Warum ist die heutige Jugend nicht bereit mehr zu leisten als gefordert? Dadurch entgehen ihnen Karrieremögichkeiten und ein höherer Verdienst. Unverständlich?

Takasha  22.10.2023, 19:21

Was wird den gefordert?

christl10 
Beitragsersteller
 22.10.2023, 19:22

Leistung in der Arbeit und Überstunden!

15 Antworten

Weil sie in einer anderen Welt aufgewachsen sind.

In einer, wo es alles im Überfluss gibt, aber viele Zukunftsängste.

Frühere Generationen sind mit Verzicht aufgewachen, aber der Aussicht dass alles möglich ist und immer besser und reicher wird.

Früher lohnt sich harte Arbeit im Sinne von Überstunden noch, heute deutlich weniger, wenn man nicht die nötigen Zertifikate zusätzlich hat. Dazu wird den jungen immer wieder erzählt, es gäbe großen Fachkräftemangel, sie können also viel mehr fordern als früher. Früher war der Durchschnitt froh einen Job zu haben, man hat alles getan um den zu halten da Firmen nur hinter den Besten her waren, heute laufen einem erste Firmen hinterher wenn man nur durchschnittlich ist. Da gibt es also gar keinen Anreiz, sich Mühe zu geben, wenn man so oder so eine Chance hat.

Im Gegenteil, sie betrachten die Generation ihrer Eltern und Großeltern, die in der Masse für mickrige Renten geschuftet haben mit dem Wissen, dass sie selber im Alter vielleicht nie eine Rente bekommen werden, da es noch immer keine Rentenfeform gibt und der Generationenvertrag durch zu geringe Geburtenraten hinfällig ist. Daher lebt man lieber im jetzt, als in 40 Jahren immer noch vor dem finanziellen Nichts zu stehen, aber körperlich und ggf. auch psychisch kränker ist.

Mir selber macht es Spaß nach mehr zu streben, mehr Verantwortung zu übernehmen und auch mehr Stress und Druck zu haben, finanziell auszahlen tut sich das aber nicht.

Informiere dich mal über die aktuellen betrieblichen Renten bei Banken für Berufseinsteiger, die Konditionen sind ein Witz. DU hast noch Tramverträge, du konntest mit dem Wissen Zeit und kraft opfern, dass es sich garantiert finanziell auszahlt. Ich werde mir davon dann obwohl ich AT bin und daher mehr einzahle/eingezahlt bekomme als die Masse kaum was leisten können. Das Geld ist dann vielleicht noch nen netten längeren Urlaub wert, so übetrieben gesagt, vorausgesetzt ich bleibe bis zur Altersrente Rente in Vollzeit in dem Job. Als ich meine erste Abrechnung gesehen habe musste ich herzlich lachen, mein Kollege (hat einen alten Tarif bei der beruflichen Altersvorsorge) hat erstmal bei der Personalabteilung lachend angerufen nach dem er es sich angeguckt hatte, dass denen da ein Fehler unterlaufen ist. Die haben ihm dann erstmal erklärt, dass das kein Fehler war und die Konditionen heute eben so sein.

Dazu hattest du eine Generation, wo sich so gut wie jeden Investment ausgezahlt hat, Häuser günstig zu bekommen waren und gute Wertanlagen waren usw., aber schau mal wie es für die jetzige Generation der 20-35 Jährigen ist. Sie kennen nur Negativzinsen seit sie im Job sind, konnten daher kaum sinnvoll Eigenkapital ansparen, jetzt sind die Zinsen hoch und ja, gegen z.B. die 90er sind die Zinsen ein Witz, aber für unsere Generation heißt das, dass viele nicht mal ein Haus als Paar kaufen können und das bevor Kinder die Rechnung noch schwerer machen.

Und ja, die Ansprüche sind auch gestiegen, aber dass hat die alte Generation ja mit verbockt, dass das für jüngere nun alles selbstverständlich und "Mindeststandard" ist.

