Warum hat SiO2 eine kovalente Bindung?
Hallo,
SiO2 hat (oder ist?) eine kovalente Bindung. Da die Elektronegativitätsdifferenz aber 1,8 beträgt (also mehr als 1,7), müsste es ja als ionische Bindung gelten?
Soweit ich verstanden habe, ist der Übergang von kovalent zu ionisch fließend und die 1,7 gesetzt weil dort der ionische Anteil bei 50% liegt. Was dies dann aber konkret bedeutet versteh ich weniger. Vielleicht liegt mein Unverständnis also hier...
Oder kommt der kovalente Charakter daher, dass die EN vom O durch 2 geteilt werden muss?
Danke.
Das gleiche Problem habe ich eigentlich bei K-I, da dies ja eine Ionenbindung ist, die EN-Differenz aber nur bei 1,3 liegt. Auch wenn es hier logischer erscheint da K als Alkalimetall und I als Halogen, ja gerne zu Ionen werden und sich dann verbinden.
1 Antwort
Vergiß das Elektronegativitätsgefasel, das sind bestenfalls Faustregeln.
Kaliumiodid ist ionisch gebaut. Das sieht man empirisch an allen möglichen Eigenschaften, z.B. daß es beim Lösen in vielen Lösungsmitteln in Ionen dissoziiert oder daß die Atome genauso wie beim NaCl in einer Art dreidimensionalem Schachbrettmuster angeordnet sind, wobei jedes Ion von 6 des anderen Typs umgeben ist.
Siliciumdioxid ist eine ganz andere Nummer. Es löst sich nicht in irgendwelchen Lösungsmitteln (außer, wenn es chemisch reagiert, aber nie bilden sich simple Ionen wie Si⁴⁺ oder O²¯), der Sauerstoff reagiert nicht basisch wie in echt ionischen Oxiden, und die Struktur entspricht dem, was man von einer kovalenten Verbindung erwartet (Si ist vierbindig, O zweibindig).
Die Realität gewinnt, egal, was irgendwelche halbseidenen Faustregeln im Schulunterricht behaupten. Fun Fact: Im Chemiestudium kommt das Wort „Elektronegativität“ vorwiegend in deskriptiver anorganischer Chemie und in der organischen Chemie vor; in eher theorielastigen Disziplinen (physikalische Chemie, Quantenchemie) redet man nur selten davon, und wenn, dann ist das meistens dazu da, daß die anwesenden Organiker auch etwas von dem Vortrag verstehen.
Danke, das war für einmal eine eindeutige Antwort. :)
"Sauerstoff reagiert nicht basisch wie in echt ionischen Oxiden". Wenn ich das so richtig verstehe, heißt das, dass ionisch gebundene Moleküle oder Ionen in Verbindung mit Sauerstoff oxidieren. Bedeutet das dann, dass kovalente Bindungen mit Sauerstoff nicht oxidierend reagieren, sie also z.B. nicht rosten würden?
"die Struktur entspricht dem, was man von einer kovalenten Verbindung erwartet (Si ist vierbindig, O zweibindig)": du willst sagen, dass da es hier Doppelbindungen gibt (O zweibindig, ich geh mal davon aus, dass das für Si auch so gemeint ist - in ionischen Bindungen, hast du ja auch manchmal ein "mehrbindiges" Atom mit z.B. 2 anderen Atomen (Bsp. CaF2)) es sich nur um eine kovalente Bindung handeln kann? Kann vielleicht sein, dass das hier zu komplex wird...
Muss auch noch an die organische Chemie ran, vielleicht wird's dann klarer, aber frage mich gerade, ob diese Chemie dann eher auf kovalenten wie ionischen Bindungen aufgebaut ist, da die Moleküle eine komplexere Struktur annehmen können und Ionische Bindungen ja eigentlich nur Gitter bilden.