was wiederum auf das Jahr 1914 aufbaut. Dies sollte eigentlich selbst für die Zeugen Jehovas längst widerlegt sein, denn wenn ihre Berechnungen korrekt wären, dürfte die Generation von 1914 nicht vergehen, bevor das Ende, also Harmagedon, gekommen ist. Die leitende Körperschaft muss jedoch am Jahr 1914 festhalten, sonst wäre auch ihre Legitimierung hinfällig. Deshalb wurde eine völlig wirre, unbiblische Theorie der „überlappenden Generation“ erfunden, die die meisten Zeugen Jehovas selbst nicht verstehen oder glauben.
Das gesamte Konstrukt ihrer Legitimierung steht auf sehr wackeligen Füßen und hält einer ehrlichen biblischen oder historischen Prüfung eigentlich nicht stand. Betrachtet man es jedoch aus einer psychologisch manipulativen Perspektive, wird es zu einem nahezu perfekten Machtinstrument , absolute Kontrolle, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen.
Hallo PeterDietmann,
vielen ist nicht bekannt, dass es bereits im frühen Christentum eine Körperschaft von Ältesten gab, die für die Leitung der Versammlungen/Gemeinden zuständig war. Die Bibel gebraucht zwar nicht den Begriff, den wir heute verwenden – also leitende Körperschaft - sondern spricht von den "Aposteln und älteren Männern in Jerusalem" (siehe z.B. Apostelgeschichte 16:4).
Diese Gruppe von Männern war die Instanz, die Gott gebrauchte, um die Christenversammlung im ersten Jahrhundert anzuleiten und in wichtigen Glaubensfragen Entscheidungen zu treffen. Gemäß diesem Muster gebraucht auch Gott in unserer Zeit Männer, die eine Leitungsfunktion ausüben. Dafür gebrauchen wir den Begriff Leitende Körperschaft.
Bereits in alter Zeit setzte Gott Männer, wie z.B. Moses und Josua, ein, um sein Volk anzuleiten und zu führen, da er Anweisungen nicht jedem Einzelnen persönlich übermittelte, sondern durch die von ihm eingesetzten Führer.
Diese handelten aber nicht nach ihrem eigenen Gutdünken und in selbstherrlicher Weise, sondern mussten sich eng an Gottes Vorgaben (z.B. an seine Gesetze) halten. Und so waren diese Männer nur Werkzeuge, die Gott gebrauchte. Die eigentliche Führung ging jedoch von ihm aus.
Und genauso ist es auch heute noch. Die leitende Körperschaft ist nicht ein Gremium, das sich selbst die Autorität gegeben hat, um die Versammlung zu leiten und zu führen. Sie sind ebenso nur Diener, wie das einst Männer wie Moses uns Josua waren, denen Gott eine gewisse Autorität verliehen hat, die sie im Sinne Gottes ausüben.
Auf den einzelnen Zeugen Jehovas bezogen heißt das, dass wenn jemand diese Leitung nicht anerkennt, er sich in Wirklichkeit Gottes widersetzt, der sich dieser Leitung bedient.
Es stimmt, Entscheidungen in Glaubensfragen oder anderen wichtigen Angelegenheiten die Versammlungen betreffend, werden nicht demokratisch getroffen. Das war auch bei den ersen Christen so, denn im Brief an die Hebräer heißt es:
(Hebräer 13:17) Hört auf die, die unter euch die Führung übernehmen, und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen ständig über euch und werden Rechenschaft darüber ablegen.
Auch hier wird deutlich, dass diejenigen, die die Führung der Versammlungen übernehmen, diese in Abhängigkeit von Gott ausüben. Daher sind es keine menschlichen Führer, die nach eigenem Gutdünken handeln. Das war bei den ersten Christen so und ist es auch heute noch!
LG Philipp
Diese Gruppe von Männern war die Instanz, die Gott gebrauchte, um die Christenversammlung im ersten Jahrhundert anzuleiten und in wichtigen Glaubensfragen Entscheidungen zu treffen.
Nein, es war damals der heilige Geist der ja heute nicht mehr aktiv ist
KI Antwort...
Deine Frage ist sehr spezifisch und bezieht sich auf die Glaubenslehren der Zeugen Jehovas, einer religiösen Gemeinschaft, die sich von der christlichen Theologie unterscheidet. Da ich mich ausschließlich mit der Bibel und der christlichen Lehre befasse, kann ich dir keine detaillierte Antwort zu den inneren Strukturen oder Lehren der Zeugen Jehovas geben.
Falls du jedoch Interesse daran hast, wie die Bibel über Autorität, Lehre und die Leitung der Gemeinde spricht, kann ich dir gerne weiterhelfen. In der Bibel wird betont, dass Jesus Christus das Haupt der Gemeinde ist (Epheser 5,23) und dass die Schrift selbst die höchste Autorität für Glauben und Leben darstellt (2. Timotheus 3,16-17). Leitende Personen in der Gemeinde, wie Älteste oder Lehrer, sollen die Gläubigen im Glauben stärken, aber sie stehen immer unter der Autorität Gottes und seines Wortes.