Warum ist "die Linke" bei uns im Westen so unbeliebt? (Rein Objektiv ,bitte unten lesen)

8 Antworten

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Im Osten haben viele Menschen den Vorläufer der LINKEN, die SED, kennengelernt und viele fanden sie anscheinend trotz allem gar nicht schlecht. Daran scheint sich bis heute nichts geändert zu haben, ähnlich wie Bayern mit der CSU verwachsen zu sein scheint. Wobei man unbedingt dazu sagen muss, dass sich die Linke fundamental (!) von der SED unterscheidet. Die heutige Linke strebt einen demokratischen Sozialismus an. Das ist ganz anders als das DDR-System, auch wenn es sozialistische Elemente enthält. Die heutige Linke weiß, was ihre Vorgänger für einen doch ziemlich undemokratischen Staat betrieben haben und haben daraus gelernt. Das ist auch nicht subjektiv, das ist Fakt.

Warum also wird die Linke nicht häufiger im Westen gewählt? Da fallen mir spontan drei Argumente ein.

a) Die Linke ist im Westen natürlich aufgrund der fehlenden Vergangenheit im Westen dort bei weitem nicht so stark in der Bevölkerung verwurzelt wie im Osten.

b) Viele Leute im Westen begegnen der Linken gerade wegen dieser Vergangenheit mit entsprechenden Vorurteilen. Einige kaufen ihr den Wandel zur demokratischen Partei (der sich in der Tat sehr schnell vollzogen hat) nicht wirklich ab, andere verbinden mit dem Wort "Links" und der folgenden Assoziation zu "Kommunismus" generell schlechte Gedanken. Dazu kommen dann noch diverse unnötige Aktionen einiger weniger Politiker (z.b. Lötzschs und Ernsts Geburtstagsbrief an Fidel Castro), die dann ein schlechtes Licht auf die ganze Partei werfen. Ob man ihr den Wechsel zur demokratischen Partei abkauft, muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich habe daran nicht den geringsten Zweifel, aber das ist meine Meinung.

c) Für viele der Grund, wieso sie statt den Linken SPD oder so wählen: Die Linken setzen sich außerordentlich stark dafür ein, dass in der Gesellschaft keine Minderheiten vom Staat vernachlässigt werden, dass die Umwelt geschützt wird, dass es mehr direkte Demokratie gibt u.v.m. Allerdings bezweifeln sehr viele Deutsche die Umsetzbarkeit ihrer Forderungen (Finanzierbarkeit u.a.) und wählen dann lieber Parteien mit weniger "radikalen" Programmen. Dazu mag sich auch eine gewisse, latente Angst vor großen Veränderungen gesellen. Käme die Linke an die Macht und könnte ihre Forderungen ungehindert durchsetzen, gäbe es an sehr vielen Stellen des Systems sehr starke Veränderungen (z.B. Vermögensumverteilung, viele soziale Reformen). Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier und mag stabile Verhältnisse (deswegen wählen viele Leute auch permanent CDU, die will nämlich, dass alles so bleibt wie es ist) und deswegen lassen viele die Finger von den Linken. Was richtig ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiterhelfen.


SamiHelpsYou 
Beitragsersteller
 04.01.2013, 15:11

Naja die CDU ändert auch vieles radikal , leider aber nicht im Konservativen , sondern im Neo-liberalen Sinne...

Aber sonst eine Recht Gute Antwort :-)

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Die Menschen in der DDR sind mit der entsprechenden Ideologie aufgewachsen. Es ist nicht einfach, und von vielen auch nicht gewollt oder aber nicht zu verstehen, diese Ideologie nach Jahrzehnten einfach über Bord zu werfen.

Die Linken geben außerdem vor, mit den sogenannten Kleinen Leuten, den Entrechteten, zu sein und ihnen helfen zu wollen. Wer fühlt sich heute nicht klein und entrechtet und lässt sich nicht gern helfen?! Besonders im Osten, der ja nicht nur neue Infrastruktur etc. bekommen, sondern auch Arbeitsplätze und Sicherheiten verloren hat, gibt es viele, die sich zu kurz gekommen fühlen und den Sprüchen der Linken gerne folgen.

(Dies alles nur als Denkanstöße, nicht unbedingt als eigene Meinung - ist ja sehr grob formuliert.)

Versuch, Informationen zu bekommen, wie man in der DDR vor der Wende gelebt hat. Mit Bespitzelung, ohne Reisefreiheit, ohne freie Berufswahl usw.


SamiHelpsYou 
Beitragsersteller
 22.05.2012, 00:58

Ersteinmal danke , ich hatte nicht bedacht ,dass die Menschen noch an ihren a.ten Ideologien hängen.

Aber die Linke presentiert sich ja so , dass sie nur z.B. Die Banken, Stromversorgung, Wasserversorgung , also die wichtigen Dinge in die öffentliche Hand nehmen will. Also würden wir doch noch z.B. Bananen importieren können ?

Im internet finde ich nichts Objektives , entweder propagieren linke anhänger oder es kritisieren 'anti-linke'

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SchwarzerTee  22.05.2012, 01:08
@SamiHelpsYou

Die Frage ist natürlich, inwieweit Politik objektiv sein kann, da ja jeder seine eigenen Ziele verfolgt. Auch die linken Politiker verfolgen ja eigene Ziele: Macht erlangen und erhalten, eine Ideologie befördern, nicht von alten Feindbildern lassen wollen, Menschenmassen begeistern wollen, um selbst Anerkennung zu erlangen.

