Warum ist der deutsche Staat so übergriffig und das Arbeitsrecht so veraltet?
Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Nein, dass kommt jetzt nicht aus der rechten- oder der Verschwörerecke.
Laut Gesetz ist Remotearbeit in Deutschland größtenteils auf das Bundesgebiet beschränkt (mehr als die Hälfte im Jahr). Elterngeld gibt es auch nur, wenn man sich im Bundesgebiet aufhält - fährt man ins Ausland, so erlischt der Anspruch und man muss es anteilig zurückzahlen (selbst schon erlebt). Auch das Kindergeld ist problematisch, wenn man im Ausland lebt.
Die Sache ist die: Es geht mir hierbei nicht darum, irgendwelche Sozialleistungen zu beziehen, sondern um Leistungen, die ich durch meine Arbeit mitfinanziere. Wenn ein Arbeitsplatz 100% remote ist und man alles in Deutschland versteuert, dann sollte es doch völlig egal sein, wo man ist. Wieso erhält man kein Elterngeld, wenn man in Frankreich wohnt aber in Deutschland arbeitet? Wieso ist man offiziell dazu gezwungen, sich innerhalb des Bundesgebietes aufzuhalten? Das ganze System wirkt auf mich so gar nicht auf die aktuelle Zeit ausgelegt. Es ist tatsächlich als Flüchtling, bzw. Zuwanderer leichter Unterstützung für sich und die im Ausland lebenden Angehörigen zu bekommen, als für einen selbst, wenn man normal Vollzeit bei einem deutschen Unternehmen arbeitet, jedoch im Ausland lebt. Das ist in meinen Augen völlig unverständlich, gerade innerhalb der Europäischen Union.
Ja, es gibt theoretisch Möglichkeiten und Abkommen, aber wer sich damit mal beschäftigt hat der weiß, dass die Modalitäten unfassbar kompliziert sind und es ein eigene Wirtschaft dahinter gibt - Anbieter, die einem einen ausländischen Firmensitz als Mittelsmann anbieten und die ganzen Anmeldungen und so übernehmen und dafür dann 5-600 Euro im Monat nehmen. Alles das von einem normalen deutschen Gehalt und selbst dann hat man keine Ansprüche mehr auf die eigentlich doch völlig legitimen Forderungen.
Ich empfinde das als Katastrophe.
1 Antwort
Wenn du dich weniger als die Hälfte im Jahr in Deutschland aufhältst bist im normalfall auch nicht von den Deutschen Sozialversicherungspflichten usw. betroffen. Dein Lebensmittelpunkt ist woanders und entsprechend bist du eben nicht Teil unseres Sozialsystems.
Theoretisch, in der Praxis ist das aber bei 98% aller Full-Remote-Jobs nicht so. Das hat viele Gründe, aber am Ende lassen sich alle auf ein kompliziertes Arbeitsrecht zurückführen, welches EU-weit nicht einheitlich ist. Dadurch entstehen schon jetzt Wettbewerbsnachteile, die werden in Zukunft nicht besser werden. Zum Vergleich: Ein Remotearbeiter kann in den USA überall in den Staaten leben und arbeiten, aber sogar Weltweit. In der EU hingegen wird man künstlich in einem Land gehalten, die Möglichkeiten für Arbeitgeber und Nehmer werden so stark eingeschränkt. Völlig unnötigerweise im 21. Jhd.