Aber groß Karriere wird auch immer schwer, Firmen zahlen immer schlechter, immer mehr werden nur immer wieder befristet eingestellt oder zu miesen Gehältern. Und wie gesagt, das klassische einfach mit Ausbildung o.ä. hoch arbeiten wird immer seltener möglich.

Da fehlt einfach die Perspektive und der Sinn, warum man das tun sollte. Weil "wie jüngere" in einer Welt aufwachsen wo wir nicht wissen, was in 30 Jahren ist und dass es nicht immer nur wirtschaftlich steil bergauf geht.

Naja, ganz so pauschal kann man das auch nicht behaupten, wenngleich es natürlich schon die Tendenz gibt, dass die Jugend viel stärker auf die Work-Life-Balance achtet als ältere Generationen. Ich finde es aber durchaus verständlich, dass der berufliche Erfolg bei vielen nicht mehr so im Vordergrund steht, jedenfalls nicht, wenn man dann kaum noch Freizeit hat. Was bringt einem denn eigentlich der Erfolg und mehr Geld, wenn man dann kaum noch Zeit für Familie und Freunde hat und ggf. gesundheitlich noch belastet wird? Ist es nicht ggf. schlauer auch auf andere Dinge zu achten? Es kommt halt auf die genaue Ausprägung an, ich bin z.B. für mehrere hundert Auszubildende zuständig, dabei sehe ich auch einige junge Menschen, die überhaupt keine Leistungsbereitschaft mehr haben, zum Glück gibt es aber auch immer noch viele, die da ganz realistische Vorstellungen haben, nur will sich eben keiner mehr ausbeuten lassen.

Lohnt sich halt schlichtweg nicht.

Wenn man viel arbeiten will und Karriere machen will, macht man sich Selbstständig bzw wird Unternehmer. Dann hast du ggf. auch keine Freizeit,aber WIRKLICH eine Belohnung. Als Angestellter kann man nur vom großen Geld träumen, die Realität sieht da dann halt anders aus.


christl10 
Beitragsersteller
 22.10.2023, 22:38

Als Angestellter wurde ich reich!

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JuraBoss05  22.10.2023, 22:40
@christl10

Reich würde ich anders nennen.

Wohlhabend trifft es eher.

Aber ist sehr subjektiv.

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Weil wir bei unseren Eltern und Großeltern gesehen haben, dass es so halt nicht funktioniert. Dass es schon lang nicht mehr die reine Leistung ist, auf die es ankommt, sondern beruflicher Erfolg von sehr viel mehr Faktoren abhängt, auf die man zu großen Teilen keinerlei Einfluss hat oder für die man den eigenen moralischen Kompass nicht verbiegen möchte. Und dass es eben sehr viel wichtiger ist, im Hier und Jetzt Zeit mit seinen Lieben zu verbringen, weil das Leben leider auch sehr viel schneller als gedacht vorbei sein kann...

Work-Life-Balance ist halt den jungen Menschen (glücklicherweise) sehr viel wichtiger geworden.

Was bringt einem ein hohes Gehalt, wenn man nicht die Zeit hat, etwas damit anzufangen?


christl10 
Beitragsersteller
 22.10.2023, 19:27

Man investiert Zeit um später früher in Rente zu gehen.

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Phleppse  22.10.2023, 19:28
@christl10

Oder man nutzt die Zeit in seinem Arbeitsleben, wenn man jung und gesund ist. Kein heute junger Mensch erwartet heutzutage noch eine auskömmliche Rente

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christl10 
Beitragsersteller
 22.10.2023, 19:29
@Phleppse

Dann lieber in Armut in Rente gehen? Dämliche Vorstellung!

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Phleppse  22.10.2023, 19:31
@christl10

Wie gesagt, kein junger Mensch erwartet heute, von seiner Rente einen angenehmen Lebensabend beschreiten zu können, sodass auch im Alter eine weitere Einkommensquelle nötig sein könnte.

Nur, weil man nicht 60+ Stunden die Woche arbeiten möchte, sondern bis zu 40 Stunden, lebt man nicht automatisch in Armut.

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