Warum geht kaum noch wer ins Handwerk?

8 Antworten

Wie soll den so eine Quote funktionieren? Du kannst doch weder Betriebe noch Abiturienten zwingen die Quote zu erfüllen? Das Problem sind wohl in erster Linie Verdienst und körperlich Belastung, zumindest als angestellter Handwerker in klassischen Handwerksbetrieben ist der Verdienst oft bescheiden und die körperliche Belastung hoch. Gutes Geld verdienen da meistens nur die Firmeninhaber, hier müsste man meines Erachtens mal umdenken und der Staat müsste mehr in Umschulungen investieren für Handwerker, die nach einigen Jahrzehnten ihre körperlichen Grenzen erreicht haben. Und es gibt ja durchaus Handwerker mit Abitur, zwei gute Freunde von mir sind beide diesen Weg gegangen.

Das Problem ist keine Abiturientenquote, sondern die Tatsache, das das Abitur heute leichter ist als früher ein Realschulabschluss. Jeder Hans und Franz macht Abitur, kann aber das kleinste gemeinsame Vielfache oder den größten gemeinsamen Teiler von 2 Zahlen nicht bestimmen, das sind dann Leute die Ingenieurwissenschaften studieren und einen Hammer nicht richtig herum halten können. Hier liegen die Probleme. In meiner Straße haben tatsächlich früher alle Männer mitgeholfen, wenn eine Umbaumaßnahme oder ein Anbau gemacht werden sollte, der eine hat gemauert, einer gemalert, einer war Klempner einer Dachdecker, die habe nicht alle in den Jobs gearbeitet aber konnten es halt. Heute muss man für den Austausch einer Sicherung 150€ plus Anfahrt bezahlen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe gelernt, FOS, BW, studiert, Meister, TBW

Zum einen ist das Abitur erheblich einfacher geworden als früher und die Politik hat das Studium sehr stark beworben. Leider bieten nicht alle Fächer hervorragende Berufsaussichten, auch wenn das auf der Homepage der Uni steht oder die Profs das bei der Studienberatung erzählen. Das sehen die Absolventen dann hinterher ein, wenn sie nach ihrem Master noch einmal eine Ausbildung machen dürfen.

Zum anderen gibt es im Handwerk leider viele Ausbeuterbetriebe und das Gehalt ist auch nicht gerade viel, hinzu kommt noch die körperliche Arbeit. Das haben uns einige Handwerker berichtet, die an unserem Haus etwas gemacht haben. Zumal es auch für die guten Handwerkerbetriebe schwierig ist, gute Azubis zu bekommen.

Das Handwerk hat einfach einen schlechten Ruf. Miese Arbeitszeiten, rauer Umgangston, schlechte Bezahlung... Und als Frau überlegt man es sich zwei mal, ob man sich dem wirklich aussetzen will.

Ich wäre gerne bei dem örtlichen Schreiner in die Lehre gegangen, aber ich hatte keinen Bock mich ständig wegen meines Geschlechts rechtfertigen zu müssen. Lehrjahre mögen keine Herrenjahre sein, aber ein normaler Umgangston ist nicht zu viel verlangt.


iQDetectiv 
Beitragsersteller
 22.11.2023, 11:21

Genau das ist auch mein Punkt "der Umgangston"
Wenn der nicht so wäre und man auch im Handwerk nette verständnisvolle (wenigstens) Mitarbeiter hätte, würden viel mehr einen Handwerksberuf ergreifen.
Hier fehlt es an Respekt gegenüber Lehrlingen und Fachkräften.

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Die Jugend ist zu weich geworden.

Das jemand sie herumschickt und Ihnen die ganze Zeit sagt was sie tun müssen ist für sie zu viel.

Ebenso, ist es oft zu früh und hart.


Jackyboy66  22.11.2023, 10:16

Hahaha mache gerade eine Ausbildung als Dachdecker

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StRiW  22.11.2023, 10:23

Nein die Arbeitgeber und anderen Angestellten tun sich schwer, den jungen Leuten entgegen zu kommen.

Weil Lehrjahre sind keine Herrenjahre!

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StRiW  22.11.2023, 10:25
@AzubiSovielZeit

Das ist ja nicht das Problem der Azubis, jedoch warum gibt man Azubis unter 21 nicht die gleichen freien Tage wie den Schülern die weiter zu schule gehen?

Ein gleichwertiges AZUBItickit wie den Studenten?

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AzubiSovielZeit  22.11.2023, 10:31
@StRiW

Bin nicht sicher, glaube aber nicht dass die Schüler auf die freien Tage schauen bei ihrer Berufswahl, sondern was sie machen möchten.

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StRiW  22.11.2023, 10:34
@AzubiSovielZeit

Weniger als man denkt.

Eine Lehre kommt allein aus den Gründen weniger Freizeit und Freiräume oft schon nicht mehr in Betracht. So werden die Lehrberufe oft da schon aussortiert!

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Vanaheim  22.11.2023, 10:26

Meine volle Zustimmung !

Ich habe Generationen Lehrlinge in meinem Handwerk ausgebildet und zuletzt blieben nur etwa ein Drittel bis zur Gesellenprüfung.

Ich begann meine Lehre mit 14 und war mit 17 ausgelernter Geselle und verdiente mit 17 Gesellenlohn.

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iQDetectiv 
Beitragsersteller
 22.11.2023, 10:34

Davon bin ich nicht überzeugt.
Kaum einer hat ein Problem damit ein Reifen zu wechseln, falls es das ist was du meinst mit "zu weich geworden". Wie die Aufforderung kommt, ist wohl ehr das Problem. Hier sind Arbeitgeber und Kollegen gefragt, ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen.
Die Eigenschaften die ich oben bereits nannte plus die Verständigungsprobleme sind wohl der Grund für den Verdruss.

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AzubiSovielZeit  22.11.2023, 10:37
@iQDetectiv

Warst du schon mal um 7.00 Morgens im Winter einen 100 Kilo Schrank 2 Stockwerke hochschleppen? Ich schon in einem Schreiner Praktikum, bei solchen erfahrungen wollte ich einen bequemeren Job.

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StRiW  22.11.2023, 10:42
@iQDetectiv
Die Eigenschaften die ich oben bereits nannte plus die Verständigungsprobleme sind wohl der Grund für den Verdruss.

Na ja die Erwartungen sind eine andere:

Der Ausbilder je nach Prägung möchte mehr oder minder jemanden haben, der schnell lernt, arbeiten selbständig übernimmt und schlicht das macht was man ihm sagt ohne wenn und aber!

Der Azubi will selbst entscheiden und mitreden. Freiräume für sich und seine Bedürfnisse haben.

Da sind Leute mit Abitur oft schon schwerer zu führen, wie Azubis mit 14 oder 15 Jahren.

Ebenso neigt, so mancher Ausbilder, seinen Azubis die gleichen Rosskuren anzutun wie er selbst hat erlebt. Wir sind ja nicht bei wünsch mir was.

Das führt zu viel Frust auf beiden Seiten.

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iQDetectiv 
Beitragsersteller
 22.11.2023, 11:07
@AzubiSovielZeit

Ich arbeite auch bei Wind und Wetter draußen um 6, dennoch sehe ich das Problem eher im Ton als im Tun, warum Azubis gehen bzw. die Lust am Beruf verlieren.
In meinem Freundeskreis hatte ich kein Problem eine Platte 130Kilo in den 2 Stock zu heben, auch viele Azubis tun das für ihre Freunde; mit Freunden geht das alles gut, warum läuft es dann nicht im Betrieb? Weil das Miteinander in einigen Betrieben völlig verkommen ist.

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