Meinung des Tages: Die Partei Die Linke (PdL) bricht mit Sahra Wagenknecht - war das die richtige Entscheidung?
Zwischen Sahra Wagenknecht, die für die PdL im Bundestag sitzt, und der Partei kam es in den vergangenen Jahren immer häufiger zu Unstimmigkeiten. Die jüngst von Wagenknecht initiierte Friedensdemo Anfang des Jahres mit Alice Schwarzer war in der Partei sehr umstritten. Und auch in der Flüchtlings- wie in der Coronapolitik wich sie mit ihren Positionen des Öfteren vom Parteikonsens ab. Seit längerem liebäugelt Wagenknecht öffentlich auch mit der Gründung einer eigenen Partei. Kurzum: Die Beziehung war schwierig. Nun schuf der Parteivorstand um Janine Wissler Fakten, nachdem Wagenknecht ein Ultimatum verstreichen ließ, in welchem sie sich von einer Parteigründung öffentlich distanzieren sollte.
In einer Erklärung gaben Vorstand und Parteispitze am Samstag bekannt, dass die Zukunft der Linken eine Zukunft ohne Wagenknecht sei. Die prominenteste Vertreterin der Linken wurde außerdem dazu aufgerufen, ihre Mandate zurückzugeben.
Ein Schritt, der innerhalb der Partei bereits jetzt für viel Diskussion und Zündstoff sorgt. Die Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali kritisierte die Entscheidung als großen Fehler; der ehemalige PdL-Vorsitzende Klaus Ernst forderte den Vorstand gar zum Rücktritt auf.
https://live.vodafone.de/news/inland/linke-vorstand-bricht-mit-wagenknecht/12120996
Der Journalist Theo Koll kommentierte für das ZDF, dass eine tatsächliche Rückgabe des Bundestagsmandats von Wagenknecht oder einem ihrer Anhänger der PdL im Bundestag den Fraktionsstatus kosten könne.
Was ist Eure Meinung zu der ganzen Thematik? Wird eine PdL ohne Wagenknecht künftig wieder an Relevanz gewinnen können oder denkt ihr, die Partei könne sich durch die Entscheidung spalten und möglicherweise sogar daran zerbrechen?
47 Stimmen
17 Antworten
Grundsätzlich haben alle Parteien ein Flügelproblem, davon bildet Die Linke keine Ausnahme.
Es gibt keine einheitliche Linke, das ist deren inhärentes Problem.
Wenn Die Linke nicht mehr Sahra Wagenknechts Heimat ist, muss sie gehen und die soundsovielte linke Partei gründen, oft zu finden unter "sonstige".
Dieser Art Spaltungen gab es schon seit eh und je.
- SPD/USPD
- Spartakus Bund
- KPD/DKP/MLPD
Die Linke hatte ihre Chance, eine "rote CSU" im Osten zu werden, zielgenau verpasst.
Die Westausdehnung war ein Fehler, der Art, "wer versucht sich auf zwei Stühle zu setzen, kommt am Ende auf keinem zum Sitzen".
Daran wird auch Sahra Wagenknechts Versuch, einer Parteigründung, nichts ändern.
Tja, jetzt scheint eine andere Partei diese Rolle übernommen zu haben, aus der teilweise politisch ganz anderen Ecke. Die Wählerwanderungen von den Linken zu eben jener Partei sind eindeutig.
Ich finde es schade, dass sich die Linkspartei so selbst zerlegt. Und das in einer Zeit, wo die sozialen Probleme extrem zunehmen und es eine Kraft links von den Sozialdemokraten geben sollte, die ja leider schon lange nicht mehr ihren Job als Fürsprecherin der kleinen Leute erfüllt.
Ich war auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen mit der DDR-Diktatur und der vielen Altlasten und alten Seilschaften jetzt nie wirklich eine Anhängerin der Linken. Und auch ihre neuerliche Identitätspolitik halte ich teilweise für zu überzogen und normalen Menschen kaum noch vermittelbar.
Aber Fakt ist: Es braucht wenigstens eine Partei im Parteienspektrum, die sich für die Menschen am unteren Ende der gesellschaftlichen Hierarchie glaubwürdig einsetzt, sonst gerät das Gleichgewicht aus den Fugen.
Dass die Linke derzeit kaum noch die 5 Prozent-Hürde schafft, sollte daher nicht nur überzeugte Linke irritieren.
Ich hege keine Sympathie für die Linkspartei, also ist es mir relativ egal welche Entscheidungen sie trifft. Dass Sarah Wagenknecht in der Linkspartei ihre politische Laufbahn einschlagen konnte ist kei Zufall, da sie eine Stalinistin war.
Ich wünsche der Linkspartei durchaus solche Mitglieder da ich sie als politische Gegner betrachte.
