Warum gibt es dort keinen Fachkräftemangel?
Meteorologen,Investmentbanker,Automobilbranche und die Pharmaindustrie
Katastrophal sieht es jedoch im Baugewerbe,Metall-Industrie,Pflege,Sozialarbeit,Logistik, im Gastgewerbe etc... aus
3 Antworten
Ich denke mal die von Dir genannten Branchen sind alle sehr fordernd und klingen teilweise nach echter Knüppelarbeit. Und dann sind die meisten im Gegenzug auch nicht gerade die gutbezahlten Bereiche und haben auch nicht ganz das "Prestige", wie die anderen.
warum gibt es dort keinen Fachkräftemangel?
Weil es dort ganz offensichtlich ausreichend Fachkräfte gibt...
... sonst gäbe es auch dort einen Mangel an Fachkräften
Genauer: Mindestens seit der Jahrtausendwende scheinen Bildungspolitiker nur ein Ziel zu kennen: möglichst viele Abiturienten. Notfalls korrigiert man sogar noch Abiturnoten nachträglich nach oben (wie nun schon 2 Mal in Mecklenburg-Vorpommern geschehen).
Folge hiervon ist, dass ein Großteil derer, die vor allem handwerklich begabt sind, also gute Facharbeiter geworden wären, zu Studenten werden, die scheitern, da sie zu wenig studierfähig sind.
Man hat nun schon über Jahre hinweg viel zu viele junge Menschen hin zu für sie ungeeigneten Schulen und Berufen gedrängt und jammert jetzt über den daraus resultierenden Fachkräftemangel ebenso wie über "studienunfähige Studenten".
Zudem ist hierdurch der Volksschulabschuss entwertet worden, da den jetzt nur noch Jugendliche anstreben, die zu wenig lernwillig sind. Diesen Abschluss in Mittelschulabschluss umzubenennen (wozu man sich in Bayern entschlossen hat), hilft da rein gar nichts. Selbst dann nicht, wenn er — wie heute — erst mit 16 statt wie früher schon mit 14 Jahren erworben wird.
In meinen Augen gilt: Mindestens 80% aller deutschen Bildungspolitiker haben in den beiden letzten Jahrzehnten unserem Bildungssystem mehr geschadet als genützt. Dies gilt insbesondere für Schulreformer, die viel zu wenig die Meinung erfahrener Lehrer berücksichtigt haben, allen voran für jene, die in der Frage, wie weit Digitalisierung des Unterricht schon in der Volksschule denn überhaupt wünschenswert (oder nicht eher zum Schaden der Schüler) ist, einzig und alleine der IT-Lobby geglaubt haben oder das immer noch tun.
Das ist weniger ein Fehler der Politiker. Die Anforderungen an die begehrten Berufe sind nun mal - fälschlicherweise - abstrakter Natur.
Die Anforderungskriterien werden aber nun mal vor allem von der Wirtschaft gestellt.
Kein Wunder, dass sich jeder junge Mensch dorthin drängt, wo die Anforderungen leichter und der Verdienst und auch die Reputation geringer ist.
Denn von Handwerkern habe ich eine ungeheuer hohe Meinung, von einer Reihe von Anwälten, Ärzten und Steuerberatern nicht.
Warum sollten Anforderungen "abstrakter Natur" leichter und mit geringerer Reputation verbunden sein? In meinen Augen ist genau das Gegenteil der Fall.
Kannst Du an Beispielen erklären, was Du meinst?
Die Anforderungen an die begehrten Berufe sind nun mal - fälschlicherweise - abstrakter Natur.
Hier - glaube ich - ist es noch verständlich.
Danach habe ich mich aber falsch ausgedrückt.
Es sollte natürlich heißen:
"Kein Wunder, dass sich jeder junge Mensch dorthin drängt, wo die Anforderungen leichter und der Verdienst und auch die Reputation höher sind."
Statt "Verdienst" wäre richtiger "vermeintlicher Verdienst". Gute Handwerker nämlich verdienen heute recht gut, sobald sie Meister sind und sich selbständig machen.
Die gibt es immer. Es gibt auch Anwälte oder Ärzte mit kleinem Verdienst.
Aber der Startverdienst eines Handwerkers, der meist für einen kleinen Krauter arbeitet ist gering, schon in der Ausbildung.
Studierte haben eher ordentliche Anfangsgehälter, verglichen mit dem Handwerk. Auch arbeiten sie regelmäßig in Großunternehmen und Behörden.
Hinterher haben die Handwerker die Chance, unentbehrlich zu werden, aber der Weg zu gutem Geld ist lang.
Nebenbei: Jeder Handwerksmeister hat ganz automatisch uneingeschränkte, also wirklich volle Hochschulreife, kann dann also jederzeit studieren, was auch immer er möchte, falls er sich das dann noch wirklich wünscht.
Daher denke ich: Wer sich nicht sicher ist, eher theoretisch veranlagt zu sein, wird immer besser fahren, erst mal Handwerkmeister zu werden.
Was der Meister für Handwerker, ist der Techniker für Facharbeiter. Letzterer eröffnet dieselben Chancen, ist aber typischerweise in großen bis sehr großen Firmen tätig. Er muss nicht notwendig viel von Betriebswirtschaft verstehen, sollte aber Führungsqualitäten haben. Meister, Techniker und Leute mit Bachelor-Abschluss sind - was uneingeschränkte Studienberechtigung betrifft - einander gleichgestellt.
Tatsache also ist:
Wer direkt nach Schulabgang eine betriebliche Ausbildung macht, kann in 6-8 Jahre nach Schulabschluss denselben Status haben wie jemand, der an einer FH oder auch mit Abitur bis hin zum Bachelor studiert hat.Warum scheint das so wenigen bewusst zu sein (und vor allem denen nicht, die sich ein wenig vor Theorie fürchten)?
Man lese auch die Seite https://stellenmarkt.faz.net/karriere-lounge/im-beruf/weiterbildungen/meister-oder-techniker-weiterbildung-aber-welche/ .
Sie erklärt, wie sich Meister von Technikern unterscheiden.
Bei der Meisterausbildung liegt der Fokus mehr auf der praktischen Expertise sowie auf der Personalverantwortung, dem Führen und Ausbilden von Mitarbeitern. Währenddessen ist ein staatlich geprüfter Techniker ein Fachexperte auf seinem Gebiet, der die Prozesse und Technologien in der Theorie exzellent beherrscht und dadurch auch in der Entwicklung, Konstruktion, Forschung oder Beratung gefragt ist. Die Verantwortung liegt eher auf den Inhalten, den Produktionsabläufen oder der Qualität und Sicherheit und seine Stelle kommt eher der eines Ingenieurs gleich.
welche Gründe hat das ?