Warum hört sich Niederländisch fast wie Berlinerisch an?
Hallo,
ich habe mir ein Video über die Niederländische Sprache angehört, und mir, als Berliner ist aufgefallen, dass sie manche Wörter, fast genauso, wie im Berlinerischen Dialekt benutzen.
Zum Beispiel sagen sie für ; ich bin - ik (ick) ben , ein - een, dit - das, pass oof - pass auf , kijken- kick'n(für gucken, obwohl beides anders ausgesprochen wird) oder benutzen auch für wie - als.
Wie kann man dort teilweise Ähnlichkeiten erkennen, obwohl Berlinerisch eine eher Ostmitteldeutsch-Lausitzisch Sprache ist, währenddessen Niederländisch eine Westgermanische Sprache ist. In West- und Norddeutschland würde man dennoch kein 'ick' oder 'een' oder sonstwas sagen. Ist es Zufall oder erkennt man da eine Verbindung zwischen den beiden Sprachen?
Ich würde mich auf eine Antwort freuen, Grüße Julius
6 Antworten
Es gab ja mal die 2. Lautverschiebung (die hochdeutsche Lautverschiebung), und diese wurde im deutschen Sprachraum südlich von der Benrather Linie vorgenommen (Benrath ist ein Stadtteil von Düsseldorf).
Niederländisch und die norddeutschen Dialekte haben diese nicht mitgemacht.
In modernen Zeiten drang Hochdeutsch aber auch bis in den hohen Norden vor (und überlagerte die norddeutschen Dialekte).
Berlin liegt nun in der Übergangszone zwischen norddeutschen Dialekten und mitteldeutschen Dialekten. Daher trifft man dort noch recht viel norddeutsches Material an (was in den traditionellen Dialekten Norddeutschlands ebenfalls der Fall ist, heute hört man dies aber nur noch selten).
k > ch fehlt auch im Niederdeutschen (ik, koken, maken vs. ich, kochen, machen).
Heute sprechen die meisten Niedersachsen, Hamburger und Schleswig-Holsteiner Standdarddeutsch statt Niederdeutsch, aber Niederdeutsch hat diese Elemente weiterhin (ebenso wie das Berlinerische, was aber auch mitteldeutsche Elemente hat).
t > s fehlt auch im Niederdeutschen (dat, wat, et vs. das, was, es)
Gut hört man das noch bei "Meister Röhrich" im Werner Comic ("Lat mi dat mol maken, do kann nich jeder mit üm"). Das ist in etwa ein Flensburger Dialekt (Schleswig-Holstein).
Janz Berlin is eene Wolke (und ick immer mittendrin).
Das j (anstelle von g) ist eher ein mitteldeutsches Element (man findet es auch im Dialekt von Köln, obwohl der nicht direkt mit dem Berliner Dialekt zu tun hat). Auch in Köln heißt es "dat" anstelle von "das".
:)
Ich hab praktisch mein ganzes Leben südlich davon gewohnt (Saarland, BaWü, jeweils an 2 verschiedenen Orten).
Aha - dann ist es wohl besser, wir schreiben miteinander als zu sprechen - obwohl, Stuttgart-erprobt bin ich ja auch.
Diese Übereinstimmungen sind kein Zufall. Das Niederländische war früher auch ein deutscher Dialekt, bevor es als eigene Sprache angesehen wurde. In den Bereichen zwischen den Niederlanden und Berlin (also hauptsächlich im heutigen Niedersachsen) wurde ähnlich gesprochen. Dass das jetzt nicht mehr ganz so ist wie früher, liegt an den Einflüssen die aus den südlicheren Teilen Deutschlands nach Norden vorgedrungen sind.
Bei uns in die Mittelmark sind zwar vor 850 Jahren viele Flamen eingeritten, aber unser Dialekt kommt aus Sachsen. Keine Ähnlichkeit vorhanden.
Eine Ähnlichkeit zwischen Berlinerisch und Niederländisch erkenne ich eigentlich nicht. Und die Beispiele (außer ick), die du aufführst, spricht der Rheinländer auch. Allerdings ist der auch näher dran an den Niederlanden.
Es gibt einige Fehler in Deinen Beispielen.
D: pass auf NL: pas op
D: das NL: het
D: wer? NL: wie?
D: größer als NL: groter dan
Woher ich das weiß: Niederländer im deutschen Sprachgebiet
Grüße von 2 km nördlich der Benrather Linie!