Warum haben sich DDR Bürger 40 Jahre lang einsperren lassen?

7 Antworten

Mit dem lockdown kann man es nicht vergleichen. Die Menschen haben nicht viel anderes gemacht als heute auch imgrunde. Man hat sich halt nur (manchmal zwangsläufig) mit weniger zufrieden gegeben. Viele Menschen wollten halt einfach nur ihr Leben leben und es nicht an der Grenze riskieren. Und viele Menschen hatten auch schlichtweg ein Leben. Also Familie Arbeit Haus, sind in der Urlaub gefahren etc. Um das alles aufzugeben war es für viele einfach nicht schlecht genug.


apt2nowhere  16.09.2023, 11:13

es war damals allen Politikern klar, dass es schlechter werden würde - die DDR war damals so gut wie pleite - das war vermutlich hauptsächlich der Grund für die Wiedervereinigung

Spikeman197  16.09.2023, 10:48

Nun ja, oberflächlich hat man sicherlich relativ normal gelebt. Aber die 'Einschränkungen' betrafen eben nicht nur die 'wirtschaftlichen' Möglichkeiten!

Meinungsfreiheit, Schulwahl, Berufswahl, teilweise Pflichtveranstaltungen in der Freizeit und am WE, Indoktrination aller Orten, den öffentlichen Schein waren, vorsicht mit der Wortwahl vor den eigenen Kindern, Verwandten, oder Freunden, ...

Für Kinder die gesund und sind, Freunde zum Spielen, Schule und Sport haben, ist das nicht soo wichtig. Und für den, der in seine Familie und seinen Bereich 'flüchtet' auch nicht. Viele sind damit aber auch nicht zufrieden gewesen und wollten deshalb 'ausbrechen'.

Das mit den Reisen in andere RGW-Länder war so eine Sache. Auch nach Böhmen wurden wir gefilzt. Das empfand ich als Kind mega herablassend von den Grenzern. In der Tat waren wir in gewisser Weise eingesperrt im Land. Ich hätte nie meine Verwandschaft besuchen dürfen. Die Stasi war überall. Auch Westberlin (die waren für sich auch quasi eingesperrt) war für mich unerreichbar! Ich stand vor dem Brandenburger Tor und habe fast geweint - großzügig abgesperrter Bereich, Scharfschützen am und auf dem Tor, Scheinwerfer - und dahinter ist immer noch Berlin, unvorstellbar heute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es sind 28 Jahre gewesen, nämlich vonn1961-1989. Das erst einmal fuer die Richtigkeit und dann natuerlich was sollten sie denn machen, wenn es ihnen, in der Masse gesehen, zu bunt wurde? Diese Frage kam erst 1989 auf, da galt der Slogan, "kommt die DM nicht zu uns, dann gehen wir zu ihr". Jetzt sind sie da und Ruhe gibt es trotzdem nicht, weil es so manchen nicht Recht ist und das von beiden Seiten aus gesehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist leicht gesagt, wenn man nicht selbst in einer Diktatur gelebt hat. Außerdem haben sich viele mit dem System arrangiert. Vielen galt daher der Rückzug ins Private als Ausgleich für den allgegenwärtigen Staat und seine Inszenierungen.

Die allgegenwärtige Stasi sorgt natürlich auch für ein Klima des Misstrauens. Man konnte nie sicher sein, wem man noch vertrauen konnte.

Hinzu kommt eine omnipräsente Propaganda, die den Westen als äußeren Feind aufgebauscht hat, um den Zusammenhalt im Inneren zu fördern. Die Kunst der Propaganda besteht darin, die Bürger so schnell über den Tisch zu ziehen, dass die entstehende Reibungshitze als Nestwärme empfunden wird.

Erstens ist die Möglichkeit, in andere Länder zu reisen, nicht wirklich das Wichtigste im Leben.

Zweitens: Wenn du weißt, dass du erschossen, zumindest aber eingesperrt wirst, wenn du es versuchst, dann versuchst du es lieber nicht.

Drittens: Selbst wenn die Flucht gelingt, nimmst du fast nichts mit und musst von vorn anfangen und dir ein komplett neues Leben aufbauen. Ob du woanders einen Job findest und deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst, weißt du nicht.