Zu Wagenknecht:
- Sie war Dauergast in politischen Talk shows- nur dadurch überhaupt relevant
- Die Friedensdemo-Aktion mit Schwarzer war angesichts der Sachlage peinlich. Frieden mit Russland, weil Russland einen Angriffskrieg gestartet hat von dem es sich bis heute nach wie vor Gebietsgewinne verspricht? Nein. Die russischen Soldaten sollen zur Hölle fahren.
- in der Flüchtlingspolitik hat sie recht, aber das bringt nichts.
- Ihre als Buch veröffentlichte Analyse der Identitätspolitik und des Wokeismus ist epigonal, minderwertig und uninteressant. Der Rekurs auf einen Klassenkampf peinlich und realitätsfremd.
- In der Coronazeit hat sie das pseudowissenschaftlich-impfkritische Lager hofiert
Kurz: Wagenknecht ist eine politisch irrlichternde Querfront-Populistin, die keine Achtung verdient. Besonders auch keine Achtung von Rechts.
Wird eine PdL ohne Wagenknecht künftig wieder an Relevanz gewinnen können oder denkt ihr, die Partei könne sich durch die Entscheidung spalten und möglicherweise sogar daran zerbrechen?
Die Partei wird sich nicht spalten und nicht daran zerbrechen. Eine Wagenknecht-Partei ist neben der AfD, die einen Großteil der falschen Ansichten von Wagenknecht teilt, nicht haltbar. Die Linke hat aber auch nichts zu gewinnen von ihrem Ausschluss, da sie eine marxistische Randpartei ist die nicht regieren kann.
Für einen rechtsliberalen wie mich verkörpert Wagenknecht das schlechteste vom Linken wie vom rechten Lager- deplazierte Russlandfreundlichkeit, invalide marxistische Analyse, Verschwörungstheorien und sinnlose Aufmüpfigkeit sowie flache Kapitalismuskritik.
Dass sie ebenfalls dem Wokeismus kritisch gegenübersteht genügt nicht um sie ernst zu nehmen.
Ich stimme deinem Beitrag bis auf eine Ausnahme zu, das betrifft die russischen Soldaten. Die Jungs(ja richtig gelesen!) die da von dem A****loch aus dem Kreml an die Front geschickt werden sind sehr oft Wehrpflichtige im Alter von 18 Jahren, wobei auch jüngere "Freiwillige" ab 16 Jahren zum Einsatz kommen.
Ich bin Parteimitglied und äußere mich wie folgt:
Frau Wagenknecht schadet unserer Partei schon seit langem. Die Entscheidung war überfällig und wenn sie nur einen Rest Achtung vor der Partei hat, die sich bis jetzt durchgefüttert hat, sollte sie konsequent sein, und austreten.
Sei es, dass sie nicht verhindert, dass ihr Skandalbuch praktisch während des Wahlkampfs herauskommt, was die Partei schädigte.
Sei es, dass sie die Führungsspitze Wissler/Hennig-Welsow bzw. Wissler/Schirdewan unmittelbar nach der Ernennung in den Medien verächtlich macht.
Sei es, dass sie mehr in Selbstdarstellungs-Mission in Talkshows unterwegs ist, als wahrnehmbare politische Arbeit für die Partei zu machen.
Sei es, dass die als Bundestagsabgeordnete praktisch keiner Sitzung mehr beiwohnt.
Sei es, dass sie während der Corona-Krise den Stuss von Impfkritikern mehr oder weniger direkt aufgreift und sich sogar der Argumentation von Experten verschließt.
Diese Frau ist einfach unhaltbar, da sie sich meiner Meinung nach null für die Belange der Partei interessiert, sondern konsequent gegen sie arbeitet.
Gregor Gysi hat bereits erklärt, er werde kämpfen, wenn Wagenknecht eine eigene Partei aufziehen sollte (und dafür letztlich Mittel der Partei DIE LINKE nutzt)
Diese Frau muss weg - lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Die Linkspartei wird auf Bundesebene keine große Rolle mehr spielen. Das Problem ist, dass die Wählerschaft in allen Lagern bereits abgegrast ist. Für ältere Arbeiter ist sie mit ihrer Sprachpolitik zu abgehoben und für jüngere Wähler, die sich ja auch besonders für den Klimawandel interessieren, kommen eher die Grünen in Frage. Sarah Wagenknecht hat ihre Qualitäten, aber ihre Expertisen zum Ukraine-Krieg sind völlig weltfremd. Das sie mit einer eigenen Partei über zehn Prozent der Stimmen erreichen würde, wage ich zu bezweifeln. Die Linkspartei kommt zukünftig wohl auch nicht auf mehr als 7 oder 8 Prozent.
Das Wagenknecht aussteigt ist jedoch in sofern wichtig, als dass ein unnötiger Streit endlich sein Ende nimmt.
Die Linkspartei muss ihre Ideen aus der Arbeiterschaft holen, damit sie eine anständige Größe erreicht. Wenn sie das nicht will, wird sie versauern.
Gruß, Adler 🦅