Warum gibt es ein Zinn(II)-Ion? und warum wird Zinn mit Zinn(IV) dargestellt?

2 Antworten

Du vermischt einige Sachen:

Sn(II) oder Sn(IV) ist erst mal nur die Oxidationsstufe, also die Anzahl der abgegebenen Elektronen.

Ob es ionisch ist oder nur polar, hängt von der Elektronegativitätsdifferenz ab, also vom Gegenion. Ohne das spezielle Gegenion macht eine Diskussion über Ionen keinen Sinn.

Zinn steht in der 4. HG, also möchte es auch gerne Sn(IV) werden. Das ist die stabilste Stufe. Aber eben nicht die einzige. Es gibt einen (für die Schulchemie uninteressanten) Effekt, durch den auch Sn(II) existiert, das aber nicht sehr stabil ist. Zinn(II) Chlorid ist ein starkes Reduktionsmittel und reagiert dabei gerne weiter zum Zinn(IV) Chlorid. Einen ähnlichen Effekt hast du in der Schule schon bei Kohlenmonoxid und Kohlendioxid kennengelernt. Auch hier ist das Monoxid für eine Weile (meta-)stabil und kann isoliert werden. Aber bereits die Existenz von Sauerstoff führt dazu, daß es in der Atmosphäre langsam zu CO2 als stabiles Endprodukt weiterreagiert.

m.f.G.

anwesende


Traunfugil 
Beitragsersteller
 03.01.2024, 12:57

dankeschön! Könntest du mir den Effekt erläutern? Studiere tatsächlich

anwesende  03.01.2024, 15:06
@Traunfugil

Dann solltest du das eigentlich wissen ;-)

Die Stabilität der MCl2 nimmt von C nach Pb zu, aber erst bei Pb ist PbCl2 stabiler als PbCl4. Das kann man mit der Ligandenfeldtheorie oder der "inert pair theorie" begründen, aber sieh einfach mal im Greenwood Earnshaw nach.

Traunfugil 
Beitragsersteller
 03.01.2024, 15:47
@anwesende

ja ^^ bin im ersten Semester und hatte die letzten 2 Jahre in der Oberstufe kein Chemie, habe deswegen ein paar Defizite, danke für die Antwort!

Bei schweren Elementen gibt es den Relativistischen Effekt, auch Effekt des inerten Elektronenpaars genannt. Den kannst du nachlesen oder ich erkläre ihn kurz bei Bedarf und auf Nachfrage.
Jedenfalls werden die beiden s-Elektronen der äußersten Schale stärker als erwartet angezogen und damit mehr oder weniger unangreifbar. Bei Thallium, Blei und Bismut ist der Effekt stark ausgeprägt, die stabilsten Oxidationsstufen sind +1, +2 und +3, aber auch eine Periode davor ist der schon merkbar. Beim Zinn ist +4 noch stabiler als +2, beim Blei nicht mehr.
Dass sich der Bindungcharakter mit zunehmener Ladung oder Oxidationszahl von ionisch richtung kovalent verschiebt ist ein allgemeines Phämomen, gibt es auch bei Übergangsmetallen.


Traunfugil 
Beitragsersteller
 03.01.2024, 02:54

Danke danke danke! Und die Oxidationsstufe gibt ja an, wie viele Elektronen das Zinn losgeworden ist, richtig? das heißt Zinn(II)-ion müsste noch 2 Valenzelektronen übrighaben, die dann perfekt mit 2 Chlor Atomen eine Bindung eingehen, eine ionische Bindung, damit bin ich zufrieden.

Aber Zinn(IV) müsste doch dann auch als Ion bezeichnet werden, wenn es 4 Elektronen abgegeben hat und müsste die Edelgaskonfiguration von Krypton haben, richtig?

Und warum ist SnCl4 genau kovalent? die Ladung nimmt ja sogar ab und das mit steigender Oxidationszahl -> steigender kovalenter Charakter verwirrt mich. schließlich ist die Elektronegativitätsdifferenz mega hoch..

Und was mich noch verwirrt: wenn man von Kupfer(II)-Ionen oder so spricht, spricht man bei der Klammer von der "Wertigkeit" und die I oder II gibt dann an, ob das 4s-AO einfach oder zweifach besetzt ist. Da kann man aber doch nicht von der Oxidationsstufe sprechen? was genau ist der Unterschied? wann gilt was?

ThomasJNewton  03.01.2024, 02:59
@Traunfugil

Schlaf erst mal drüber! Zinn abzüglich 4 Elektronen ist nicht Krypton, sondern Palladium. Ich bin auch zu müde für eine Antwort.