Warum gibt es Non-Binäre Geschlechtsidentidäten?

2 Antworten

Von Experte LunarEclipse bestätigt

Weil ich kein femininer Mann und keine maskuline Frau bin. Wie feminin und wie maskulin ich bin hat nichts damit zu tun, was mein Geschlecht ist.

Außerdem habe ich auch Geschlechtsdysphorie darüber, das ich nicht in einem uneindeutigen Körper geboren wurde. Auch ich fühle mich nicht nichtbinär, ich habe Dysphorie und Euphorie über bestimmte Merkmale von mir und habe per Ausschlussprinzip ermittelt, das ich hätte intergeschlechtlich geboren werden müssen, um diese Probleme nicht zu haben. Ergo: Nichtbinär.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
Warum gibt es Non-Binäre Geschlechtsidentitäten?

Warum gibt es binäre Geschlechter? Warum gibt es transgender? Wie würdest du das denn beantworten? Ich denke die Frage "warum" ist hier nicht die richtige Frage. Das klingt so, als würde man sich das aussuchen, was aber nicht der Fall ist.

Tatsächlich entsteht die Geschlechtsidentität bereits im Mutterleib - auch nicht-binäre Menschen werden also genau so geboren. Genau wie cis Mensch auch.

Wieso gibt es so etwas wie Genderfluid, Demigirl, Bigender etc.? Man könnte doch einfach akzeptieren das es feminine Männer und maskuline Frauen gibt.

Und da hast du den ersten Denkfehler. Feminin oder maskulin zu sein oder sich so zu verhalten hat nichts mit Geschlechtsidentität zu tun. Die Geschlechtsidentität beschreibt, wie man sich selbst und sein Geschlecht wahrnimmt und ob man sich damit identifizieren kann, oder eben nicht.

Eigentlich ist es ganz simpel; hier ein Beispiel: wenn dir bei der Geburt "weiblich" zugewiesen wurde und du dich damit auch wohlfühlst, bist du cis. Wenn du aber spürst, dass du dich beispielsweise nur zu einem Teil weiblich fühlst, bist du Demigirl und somit im nicht-binären Spektrum.

Übrigens können auch Menschen, denen männlich zugewiesen wurde, sich beispielsweise als Demigirl fühlen.

Und hier ist folgendes ganz entscheidend: jeder Mensch nimmt Weiblichkeit oder Männlichkeit ganz individuell wahr. Daher ist die Frage "was ist eigentlich weiblich/ männlich?" nicht sinnvoll. Was du als typisch weiblichen wahrnehmen magst, wird eine andere Person ganz anders wahrnehmen. Es ist also unwichtig, was andere darüber denken. Wichtig ist, was man selbst darüber denkt.

Dazu muss man nicht neue Geschlechtsidentitäten erfinden.

Diese Geschlechtsidentitäten hat auch niemand erfunden; tatsächlich gab es nicht-binäre Menschen schon immer. Nur eben diese Begriffe gab es nicht; aber Sprache hat sich eben schon immer weiterentwickelt.

Übrigens wurde genau dieses Argument lange Zeit gegen transgender benutzt, auch heute noch wird behauptet, transgender gäbe es nicht. Davor wurde das gleiche über Homosexualität gesagt, nur mal nebenbei.

Und woher weiß man eigentlich wie sich eine Frau oder ein Mann fühlt?

"Man" weiß es nicht. Man weiß nur, wie man sich selbst fühlt. Wie andere Männlichkeit oder Weiblichkeit wahrnehmen, kann man nicht wissen, aber das ist auch überhaupt nicht relevant. Nochmal: es geht hier um die Selbstwahrnehmung. Nicht darum, was andere darüber denken!

Soweit ich weiss "fühlen" sich z.b. Transmänner nicht als Männer sondern empfinden Geschlechtsdysphorie was es für sie unmöglich macht als Frauen zu leben.

So ungefähr. Trans Männer "fühlen" sich in ihrem biologisch weiblichen Körper unwohl. Das ist das, was man als Geschlechtsdysphorie bezeichnet. Also das Unwohlsein im eigenen Körper und der damit verbundene Leidensdruck. Sie wissen also, dass sie "im falschen Körper sind". Da fragt sich niemand, warum sie sich so fühlen. Es ist einfach so.

Und genau so ist das bei nicht-binären Menschen auch! Sie wissen, dass sie sich weder männlich, noch weiblich fühlen; sie können sich damit nicht identifizieren. Warum genau? Nun. Das lässt sich genau so wenig beantworten, wie beispielsweise bei trans Männern. Es ist so. Auch nicht-binäre Menschen werden so geboren.

Es hilft also niemandem zu sagen "trans Männer/ Frauen sind valide aber nicht-binäre Menschen nicht".

Übrigens gibt es nicht-binäre Menschen, die Geschlechtsdysphorie empfinden! Nicht-binär ist nämlich ein Spektrum und jeder nicht-binäre Mensch nimmt das individuell wahr. Einige fühlen sich in ihrem Körper unwohl. Andere nicht.

Wozu benötigen wir Geschlechter wie Non-Binär und co, wenn man als Frau extrem maskulin sein kann und als Mann extrem feminin, ohne Transgender zu sein?

Geschlechtsidentitäten* nicht Geschlechter. Und nochmal: das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob man feminin oder maskulin aussieht oder sich so verhält. Es gibt trans Männer, die sich trotzdem "feminin" verhalten und umgekehrt genau so.

Nicht-binäre Menschen existieren nun mal, auch, wenn man das eventuell nicht nachvollziehen kann. Aber muss man das denn unbedingt?

Es gibt genug Menschen, die transgender nicht verstehen können, weil sie nicht "betroffen" sind. Trotzdem respektiert man sie und sagt nicht, dass ihre Existenz "unnötig" ist. Wieso sagst du das also über nicht-binäre Menschen?

Man muss es nicht verstehen. Aber es gibt non Mal nicht-binäre Menschen. Das war schon immer so.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community