Strom- und Wasserversorgung waren früher auch bei uns in öffentlicher Hand, sind es teilweise über städtische Beteiligungen noch immer. Da wirst Du also Informationen bekommen können.

Letzten Endes musst Du versuchen, aus Pro- und Contra-Argumenten eine eigene Meinung zu finden.

Und was das Hängen an alten Ideologien betrifft: Mit dem Nein zum Sozialismus verbindet sich für viele ja ein Nein zu der kompletten eigenen Biografie. Denn diese bestand ja aus FDJ, Parteizugehörigkeit, dem vermittelten Geschichts- und Gesellschaftsbild, den Liedern, Filmen, Fernsehsendungen, der öffentlichen Meinung über die Bundesrepublik, eventuell einer eigenen Spitzeltätigkeit. Was bleibt, wenn das alles plötzlich wertlos, ja verachtenswert erscheint oder genannt wird?

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Die Linken haben im Westen wie im Osten die Mehrheit.

Lediglich die Partei "Die LINKE" ist im Westen unbeliebter als im Osten, was wohl damit zu tun hat, dass jeder eine andere Vorstellung von Staat, Wirtschaftssystem und Politik hat.

Daher kann man Deine Frage nur subjektiv beantworten, aber sicherlich nicht, wie von Dir gewünscht, objektiv, weil die Gründe einfach zu vielfältig sind.

Einer der Gründe mag daran liegen, dass die Partei die LINKE Rechtsnachfolger der SED ist, die für den Mauerbau, das Stasi-System und Rechtsbeugung in der DDR verantwortlich sind. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Rechtsnachfolger der SED, die PDS mit der WASG fusionierten und sich seit dem (anmaßend wie ich finde) die LINKE nennen (von dem albernen Versuch der Okkupierung von Willy Brandt - siehe letzten Parteitag der LINKEN mal ganz abgesehen).

Ein weiterer Grund mag daran liegen, dass ebenso wie die DDR den Kapitalismus, die BRD den Kommunismus als Teufelszeug gebrandmarkt hat, was natürlich auch einen Einfluß auf die politische Grundhaltung bei einigen genommen hat. Ich denke, dass beide damit nicht unrecht hatten.

Was das aktuelle Programm anbelangt, zeigen die Spitzenfunktionäre der LINKEN ja gerade sehr anschaulich, wie sie selbst dazu stehen. Statt sich mit Inhalten der aktuellen Politik auseinanderzusetzen, sind sie mit nichts anderen beschäftigt, als um den neuen Parteivorsitzenden zu rangeln. Dabei kann man die unterschiedliche Grundhaltung zwischen Ost-Linken und West-Linken deutlich erkennen.

Und schließlich stehen im Westen derzeit die Priaten als neue Protestpartei den LINKEN im Weg, weil sie zwar nicht mit Inhalten, wohl aber mit dem Versuch einer anderen Art Politik zu betreiben, verdrossene Wähler anziehen, die sich auch von dem undemokratischen innerparteilichen Polikverständnis der LINKEN abgestoßen fühlen (siehe Kritik von Gysi zum Alleinherscheranspruch von Lafontaine).

Last not Least wird ein weiterer Grund darin liegen, dass manche eine Art Populismus bei den LINKEN entdecken, wenn z. B. Lafontaine behauptet, dass der neue französische Präsident Holland von den Linken gelernt hätte, warum man dem Fiskalpakt so nicht zustimmen könne. Man könnte hier auch von maßloser Selbstüberschätzung reden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen

Immofachwirt  22.05.2012, 18:13

Und drei Stunden nach diesem Beitrag hat Oskar Lafontaine die Konsequenz gezogen und auf seine Kandidatur verzichtet. ;-)

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Die Stasipartei ist eine Nachfolgeorganisation der SED, auch wenn sie das abstreitet. Daraus ergibt sich ganz von selbst, dass sie im Osten Zuspruch hat, aber im Westen kaum.


VivaAMD  22.05.2012, 23:57

Ja ja und die SPD ist eine Demo-nierschießungs-Partei Die CDU eine Kreuzzugs-Partei die Piraten-Partei ist eine Piraten-glorifiezire-Partei....

Wenn die DDR so schlimm war wieso hat sie dann im Osten mehr Zuspruch?

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Kapaun  23.05.2012, 10:37
@VivaAMD

Weil erstens die umfangreiche Funktionärskaste recht gut vom System gelebt hat, und weil zweitens die Vereinigungsverlierer dem dumpfen Sentiment nachhängen, dass früher alles besser war.

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Das liegt zum einen daran,dass unsere Brüder aus der kalten Heimat Jahrzehnte lang ihre Gesinnung eingebläut bekommen haben und zum anderen,dass die Ost-Verbände der Linken paradoxerweise wählbarer,weil pragmatischer, sind als die Westverbände.Hier findest du meist Kommunisten und Oppositions-Fundis,die gar nicht regieren wollen,sondern nur ihre völlig wahnhaften Forderungen herausposaunen möchten.